Selten gab es in unserer Watchlist eine ähnlich desaströse Woche wie diese. Von den 13 Unternehmen auf unserer Watchlist verloren 12 an Wert. Nur eine einzige Aktie schaffte es, ein Kursplus auszuweisen. Je nach Aktie mussten Anleger einen Verlust zwischen 26 und einem halben Prozent hinnehmen. Glücksspielaktien waren damit fast so spekulativ wie die Spiele, die die Konzerne anbieten.
Der Einäugige unter den Blinden: Flutter
Flutter-Anleger durften sich in dieser Woche über einen weiteren Wertzuwachs in Höhe von 3,7 % freuen. Auf Jahressicht summieren sich die Wochengewinne bereits auf mehr als 20 % Gesamtperformance.
Die Ursache für den neusten Kursanstieg war die Veröffentlichung des Quartalsberichts am Donnerstag. Die Zahlen zeigten sich deutlich positiver als erwartet. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 % auf 618,4 Millionen Euro. Die beiden Marken FanDuel und Sportsbet wuchsen in den USA und Australien besonders stark. Damit federten sie den Umsatzrückgang im stationären Geschäft ab. Der Gesamtumsatz teilt sich bei Flutter in die beiden Ertragszweige Sportwetten und Gaming auf. Beide waren mit einem Plus von 11 % beziehungsweise 8 % deutlich stärker als noch im letzten Jahr.
Das Umsatzwachstum hätte noch stärker ausfallen können. Allerdings setzt sich Flutter bereits seit einiger Zeit für die Spielsuchtprävention ein. CEO Peter Jackson nahm dazu Stellung: “Sowohl die Marken von Paddy Power als auch von Betfair haben weiterhin gute Fortschritte darin gemacht, ihren Kundenstamm nachhaltiger zu gestalten. Das lag vor allem an gesteigerten Maßnahmen zur Spielsuchtprävention. Während die Umsätze im letzten Quartal von dieser Maßgabe beeinflusst wurden, sind wir weiterhin zuversichtlich, dass die vorgenommenen Veränderungen zu einem nachhaltigeren zukünftigen Wachstum und zu heterogeneren Kundenstämmen für beide Marken führen werden.”
Die Neukundengewinnung verlief besser als geplant. Aktuell hat der Konzern mehr als 250.000 Kunden. Die meisten neuen Kundenbeziehungen kamen aus den USA. Der Umsatz auf diesem Markt wuchs dank “FanDuel” um sagenhafte 67 %.
Hinsichtlich der Fusion mit dem kanadischen Glücksspielkonzern “Stars Group” scheint es einen konkreten Zeitraum zu geben. Die Übernahme ist für das zweite oder dritte Quartal 2020 geplant. Flutter-CEO Jackson wurde auf der Pressekonferenz deutlich: “Wir glauben, dass dieses Geschäft die Erreichung all unsere Kernziele beschleunigen wird. Wir freuen uns schon sehr über die internationalen Wachstumsperspektiven, die der neu geschaffene Konzern haben wird.
Die Gaming Innovation Group gerät unter die Räder
Am Mittwoch präsentierte auch die schwedische Gaming Innovation Group ihre Zahlen. Der Newcomer auf unserer Watchlist hatte allerdings wenig Gutes zu berichten. Der Unternehmensumsatz fiel um ganze 20 % auf 30 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 7 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Gewinnerwartung im schwedischen Heimatmarkt wurde aufgrund der strengeren Gesetzeslage um 10 % gesenkt. Hinzu kamen langwierige Prozesse bei der Trennung von einem Großkunden. Allein dieser verlorene Geschäftspartner sorgte für 12 Millionen Euro Minderumsatz. Ähnlich stark wie der Umsatz, sankt auch der unbereinigte Ertrag. Als eine der ersten Maßnahmen wurde Personal abgebaut. Waren im Vorjahr noch 700 Menschen bei die GIG beschäftigt, sind es nun nur noch 650.
Um noch größeren Schaden abzuwenden, hat das Unternehmen Berater eingeschaltet. Sie sollen die Konzernstrategie prüfen und Impulse für neue, gewinnbringende Geschäftszweige oder Produkte liefern.
Petter Nylander, GIG-Vorstand, kommentierte die neusten Zahlen: “Seit einiger Zeit ist die Glücksspielindustrie in einem Unwetter. Sie geht durch eine Phase der Umstrukturierung, nicht eines Abstiegs. Die höheren gesetzlichen Anforderungen und die gestiegenen Steuern belasten die Margen. Es ist Zeit, sich an die neuen Umstände anzupassen, um sich aus dem Auge des Sturms herauszuarbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir die notwendigen strategischen Änderungen vornehmen werden um das volle Potential der Gaming Innovation Group zu entfalten und Wertsteigerungen für unsere Investoren zu schaffen.”
Richard Brown wurde offiziell zum neuen CEO bestellt und soll den Konzern zukunftsfähig machen. Seit September war er bereits Interims-CEO, nachdem Robin Reed das Unternehmen verlassen hatte.
Auf dem Börsenparkett kamen die Kennzahlen nicht gut an – da halfen auch keine schönen Worte. Die GIG-Aktie verlor innerhalb weniger Tage mehr als ein Viertel ihres Werts und notiert nun bei 0,53 Euro. Das ist der tiefste Stand seit dem Börsengang im Frühjahr.
William Hill und GVC: Wird das Gesetz noch strenger?
Die Aktie des britischen Buchmachers und Plattformbetreibers verlor in dieser Woche mehr als 11 %. Ähnlich hart traf es den größten Glücksspielkonzern der Welt, GVC, mit einem Minus von 8%.
Grund für den starken Kursverlust beider Unternehmen sind Überlegungen in Großbritannien, das Glücksspiel noch strenger zu reglementieren. Die Gesetzgeber tragen sich mit dem Gedanken, den maximalen Online-Einsatz an denjenigen für das stationäre Glücksspiel am Automaten anzugleichen. Das wären dann nur noch 2 britische Pfund. Die Anpassungen im stationären Glücksspiel hatten zu Beginn des Jahres zu einem Umsatzeinbruch und deutlich zurückgegangenen Gewinnen der Anbieter geführt.
Kaum verwunderlich, dass die Worte von GVC-CEO Kenneth Alexander zu diesem Vorstoß sehr direkt ausfielen: “Ich habe kein Problem mit Vorsorge. Sie können unser Geschäftsmodell hinterfragen und uns dazu auffordern anders zu handeln. Aber, womit ich wirklich ein Problem habe ist, dass unsere Industrie zu einem politischen Spielball wird, bei dem Einzelne versuchen, Entscheidungen und Gesetze zu erzwingen, die nicht auf evidenten Fakten basieren.”
Sollten die maximalen Online-Einsätze in Großbritannien beschränkt werden, sehen wir Abwärtspotential bei nahezu allen unseren Watchlist-Aktien. Denn der britische Markt ist innerhalb Europas einer der wichtigsten.
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