Für den möglichen Kauf von Playtech holt sich JKO Play mit Vikrant Bhargava den Mitbegründer von Party Digital als Investor mit an Bord. (Bildquelle: jkoplay.com)
Im vergangenen Oktober schockte der australische Spielautomatenhersteller Aristocrat die Glücksspielindustrie. Für rund 2,7 Milliarden US-Dollar legte der Glücksspielkonzern dem Rivalen Playtech ein Übernahmeangebot vor, welche dieser nicht abschlagen konnte. Was jedoch zu Beginn wie ein sicherer Kauf von Playtech durch Aristocrat aussah, entpuppte sich wenig später zu einer möglichen Bieterschlacht, denn plötzlich zeigte ebenfalls JKO Play Interesse an einer Übernahme. Dass es sich hierbei nicht nur um reine Absichtserklärungen handelt, sondern tatsächlich wohl bald ein handfestes Angebot beim Vorstand von Playtech im Briefkasten landet, dafür spricht die neuste Nachricht. Wie Medien vermelden, soll JKO Play für die Übernahme Vikrant Bhargava an Bord geholt haben. Der britisch-indische Milliardär ist der Glücksspielwelt wahrlich kein unbekannter.
Der Kauf von Playtech dürfte JKO Play mehr als 3 Milliarden US-Dollar kosten
Seit etwas mehr als einem Jahr bereits versucht der Eigentümer von JKO Play, der ehemalige Besitzer eines Formel-1-Teams Eddie Jordan, in die lukrative Glücksspielbranche einzusteigen und ist dafür bereit Milliarden US-Dollar auszugeben. Zuerst versuchte er sich zusammen mit seinem Partner und CEO von JKO Play Keith O’Loughlin an der Übernahme von OpenBet, der bekannten Sportwetten-Plattform, welche damals noch im Besitz von Scientific Games war. 1 Milliarde US-Dollar waren am Ende jedoch zu wenig und so gingen Eddie Jordan und Keith O’Loughlin leer aus. Dieses ausgebootet werden soll im Fall von Playtech allerdings nicht noch einmal passieren, warum JKO Play auf finanzieller Seite alles daran setzt, dass der Kauf des Spielautomatenherstellers gelingt und am Ende Aristocrat als Verlierer dasteht. Damit jedoch JKO Play überhaupt eine Chance auf den Erwerb des bekannten Online Casino Lieferanten hat, bedarf es deutlich mehr Geld als noch im Falle von OpenBet. Mindestens 10 Prozent über den 2,7 Milliarden US-Dollar, die Aristocrat geboten hat, muss ein Angebot von JKO Play für den Kauf liegen, was einen Preis von mehr als 3 Milliarden US-Dollar bedeutet. Wahrscheinlich dürfte der Preis noch höher liegen, da die Australier eindeutig vonseiten des Vorstands bei Playtech als neue Heimat des Unternehmens favorisiert werden. Zudem sieht das Aufgehen in einem der weltweit führenden Glücksspielunternehmen mit dem Ziel, den größten Glücksspielkonzern zu schaffen, deutlich besser aus als von einem Finanzkonstrukt geschluckt zu werden.
Für Aristocrat wäre die Übernahme von Playtech der perfekte Weg, sich im digitalen Geschäft mit Online Casinos sowie mit Sportwetten an vorderster Front zu positionieren. Zudem würde über den Spielautomatenhersteller und seine italienische Tochter Snaitech die Eroberung der europäischen Märkte deutlich einfacher zu bewerkstelligen sein. Das starke Geschäft im terrestrischen Bereich mit Spielautomaten von Aristocrat kombiniert mit dem Online-Business von Playtech würde einen Glücksspielkonzern schaffen, der in einigen Jahren zu klaren Nummer eins in der Industrie werden könnte.
Mit Vikrant Bhargava steigen die Chancen deutlich
Zwar hat bislang JKO Play noch kein offizielles Angebot zum Kauf von Play vorgelegt, doch immerhin scheint die Absicht zum Erwerb bereits so überzeugend zu sein, dass der Spielautomatenhersteller dem Finanzkonstrukt mehr Zeit einräumte. Bis 26. Januar 2022 muss nun ein handfestes Angebot erfolgen oder Aristocrat erhält den Zuschlag. Die Chance, dass es in den nächsten zwei Wochen sehr zum Gefallen der Aktionäre tatsächlich zu einer Bieterschlacht kommt, erscheint mittlerweile größer denn je. Wie die Zeitschrift „The Times“ berichtet, soll es Eddie Jordan und Keith O’Loughlin gelungen sein, den britisch-indischen Geschäftsmann Vikrant Bhargava davon zu überzeugen, ebenfalls den Kauf von Playtech durch JKO Play zu unterstützen. In welcher Größenordnung die finanzielle Hilfe allerdings ausfallen soll, ist bislang nicht bekannt. Bhargava ist wahrlich kein Unbekannter in der Glücksspielbranche. Er gehört zu den Mitbegründern von Party Digital, bekannt noch heute für seine Marken wie PartyPoker oder PartyCasino. Später fusionierte das Unternehmen mit bwin Interactive und ist heute ein extrem wichtiger Bestandteil von Entain. Als Bhargava 2006 Party Digital nach einem erfolgreichen Börsengang verließ und seine Aktien am Unternehmen verkaufte, soll er rund 1,6 Milliarden US-Dollar erhalten haben. Zusammen mit Keith O’Loughlin, der in der Vergangenheit als Senior Vice President die digitalen Geschäfte von Scientific Games leitete, ein Duo, welches Eddie Jordan mit geballter Kompetenz im Bereich Glücksspiel zu Seite stehen würde. Allein die Ankündigung, dass Bhargava gewillt ist, den Kauf von Playtech durch JKO Play finanziell zu unterstützen, stärkt deutlich die Position des Herausforderers in der möglichen Bieterschlacht. Ob all dies am Ende jedoch wirklich ausreicht um Aristocrat in die Suppe zu spucken, wird spätestens am 26. Januar aufgelöst.
Playtech in 2020 im Überblick:
- Umsatz: 1,079 Milliarden Euro
- EBITDA: 254 Millionen Euro
- Gewinn: 27 Millionen Euro
Hinterlasse einen Kommentar