Nach bereits zwei eröffneten Glücksspieltempeln sollen drei neue Casinos in Liechtenstein hinzukommen. Entwickelt sich das Fürstentum zum Las Vegas Europas? (Bild von István Asztalos auf Pixabay)
Fast genau zwei Jahr ist es mittlerweile her, als nach rund 170 Jahren zum ersten Mal wieder eine Kugel an einem Roulettetisch im Fürstentum Liechtenstein durch den Kessel rollte. Nach fast zwei Jahrhunderten des strikten Verbots von Glücksspielen hatte sich das kleine Land dazu entschlossen, den gesamten Markt mit Casinos zu liberalisieren und Lizenzen nach qualitativen Kriterien zu vergeben. Mit dem daraus resultierenden Boom bei den Casinos, der losgetreten wurde, hätten zu diesem Zeitpunkt wohl selbst nur die wenigsten Politiker und Bürger des Fürstentums gerechnet. Denn aus anfänglich zwei Casinos werden schon bald womöglich derer fünf und ein Ende der Goldgräberstimmung ist in Liechtenstein vorerst nicht abzusehen. Einige Bürger witzeln bereits über die neue Situation und befürchten zugleich, dass der kleine Staat zu einer Art Las Vegas von Europa mutiert.
Der Wind in Liechtenstein für neue Casinos dreht sich langsam
Vor gut drei Jahren wurden die Investoren, die im kleinen Fürstentum nach der Liberalisierung erstmals Casinos in Liechtenstein eröffnen wollten, noch von den Bürgern und der Politik äußerst wohlwollend aufgenommen. Brachten diese doch nicht nur jede Menge Geld mit, sondern würden zudem ebenfalls neue Arbeitsplätze schaffen und somit direkt den Arbeitsmarkt vor Ort positiv beeinflussen. Mit Novomatic und der Casinos Austria AG brachten sich die beiden größten österreichischen Glücksspielkonzerne gleich zu Beginn im Nachbarland in Stellung und lieferten sich einen regelrechten Wettkampf, wer denn am Ende nach 170 Jahren das erste Casino des Landes eröffnen würde. Den Sieg in diesem Rennen trug schlussendlich Novomatic mit seinen Admiral Casino Rugell davon und konnte den eigenen Glücksspieltempel im August 2017 offiziell einweihen. Nur wenig später zog dann die Casinos Austria AG mit ihrem eigenen Casino im Schaanwald nach.
Lange war im Vorfeld darüber spekuliert worden, ob die neuen Casino in Liechtenstein sich tatsächlich rechnen werden, vor allem für die CASAG stand dies zur Debatte. Denn es war nicht ausgeschlossen, dass die Neueröffnung des Casinos der CASAG im Schaanwald dazu führen könnte, dass die Kundenzahlen sich insgesamt nur verschieben, von den österreichischen Casinos in Grenznähe hin zu kleinen Spielbanken in Liechtenstein. Tatsächlich jedoch stellte sich heraus, dass die zuvor vorgebrachten Bedenken unbegründet waren. Sowohl das Novoline Casino von Novomatic in Rugell als auch das Casino im Schaanwald übertrafen bereits nach nur wenigen Monaten eklatant die eigenen Erwartungen. Dies führte zum einen zu einem positiven Finanzergebnis der CASAG-Tochter Casinos Austria International sowie zu Plänen bei Novomatic, das gerade erst eröffnete Casino in Rugell deutlich auszubauen. Darüber hinaus wollen beide österreichischen Glücksspielkonzern zudem sogar am liebsten noch in diesem Jahr jeweils eine weitere Spielbank eröffnen. Gegen all diese Pläne der Geschäftserweiterung im Fürstentum regt sich jedoch so langsam immer größer Widerstand, sowohl vonseiten der Politik wie auch vonseiten der Anwohner.
Noch in diesem Jahr könnten gleich drei Casinos in Liechtenstein neu hinzukommen
Das neue Glücksspielgesetz in Liechtenstein erlaubt theoretisch eine unbegrenzte Zahl an Casinos im kleinen Fürstentum Liechtenstein, denn eine Obergrenze gibt es nicht. Einzig und allein entscheiden finanzielle und qualitative Kriterien über die Erteilung der Erlaubnis. Dies und die starke Entwicklung der beiden ersten Spielbanken von CASAG und Novomatic sorgen nun dafür, dass bereits drei weitere Casino in diesem kleinen Land mit einer Bevölkerungszahl einer Kleinstadt in Deutschland in Planung sind. Dabei wollen sowohl Novomatic wie auch die Casinos Austria AG jeweils einen zweiten Glücksspieltempel eröffnen.
Las Vegas Europas – die drei neuen Projekte zu Casinos in Liechtenstein im Überblick
- Das neue Casino in Triesen wird ein Novoline Casino
Neben den Plänen für den Ausbau des Admiral Casino in Rugell will Novomatic über seine ACE Casino Holding AG, die auch in der benachbarten Schweiz sehr aktiv ist, ebenfalls eine weitere Spielbank in Triesen eröffnen. Befinden soll sich diese in Zukunft im Gewerbegebiet und wird mit rund 80 Geldspielgeräten ausgestattet sein, welche wohl größtenteils aus den hauseigenen Novoline Spielautomaten bestehen dürften. Dazu wird es noch 4 Tische für Roulette und Blackjack geben und eine zusätzliche Bar soll die Kunden des neuen Etablissements in die richtige Stimmung versetzen. Erkennbarer Widerstand vonseiten der Gemeinde oder der Anwohner gibt es bislang nicht, da Novomatic klar die Vorzüge für die Region in der eigenen Kommunikation in den Mittelpunkt gestellt hat. Neben der Verpflichtung, vor allem Unternehmen aus der Gemeinde und Umgebung für den Ausbau des neuen Novoline Casinos einzusetzen, schafft der österreichischen Konzern zudem mindestens 35 neue Jobs in Vollzeit. Die positive Entwicklung in Rugell hat gezeigt, dass dies noch lange nicht das Ende der Fahnenstange bei den Arbeitsplätzen bedeuten muss, immerhin wuchs der Bestand an Mitarbeitern dort auf mittlerweile 111 an. Damit ist das Novoline Casino in Rugell in der Region bereits jetzt der größte Arbeitgeber, noch vor dem geplanten, kommenden Ausbau.
- Psmtec steckt hinter dem Casino in Schaan
Nicht nur die beiden großen Glücksspielkonzerne Novomatic und CASAG aus Österreich wollen in Zukunft noch mehr vom Kuchen in Liechtenstein abhaben. Denn wie jetzt das Nachrichtenmagazin „Wirtschaftregional“ nach wochenlanger Recherche herausfand, gibt es mit psmtec auch ein deutsches Unternehmen, welches ein Casino im Fürstentum eröffnen möchte. Dieses soll in Schaan seine heiligen Hallen möglichst noch vor Jahresende den Kunden zur Verfügung stellen, was durch den vor kurzem erfolgten Baubeginn durchaus realistisch erscheint. Bislang ist jedoch noch recht wenig über den neuen Glücksspieltempel bekannt und so ist noch unklar, wie viele Automatenspiele oder Tische mit Live Dealern am Ende tatsächlich angeboten werden. Was jedoch schon jetzt stark vermutet werden kann, ist, dass psmtec wohl hauptsächlich auf die eigenen, selbst produzierten Geldspielgeräte setzen dürfte. Immerhin ist das Unternehmen bereits seit fast 30 Jahren in diesem Geschäft vertreten, auch wenn der Name weitaus weniger bekannt ist, als vergleichsweise Merkur und Bally Wulff. Neben der Produktion von eigenen Spielautomaten betreibt psmtec genau wie die deutschen Konkurrenten ebenso Spielhallen.
- Anwohner wehren sich mit allen Mitteln gegen das neue Casino der CASAG in Balzers
Während es bei den Anwohnern gegen die beiden Casinos von Novomatic und psmtec kaum Widerstand gibt, sieht dies beim geplanten, neuen Glücksspieltempel der CASAG in Balzers schon anders aus. Hier haben sich die Bürger der Gemeinde dazu entschlossen, das neue Casino des österreichischen Glücksspielkonzerns unbedingt verhindern zu wollen. Die Argumente, die die Anwohner gegen das geplante Etablissement ins Feld führen, sind vielfältig. So befürchten viele Bürger ein deutlich erhöhtes Aufkommen an Besuchern und dies vor allem auch in den Nachtstunden, da das Casino theoretisch bis früh 4 Uhr geöffnet bleiben könnte. Die dadurch entstehende Situation würde zu Wertverlusten bei den Immobilien der Anwohner führen, so deren weitere Argumentation. Allerdings hatte die Gemeinde der CASAG bereits die Baugenehmigung in Balzers erteilt, wogegen die Anwohner nun vor das Landgericht ziehen. Selbst wenn nun die Casinos Austria AG den Prozess gewinnen sollte, der sich allerdings durchaus über Monate wenn nicht gar Jahre durch alle Instanzen hinziehen könnte, wird sich die geplante Eröffnung wohl verschieben. Denn obwohl die Anwohner gegen die Bewilligung der Baugenehmigung nur 14 Tage nach der Zustellung Zeit für einen Einspruch haben, sorgen die sogenannten Gerichtsferien für eine enorme Verzögerung. Anstatt bis zum eigentlichen 22. Juli können die Casino-Gegner somit sich mit dem Einspruch theoretisch bis zum 2. September Zeit lassen. Gleichzeitig hat der Anwalt der Anwohner ebenfalls eine Unterlassungsklage gegen den Bau vor dem Landgericht eingereicht, über die aufgrund der Gerichtsferien ebenfalls erst Ende August entschieden wird. Dies wiederum brachte die CASAG auf die Barrikaden und veranlasste den Konzern dazu, laut dem Tagblatt, der Gegenseite anzudrohen, ihnen die Kosten für die Verzögerungen aufzubrummen. Dass es der CASAG vor diesem Hintergrund tatsächlich gelingen wird, wie geplant das neue Casino noch in diesem Jahr zu eröffnen, erscheint mittlerweile alles andere als sicher.
Angebot und Nachfrage werden den Boom bei den Casinos in Liechtenstein von allein beenden
Trotz der Pläne für gleich drei neue Casino im knapp unter 40.000 Einwohner zählenden Liechtenstein, dürfte die Angst vor einer Art Las Vegas in Europa unbegründet sein. Zwar liegt dann das Verhältnis von Casinos und Spielautomaten zu Einwohnern deutlich höher als im Glücksspielmekka in den USA, doch ist das Fürstentum dann immer noch weit davon entfernt, alles rein auf das Glücksspiel auszurichten. Vielmehr dürfte der momentane Boom bei den Casinos in Liechtenstein irgendwann von allein zu Ende gehen, spätestens dann, wenn sich Investitionen in diesem Bereich nicht mehr rechnen dürften. Die neuen Glücksspieltempel stehen in großer Konkurrenz zu den Spielbanken in Österreich und der Schweiz und müssen sich zwangsläufig den fast gleichen Markt teilen. Dies dürfte bei einigen zu steigenden und bei anderen zu fallenden Spielerträgen führen und somit nur die bevorteilen, denen es gelingt, mit ihren Angeboten die meisten Kunden zu überzeugen. Momentan möchte jeder ein Stück vom Kuchen in Liechtenstein abhaben, doch ist bei Weitem noch nicht gesagt, dass alle jetzt oder in Zukunft bestehenden Spielbanken noch in 10 Jahren ebenso ihre Pforten offenstehen haben.
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