Mit Spannung wurden die Bilanzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr von Österreichs größtem Glücksspielunternehmen, der Novomatic AG, erwartet. Dabei zeigte sich zwar dieses mal wieder eine Rekord beim Umsatz, doch im gleichen Atemzug brach der Gewinn mehr als deutlich ein. Im ersten Teil unserer Analyse werden wir uns mit den wichtigsten Kennzahlen aus der Bilanz der Novomatic AG auseinandersetzen, bevor wir im zweiten Teil uns ausführlicher den einzelnen Geschäftsbereichen widmen. Nun jedoch gehen wir erst einmal der Frage nach, warum es 2017 beim Hersteller der Novoline Spielautomaten beim Umsatz ein Hui und beim Gewinn jedoch ein kräftiges Pfui gab.
Beim Umsatz ist die Novomatic AG weiterhin voll auf Wachstumskurs
Die gute Nachricht zuerst: Die Novomatic AG ist weiterhin voll auf Wachstumskurs und konnte mit 2,527 Milliarden Euro hier einen neuen Rekord aufstellen. Gegenüber den 2,274 Milliarden Euro aus dem Vorjahr, setzte das Unternehmen mit seinen Novoline Spielautomaten und zahlreichen Tochtergesellschaften insgesamt 11,1 Prozent mehr um. Diesem erfreulichen Ergebnis folgte jedoch beim EBITDA eine Stagnation und dieses konnte sich nur marginal um circa 0,1 Prozent verbessern. Standen hier 2016 noch rund 586,4 Millionen Euro in der Bilanz, gab es jetzt mit 586,8 Millionen Euro keine große Entwicklung nach vorn zu verzeichnen. Beim EBIT, wie auch beim Gewinn, gab es sogar für die Novomatic AG gehörige Dämpfer zu verkraften, die nicht gerade als kleine Einbrüche bezeichnet werden können. Das EBIT brach 2017 gleich um -20,9 Prozent auf nur noch 209,8 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2016 ein, als noch 265,3 Millionen Euro verbucht werden konnten. Diese starke, negative Entwicklung äußerte sich sogar noch gravierender beim Gewinn, denn hier ging mit -60,8 Prozent gleich um mehr als die Hälfte äußerst deutlich nach unten. Konnte die Novomatic AG 2016 noch einen Gewinn in Höhe 156,4 Millionen Euro voller Stolz verkünden, dürfte über den jetzigen Wert von 61,4 Millionen Euro wohl am liebsten der Mantel des Schweigens ausgebreitet werden. Durch zahlreiche Übernahmen, wie die Casino Royal Gruppe in Deutschland, Ainsworth Game Technology erhöhte sich ebenfalls die Zahl der weltweit tätigen Mitarbeiter mit rund 7 Prozent deutlich. Für den Novoline Spielautomatenhersteller arbeiteten Ende 2017 weltweit insgesamt 25.563 Frauen und Männer, davon allein rund 3.300 im heimischen Österreich. Ein Jahr zuvor lag die Zahl der Mitarbeiter bei noch 23.849.
Der Gesamte Konzern, als Novomatic-Gruppe bekannt, zu dem die drei Unternehmen Novomatic AG, die ACE Casinos Holding AG und und die Gryphon Invest AG gehören, konnte ebenfalls beim Umsatz einen neuen Rekord verbuchen. Mit jetzt 4,9 Milliarden Euro schrammte die Novomatic-Gruppe nur ganz knapp an der 5-Milliarden-Euro-Grenze vorbei.
Deutschland, der schwache US-Dollar und das Lotto verhageln der Novomatic AG den Gewinn
Wenn trotz gestiegenem Umsatz und Rekordergebnis der Gewinn um mehr als 60 Prozent einbricht, müssen wohl außerordentliche Umstände in 2017 für die Novomatic AG eingetreten sein. Und tatsächlich gab es hiervon gleich eine ganze Reihe, die zum größten Teil als Einmaleffekte so richtig negativ in die Bilanz einschlugen. Größter Übeltäter war der Glücksspielmarkt in Deutschland, der sich gleich zweimal nicht besonders positiv auswirkte. Zum einen musste die Novomatic AG sämtliche Novoline Spielautomaten auf den neuen TR5-Standard aufrüsten, was einen mittleren, einstelligen Millionenbetrag verursachte. Hierzu kam noch erschwerend hinzu, dass die neu eingeführten Abstandregeln im vergangenen Jahr erstmals so richtig zum Tragen kamen. Für die Novomatic AG bedeutete dies, dass fast 100 Spielhallen der diversen Tochtergesellschaften dichtmachen mussten. Dies führte ebenfalls zu einer notwendigen Neubewertung dieser Gesellschaften, was zu deutlich höheren Abschreibungen führte. Zudem ist bei vielen Aufstellern ein deutlich abwartendes Verhalten beim Kauf oder der Mietung von Novoline Spielautomaten festzustellen, da immer noch viele juristische Auseinandersetzungen anhängig sind. Dieser Negativtrend wird sich auch in diesem Jahr durch weitere Schließungen von Spielhallen in Deutschland fortsetzen. Der ebenfalls vollzogene Rückzug aus Deutschland im Bereich der Novoline Casinos, wird sich jedoch erst im kommenden Jahr in der nächsten Bilanz auswirken.
Für den heimischen Markt in Österreich musst ebenfalls eine Rückstellung in mittlerer, einstelliger Millionenhöhe verbucht werden, aufgrund eines Gerichtsurteils in Wien. Dieses befand, dass einige Novoline Spielautomaten über Jahre in der Stadt gegen das gültige Glücksspielgesetz verstießen und die Novomatic AG musste bereits einem Spieler das verlorene Geld zurückerstatten. Hier erwartet das Unternehmen weitere Prozesse und Kosten. Zu guter Letzt verhagelten der schwache US-Dollar und ebenfalls notwendige Neubewertungen bei der Novomatic Lottery Solutions-Gruppe zusätzlich das Ergebnis der Novomatic AG. Auch hier mussten massive Abschreibungen vorgenommen werden. Die außerplanmäßigen stiegen deshalb von vormals 22,4 Millionen Euro auf jetzt 55,7 Millionen Euro an. Die planmäßigen wiederum stiegen nun auf 331 Millionen Euro, gegenüber 296,4 Millionen Euro.
Der genaue Blick in die Zahlen bei den Novoline Spielautomaten, die das Unternehmen selbst betreibt oder vermietet, zeigt, das die Novomatic AG in Deutschland zu knabbern hat. Trotz der Übernahme der Casino Royal Gruppe mit fast 160 Spielhallen, wuchs der Bestand der eigens betriebenen Geldspielgeräte nur von 11.073 auf jetzt 13.320. Bei den Vermietungen jedoch ging es gleich von vormals 113.281 Novoline Spielautomaten auf nun nur noch 102.195 Geräte kräftig runter. Insgesamt musste die Novomatic AG in ihrem Hauptmarkt somit einen Rückgang von fast 10.000 Novoline Spielautomaten verkraften. Dieser Trend dürfte sich in diesem Jahr noch stärker fortsetzen und sich somit wahrscheinlich noch deutlicher in der kommenden Bilanz abbilden.
Im zweiten Teil zu der Bilanz der Novomatic AG werden wir einen tieferen Blick auf die verschiedenen Geschäftsbereiche des Unternehmens werfen. Hier werden wir aufzeigen, warum es für die Novomatic AG unabdingbar ist, in weitere Märkte wie Nordamerika vorzustoßen, wenn weiterhin Wachstum generiert werden soll. Ebenfalls gehen wir genauer auf das Problem mit dem dritten Geschäftsbereich, der I-New-Gruppe ein und warum diese nun Mitte des Jahres verkauft werden soll.
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