WestSpielIm Bundesland NRW bahnt sich ein Paukenschlag im Bereich des Glücksspiels an, denn wie jetzt durch den „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekannt wurde, will das Bundesland NRW die Firma WestSpiel verkaufen. Dieses über die NRW Bank vom Bundesland selbst gehaltene Unternehmen soll dadurch privatisiert werden. Als möglicher Interessant wäre dabei sicherlich auch Deutschlands größter Glücksspielkonzern Gauselmann eine Option, der ja bereits in Sachsen-Anhalt zwei große Merkur Casinos betreibt und bald ein drittes eröffnen wird. Ebenfalls könnten noch andere Unternehmen, wie beispielsweise die CASAG oder die Novomatic AG, beide aus Österreich, an den insgesamt 6 Spielbanken von WestSpiel Interesse bekunden.

CDU und FDP wollen WestSpiel möglichst schnell loswerden

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt, hat sich die neue Regierung aus CDU/FDP in NRW dazu entschlossen, WestSpiel, den landeseigenen Betreiber von 6 Spielbanken, zu veräußern und somit zu privatisieren. Damit geht Schwarz-Gelb in dem Bundesland schon bereits im zweiten Bereich, der mit Glücksspiel zu tun hat, neue Wege. Denn NRW gehört auch, zusammen mit Hessen, zu den Rebellen, die sich hinter Schleswig-Holstein gestellt haben, um einen neuen, EU-konformen Glücksspielstaatsvertrag auf Bundesebene mit Online Casino Lizenzen auf den Weg zu bringen. Hauptgrund für den geplanten Verkauf von Westspiel, der am 8. Mai in einem Kabinettsbeschluss zementiert werden soll, sind die seit Jahren anhaltenden Verluste, welche die Casinos zusammen schreiben. Seit 2012 gelang es WestSpiel ein einziges Mal Schwarze Zahlen zu schreiben und dies nur, weil 2 Kunstwerke vom berühmten Maler Andy Warhol für den gigantischen Betrag von rund 120 Millionen Euro versteigert wurden. Diese Geld sollte damals für eine erfolgreichen Restrukturierung benutzt werden und WestSpiel in profitables Fahrwasser führen. Gebracht hat dies jedoch alles nichts. Das Unternehmen generiert weiterhin jedes Jahr Verluste, sieht sich ständiger Negativkritik ausgesetzt und so zieht jetzt die neue Regierung in NRW endlich die Reißleine. Mit dem geplanten Verkauf dürfte auch der hochbezahlten Geschäftsführer Steffen Stumpf auf seinem Posten ins Wackeln geraten. Denn laut den letzten veröffentlichten Daten von 2016 verdiente dieser bei WestSpiel 204.000 Euro pro Jahr, wovon allein 174.000 Euro als Löwenanteil auf die Festvergütung entfallen. Hier kommen noch rund 10.000 Euro sonstige Bezüge hinzu und 20.000 Euro als erfolgsabhängiger Bonus. Gerade letzterer erscheint vor dem Hintergrund der ständigen Verluste von WestSpiel eher als kostenintensiver Scherz.

Neben den vier Spielbanken in NRW in Aachen, Bad Oeynhausen, Duisburg und Hohensyburg, betreibt WestSpiel außerdem noch die beiden Standorte in Bremen und Bremerhaven. Der nun anvisierte Verkauf könnte vor allem für Gauselmann hochinteressant sein. Zum einen hat der Konzern bereits in Sachsen-Anhalt gezeigt, wie deren Merkur Casinos profitabel geführt werden können. Zum anderen wäre dies eine sehr gute Möglichkeit die Verluste an eigenen Spielhallen, aufgrund der zahlreichen Schließungen, zu kompensieren. In Sachsen-Anhalt bestand zudem eine ähnliche Situation wie jetzt in NRW. Die damals staatlich betriebenen Spielbanken machten jedes Jahr immense Verluste und wurden am Ende geschlossen. Erst durch die Vergabe der Lizenzen an Gauselmann zeigte der private Betreiber wie lukrativ diese betrieben werden können. Diese Merkur Casinos laufen mittlerweile so gut, das in Halle bereits bald die dritte Spielbank in diesem Bundesland eröffnet wird.

Auch wenn die Spielbanken von WestSpiel Merkur Casinos werden würden, bliebe viel zu tun

Egal ob die 6 Spielbanken von WestSpiel Merkur Casinos werden oder womöglich in die österreichischen Hände der CASAG oder Novomatic fallen, eines ist sicher, es wartet jede Menge Arbeit auf den neuen Eigentümer. Zuerst wird es darauf ankommen, welche Bedingungen an den Verkauf die Regierung in NRW knüpfen wird. Müssen alle Standorte erhalten bleiben, würde dies beispielsweise für Gauselman bedeuten, die extrem defizitären Casinos außer Duisburg und Aachen erst einmal wieder auf Vordermann zu bringen. Zudem wäre dann noch die größte Frage zu klären: Was wird aus dem geplanten Casino in Köln? Und diese Frage ist nicht gerade einfach zu klären, immerhin steigen die Kosten des Projekt permanent und behördliches Chaos, wie schon in Berlin beim BER zu verfolgen, erschweren die Situation zusätzlich. Für den Erhalt des Standorts Köln wiederum spricht, dass die Stadt gewaltiges Potential bietet und die Pläne das größte Deutsche Casino vorsahen. Hier könnte dann tatsächlich ein riesiges Merkur Casinos für eine Firma wie Gauselmann Sinn ergeben. Abseits dessen wird es jedoch für den neuen, möglichen Eigentümer von WestSpiel ebenfalls nicht einfach werden, das ganze Konglomerat in die Schwarzen Zahlen zu hieven, vor allem wenn alle Standorte erhalten bleiben sollen. Die Daten aus der letzten veröffentlichten Bilanz für 2016 sehen nicht gerade rosig aus. Die Bruttospielerträge stiegen nur minimal um 1 Prozent und damit deutlich niedriger als die Gesamterträge aller Spielbanken in Deutschland zusammengerechnet. Ein deutliches Zeichen, dass hier definitiv was falsch läuft. Zusätzlich sank die Zahl der Besucher bei WestSpiel um -2,4 Prozent und dadurch fielen auch die Trinkgelder, Tronc genannt, um gewaltige 10 Prozent auf nur noch 9 Millionen Euro. Dies fiel vor allem zulasten der Mitarbeiter. Bei aller berechtigter Kritik, gibt es jedoch einen Lichtblick für jeden potentiellen Käufer. Der jährliche Verlust nach Steuern konnte 2016 von vormals rund 8,5 Millionen Euro auf circa 2,9 Millionen Euro deutlich reduziert werden.

Erst Mitte vergangenen Monats wurde bekannt, dass der erst im Oktober 2017 hinzugestoßene Geschäftsführer Henning Graf von Schwerin nach kurzem Engagement das Handtuch warf. Differenzen mit dem Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung von WestSpiel soll hier der Hauptgrund für diesen Schritt gewesen sein. Nach dem Verkauf des Unternehmens, dürften wohl auch die Tage des anderen Geschäftsführers Steffen Stumpf und dessen hochdotiertem Vertrag gezählt sein.

 

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