Kinderspiel Online Casino App

Eine versteckte Online Casino App in einem Kinderspiel könnte Apples Geschäftsmodell im App Store auf iOS-Geräten ins Wanken bringen. (Bildquelle: pexels by Jessica Lewis)

Immer wieder gerät Apple seit vergangenen Sommer wegen seinem Geschäftsgebaren rund um seinen eigenen Apple Store für Apps in die Kritik. Von einer Ausnutzung der Monopolstellung, unlauterem Wettbewerb sowie die Behinderung von Wettbewerb war immer wieder die Rede. Bislang verteidigte Apple seine Abschottungsstrategie auf dem iPhone sowie iPad mit der Sicherheit für die Kunden. Der neuste Fall einer entdeckten Online Casino App in einem Kinderspiel im Apple App Store lässt nun allerdings gehörige Zweifel an dem Argument aufkommen und kommt für den Tech-Giganten zu einem gefährlichen Zeitpunkt.

Über Monate war das Kinderspiel mit versteckter Online Casino App im Apple Store verfügbar

Apple hat wegen seinem App Store wieder einmal mächtig Ärger und der neuste Fall hat durchaus Potenzial, einen Gerichtsprozess für den Tech-Giganten extrem negativ zu beeinflussen, der sein ganzes Geschäftsmodell über den Haufen werfen könnte. Vor Kurzem machte der App-Entwickler Kosta Eleftheriou auf ein Kinderspiel in Apples App Store aufmerksam, in dem sich eine echte Online Casino App versteckte. Kunden, die beispielsweise das Jump-and-Run Game “Jungle Runner 2k21” über eine VPN mit IP-Adresse aus der Türkei neu starteten, sahen plötzlich keine hüpfenden Tiere mehr, sondern ein Angebot zu einem Willkommensbonus. Wie Kosta Eleftheriou weiter erklärte, soll dies ebenso mit VPN-Verbindungen aus Italien funktioniert haben. Kunden des Kinderspiels erhielten so Zugriff auf eine versteckte Online Casino App, die diese mit Willkommensbonus köderte und ein komplettes Portfolio an Casinospielen anbot. Kunden wurden zudem immer wieder animiert, Geldbeträge einzuzahlen. Bis heute ist zudem nicht klar, ob womöglich hierbei auch Kontodaten und andere Zahlungsinformationen von Kriminellen abgegriffen wurden. Nach der Veröffentlichung des Problems durch Kosta Eleftheriou reagiert Apple sofort und verbannte das Kinderspiel mit integrierter Online Casino App aus seinem App Store. Trotz der schnellen Reaktion kritisierte der Entwickler den Tech-Giganten und erklärte, dass Betrug, Fake-Apps und fragwürdige Abo-Politik auf Apples Verkaufsplattform für Anwendungen keine Seltenheit wären.

Kosta Eleftheriou, der früher selbst Apps für den Apple App Store entwickelte, lässt kein gutes Haar an den US-amerikanischen Konzern und hatte diesen in der Vergangenheit bereits verklagt. Laut seiner Auffassung missbrauche Apple seine Marktmacht und profitiere von betrügerischen Praktiken bei den Apps. Der Konzern würde nicht konsequent gegen gekaufte Bewertungen und betrügerische Apps vorgehen, da Apple an jedem Kauf und jedem Ingame-Abo mitverdienen würde. Kosta Eleftheriou entwickelte in der Vergangenheit eine App für Display-Tastaturen für Personen mit eingeschränktem Sehvermögen sowie ein Keyboard für Apples Armbanduhr. Der US-Konzern hätte zuerst seine App blockiert und später nach erfolgter Veröffentlichung diese nicht ausreichend vor ähnlichen Fake-Apps geschützt, die Elemente aus seiner Entwicklung einfach kopiert hatten. Ebenfalls ging Apple nicht gegen gekaufte 5-Sterne-Bewertungen dieser Fake-Apps vor, mit denen diese sich vor der App von Kosta Eleftheriou platzieren konnten.

Apple hat drei weitere große Klagen wegen Glücksspiele am Hals

Apple behauptet immer wieder, dass Kunden keine Apps auf ihren iPhones oder Ipads aus anderen Quellen als dem Apple App Store herunterladen können, um diese zu schützen. Zugleich rechtfertigt der Konzern hiermit sein extrem lukratives Monopol auf allen iOS-Geräten. Immerhin müssen all In-App-Käufe wie in Spielen über Apples Ökosystem erfolgen. Dadurch fließen 30 Prozent aller Umsätze in die Taschen des Tech-Konzerns. Genau diesen Umstand kritisieren auch immer mehr Kunden von sogenannten Social Casino Apps, in denen Slots bespielt werden können, die jedoch nur mit einer Art Spielgeld laufen. Gewinne in Echtgeld sind dadurch nicht möglich, allerdings kann das Spielgeld durch echte Moneten erworben werden, um damit noch länger an den Automatenspielen seine Zeit verbringen zu können. Apple hat viele solcher Social Casino Apps in den USA im Angebot und bewertet diese wegen dem fehlenden Geldgewinn nicht als Glücksspiele, macht damit aber milliardenschwere Umsätze. Zahlreiche ehemalige Kunden solcher Social Casino Apps hingegen, die hier Zehntausende US-Dollar für Spielgeld investierten, sehen dies anders. Ihrer Meinung nach machen auch diese Social Casinos süchtig und animieren immer wieder zum Erwerb des Spielgelds, damit weiterhin gespielt werden kann. Der Gewinn ist hier in Form von Spielzeit gegeben, die Spielmechanik jedoch bedient sich jedoch der gleichen Mechanismen, die Spielsucht auslösen können.

Seit Beginn des Jahres folgt eine Klage der nächsten gegen Apple in den USA wegen des Anbietens von Social Casino Apps, noch bevor der neuste Fall mit dem Kinderspiel mit versteckter Online Casino App öffentlich wurde. Im Januar reichten Donald Nelson aus Wisconsin und Cheree Bibbs aus Alabama ihre Klage gegen den Tech-Giganten ein, die beide zusammen mehr als 15.000 US-Dollar in Social Casinos ausgegeben hatten. Im Februar folgte wiederum eine Klage gegen Apple wegen den angebotenen Casinospielen ohne Echtgeldgewinne von Zynga im App Store. Die bisher letzte Klage erfolgte schließlich am 6. April durch Joshua McDonald und Michael Helsel. Hierbei wurden die Casinospiele der Firma DoubleU Games Co. als Übeltäter ausgemacht. In allen drei Fällen behaupten die Anwälte der Kläger, dass auch Social Casino Spiele ohne echte Geldgewinne in mindestens 25 Bundesstaaten als Glücksspiel zu definieren sind. Da Apple 30 Prozent aller In-Game-Käufe einstreicht, stellt der Konzern nicht einfach nur seine Plattform zur Verfügung, sondern kann selbst als Betreiber angesehen werden. Aus diesem Grund richten sich die Klagen rein gegen Apple und nicht gegen Zynga oder DoubleU Games Co.

Die Chancen, dass die Richter gegen Apple entscheiden und Social Casino Spiele in manchen US-Bundesstaaten als Glücksspiele einstufen, ist nicht gerade gering. Erst in 2018 hatte ein Gericht in Washington das Social Casino Big Fish von Aristocrat als Betreiber unerlaubter Glücksspiele eingestuft. Anfang März dieses Jahres einigten sich die Kläger und der Konzern zu einer Vergleichszahlung in Höhe von 155 Millionen US-Dollar.

Der neuste Fall könnte Apples Geschäftsmodell beenden

Nicht nur in Sachen Social Casinos und einer versteckten Online Casino App in einem Kinderspiel sieht sich der Tech-Konzern in den USA momentan mächtig unter Druck. Seit letztem Sommer befindet sich Apple ebenfalls mit Epic Games, dem Entwickler von Fortnide in einem regelrechten Krieg. Epic Games weigerte sich die Monopolregelung im Apple App Store einzuhalten, dass Ingame-Käufe über Apple abgewickelt werden müssen und so 30 Prozent des Umsatzes an den Konzern fallen. Im August 2020 bot deshalb Epic Games seinen Kunden die Möglichkeit an, im Spiel unter Umgehung von Apple Spielinhalte kaufen zu können, woraufhin Apple die App von Fortnide aus dem App Store entfernte. Da es in iOS-Geräten nur möglich ist, Anwendungen über den hauseigenen Apple App Store herunterzuladen und zu installieren, missbraucht Apple seine Marktmacht, so Epic Games und reichte Klage ein. Apple wiederum argumentierte wie immer mit der Sicherheit für die Kunden, warum es dieses abgeschlossene Ökosystem geben müsse. Immerhin würde der Konzern ja jede Anwendung zuvor genaustens unter die Lupe nehmen. Der nun aufgedeckte Fall eines Kinderspiels mit einer versteckten Online Casino App lässt jedoch erhebliche Zweifel darüber aufkommen, wie groß das Thema Sicherheit bei Apple tatsächlich geschrieben wird. Epic Games wird sicherlich nur allzu gern auf diesen Sachverhalt und weitere Fälle im Gerichtsverfahren verweisen, um die Argumentation von Apple anzugreifen und das Monopol auf iOS-Geräten aufzubrechen.

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