Novomatic Bernhard Krumpel

Mit Bernhard Krumpel, dem ehemaligen Pressesprecher von Novomatic, wurde nun im Ibiza-Ausschuss eine zentrale Figur des Skandals befragt. (Bildquelle: pixabay by geralt)

Mit Spannung wurde der Auftakt der zweiten großen Befragungsrunde im Ibiza-Untersuchungsausschuss erwartet, denn endlich war der ehemalige Pressesprecher von Novomatic geladen. Viele sehen in Bernhard Krumpel aufgrund seiner zahlreichen Verflechtungen zu weiteren Personen, gegen die die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ebenso ermittelt, eine Art Spinne im Netz des ganzen Skandals rund um Novomatic, FPÖ und CASAG. Viele Fäden führen zu, von oder über ihn und so war seine Befragung durch die Parlamentarier eine der wichtigsten im bisherigen Ibiza-Untersuchungsausschuss. Ob er jedoch eine wirklich eine Art Spinne im Netzwerk von Novomatic oder nur in seinem eigenen über Jahr aufgebauten Geflecht war, konnte der Ausschuss leider nicht wirklich komplett aufklären.

Welche Rolle spielte Bernhard Krumpel bei der Bestellung von Peter Sidlo durch Novomatic?

Eigentlich ist die Hauptaufgabe eines Pressesprechers, den Arbeitgeber gegenüber den Medien sowie der Öffentlichkeit möglichst in ein strahlendes Licht zu tauchen. Eher schlecht ist es hingegen, wenn der Pressesprecher, wie im Falle von Bernhard Krumpel und Novomatic, selbst zum Gegenstand vor allem negativer Berichterstattung wird. Obwohl er folgerichtig wegen immer weiteren Veröffentlichungen im Ibiza-Skandal beim Spielautomatenhersteller ausschied, die ihn immer stärker in den Fokus rückten, wollte der Untersuchungsausschuss natürlich einige Frage beantwortet wissen. Der erste Komplex drehte sich dabei um Peter Sidlo und wie dieser in den Vorstand der CASAG auf dem Ticket von Novomatic gelangte.

Bernhard Krumpel gab freimütig zu, dass er Sidlo bereits seit rund 10 Jahren kenne, mit ihm freundschaftlich verbunden wäre und zudem diesen dem damaligen CEO von Novomatic vorgestellt hatte. Angeblich wäre Peter Sidlo selbst auf ihn zugekommen und hätte um ein Treffen mit Harald Neumann gebeten, dem Krumpel natürlich ganz der Freund nachgekommen ist. Empfohlen hätte er den FPÖ-Politiker allerdings nicht für den Posten des Finanzvorstands bei der CASAG, aber möglicherweise auf seine Arbeit bei der Sigma Investmentgesellschaft verwiesen. Des Weiteren gab Bernhard Krumpel zu, in der Zeit als Pressesprecher bei Novomatic Sidlo für eine Mitarbeiterveranstaltung bei der CASAG im Einmaleins des guten Benehmens geschult zu haben. Bei seinen Bewerbungstermin beim Aufsichtsrat der CASAG hatte er jedoch seine Finger nicht im Spiel, so Krumpel vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss.

Nach den Aussagen von Harald Neumann und nun Bernhard Krumpel ist immer noch nicht ganz klar, wer innerhalb von Novomatic es nun für eine gute Idee hielt, Sidlo als Finanzvorstand vorzuschlagen. Warum wurde auf einen Provinzpolitiker der FPÖ zurückgegriffen und nicht ein Manager des eigenen Glücksspielkonzerns vorgeschlagen? War Peter Sidlo nun Bestandteil eines von der WKStA vermuteten Deals zwischen dem Spielautomatenhersteller und der FPÖ oder nicht? Wollte Bernhard Krumpel womöglich nur seine alten Freund über Novomatic zu einem äußerst lukrativen Pöstchen bei der CASAG verhelfen oder steckt mehr dahinter? Auf all diese Fragen gab es leider keine Antworten.

„Ein paar Leutchen teilen sich das Ganze auf!“

Diese paar Wörter waren wohl einer der bemerkenswertesten Sätze, die einem der Parlamentarier im Ibiza-Untersuchungsausschuss bei der Befragung von Bernhard Krumpel zu Novomatic und der FPÖ über die Lippen rutschten. Der Abgeordnete Stogmüller von den Grünen bezog sich hierbei auf das kleine Netzwerk aus insgesamt vier Personen, die irgendwie in fast alle Bereiche rund um den Skandal involviert sind und sich seit Jahren kennen. Hierzu gehört Bernhard Krumpel, der ehemalige Pressesprecher von Novomatic, der früher auch für den Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka arbeitete, als dieser noch Landesrat in Niederösterreich war. Des Weiteren Peter Sidlo, Markus Tschank und Markus Braun, der Schwager von Peter Sidlo.

Die Spuren dieses kleinen, aber feinen Netzwerks von Freunden führen einige Jahre zurück zur kleinen, mittlerweile aufgelösten Firma Polimedia. Gegründet wurde diese von Bernhard Krumpel sowie von Markus Tschank. Gegen Letzteren ermittelt die WKStA wegen des Verdachts, dass zahlreiche der FPÖ nahe stehende Vereine, bei denen Tschank wichtige Posten innehatte, als Drehscheibe für illegale Parteispenden fungierten. Sepp Schellhorn, Wirtschaftssprecher der NEOS, legte deshalb in einer Pressemitteilung nahe, dass es sich bei ihm wohl um den Herrn der Schwarzen Kassen innerhalb der FPÖ handeln könnte. Diese beide Herren gründeten die Polimedia als Beratungsfirma, allerdings liefen die Geschäfte laut dem ehemaligen Pressesprecher von Novomatic Bernhard Krumpel nicht besonders gut. Deshalb wurde die Geschäftsleitung später an Peter Sidlo übertragen, mit dem Ziel, die Firma zu liquidieren. Wodurch diese Funktion neben der Arbeit bei der Sigma Investmentgesellschaft Peter Sidlo für denVorstandsposten in einem milliardenschweren Glücksspielkonzern befähigen würde, bleibt das Geheimnis von Bernhard Krumpel und Novomatic. Markus Braun wiederum war ebenfalls in Polimedia involviert und zugleich der Schwager von Peter Sidlo. Beide waren zudem stille Teilhaber der Firma.

Bei diesem kleinen Netzwerk mit dem ehemaligen Presssprecher von Novomatic Bernhard Krumpel, dem ehemaligen FPÖ-Nationalrat Markus Tschank und Peter Sidlo finden sich gleich drei zentrale Figuren rund um den Ibiza-Skandal. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage vom Abgeordneten der Grünen zu verstehen, die impliziert, dass diese Herren sich durch ihre Kontakte und gegenseitige Unterstützung einen großen Kuchen einverleiben wollten. Bernhard Krumpel hingegen konterte diese Mutmaßung mit dem Wort Verschwörungstheorie.

Markus Tschank und das ISP – wieder ist der ehemalige Pressesprecher mit dabei

Ein weiterer Faden, an dem Berhard Krumpel im mutmaßlichen Skandal um Novomatic und FPÖ hängt, betrifft das ISP, das Institut für Sicherheitspolitik, welches der FPÖ nahesteht. Gegründet wurde dieses von Markus Tschank und bekam über drei Jahr Geld von Spielautomatenhersteller. Chatprotokolle und Indizien legen nahe, dass auch hier Bernhard Krumpel den Kontakt zwischen Harald Neumann, dem damaligen CEO von Novomatic und den FPÖ-Politiker herstellte. 2017 kam es zu einem Treffen der beiden Männer, bei denen ein Kooperationsvertrag ausgehandelt wurde, den Krumpel wiederum ausarbeiten sollte. Für diese drei Jahre flossen insgesamt 240.000 Euro mit einer Ausstiegsklausel falls das Verteidigungsministerium sein Engagement beim ISP vorzeitig beenden würde. Markus Tschank steht bei der WKStA im Verdacht, illegale Parteispenden über Vereine an die FPÖ weitergeleitet zu haben. Das ISP ist einer dieser Vereine.

Interessant hierbei ist, was Bernhard Krumpel auf eine bestimmte Frage antwortete. Ein Abgeordneter wollte nämlich wissen, ob die 240.000 Euro an das ISP und die Bestellung von Sidlo zum Finanzvorstand der CASAG als Vorleistung für ein neues Glücksspielgesetz durch Novomatic an die FPÖ zu verstehen wären. Dies wurde vom ehemaligen Pressesprecher nicht verneint, sondern dieser antwortete nur, dass ihm hierzu nichts bekannt wäre. Diese Form der Beantwortung nutze er ebenfalls bei weiteren Fragen. So zum Beispiel, ob beim berühmten Treffen bei der Glücksspielmesse ICE in London der vermutete Deal zwischen Novomatic und FPÖ festgezurrt wurde. Anwesend waren damals der Gründer von Novomatic Johann Graf, die damals als neue Generaldirektorin der CASAG gehandelte Bettina Glatz-Kremsner sowie der damalige Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs von der FPÖ. Bernhard Krumpel hat laut eigenen Aussagen vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss keine Ahnung worum es bei dem Treffen ging, da er ja nicht anwesend war. Ebenfalls konnte Bernhard Krumpel nichts Substanzielles bei einer weiteren Frage abliefern. Der Ausschuss wollte wissen, warum ab und an das Finanzministerium bei der Beantwortung von parlamentarischen Anfragen auf deckungsgleiche Aussagen von Aussendungen von Novomatic zurückgriff. Dies war der Fall bei einer Frage vom Abgeordneten Peter Pilz sowie bei Antworten vom damaligen Finanzminister Hartwig Löger. Wie bereits zuvor hatte er hiervon überhaupt keine Ahnung.

Recht treffend kommentierte der Abgeordnete Graf von der FPÖ die Aussagen von Bernhard Krumpel über seine Zeit als Pressesprecher bei Novomatic im Ibiza-Untersuchungsausschuss. Sinngemäß meinte er, dass es ein recht einfacher Job in der Kommunikationsabteilung von Novomatic gewesen sein muss, wenn „man nichts weiß, man nichts macht“. Diese Unwissenheit über Abläufe, Dokumente, Sachverhalte oder wer, wann, wo und warum gewisse Entscheidungen getroffen hat, zieht sich jedoch seit Beginn der Befragungen bis heute durch. Es ist ein Rätsel, wie Politiker oder Manager in ihre Posten gelangten, wenn sie augenscheinlich vorgeben, von nichts auch nur ansatzweise eine Ahnung gehabt zu haben.

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