Kauf von Ladbrokes CoralDurch den abgeschlossenen Kauf von Ladbrokes Coral ist die GVC Holdings zum größten Online Casinos Konzern der Welt aufgestiegen. Insgesamt fast 4 Milliarden Pfund war das Glücksspielunternehmen bereit, für die virtuellen Spielhallen sowie für das gesamte Geschäft mit den Sportwetten des bekannten britischen Buchmachers hinzublättern. Durch diese ungeheure Summe wäre der Deal zur größten Übernahme in der Geschichte des iGaming geworden. Nun allerdings gab GVC Holdings bekannt, dass dieser Rekord nicht erreicht wird und sich die Kaufhöhe auf nur noch 3,1 Milliarden Pfund beläuft. Schuld hieran ist die vorgezogene Senkung des maximalen Einsatzes an den stationären Spielautomaten in Großbritannien von 100 auf nur noch 2 Pfund.

Der Kaufpreis für Ladbrokes Coral sinkt von fast 4 Milliarden Pfund auf rund 3,1 Milliarden Pfund

Mit der Übernahme des britischen Buchmachers wanderten nicht nur diverse virtuelle Spielhallen wie das Ladbrokes Casino in den Besitz der GVC Holdings, sondern ebenso Tausende an stationären Wettshops. Hierdurch wurde über Nacht der Konzern, der bislang mit Marken wie dem CasinoClub, bwin oder dem PartyCasino fast ausschließlich auf das Internet setzte, plötzlich ebenso zum großen Player in diesem Bereich. Allerdings zeichnete sich schon bei den Verhandlungen zur Übernahme von Ladbrokes Coral ab, dass möglicherweise der maximale Einsatz an den stationären Spielautomaten, in Großbritannien FOBT genannt, deutlich gesenkt werden könnte. Im Gespräch war beispielsweise eine Reduzierung von vormals 100 Pfund auf 50 Pfund oder gar auf 2 Pfund. Da dieser Schritt natürlich massiven Einfluss sowohl auf die zu erwartenden Umsätze wie auch die daraus resultierenden Gewinne haben würde, sicherte die GVC Holdings diese Unsicherheit mittels sogenannten CVR’s ab. Im Falle einer Reduzierung von 100 Pfund auf 50 Pfund wollte der Besitzer des CasinoClub den vollen Angebotspreis zahlen, bei einer Senkung auf 2 Pfund allerdings nur noch 3,1 Milliarden Pfund. Ebenfalls wurde dies noch an den Zeitrahmen geknüpft, dass eine Reduzierung des Maximaleinsatzes per Gesetz nicht vor dem 28. März 2019 erfolgen darf. Nun ist jedoch beides eingetreten, denn die maximalen Einsätze an den Spielautomaten wurden auf 2 Pfund reduziert und dies bereits vor gut 2 Monaten. Deshalb gab nun die GVC Holdings, nach langwieriger Rücksprache mit den Besitzern der CVR’S bekannt, dass diese somit wertlos seien und somit der endgültige Kaufpreis „nur“ bei den bereits bezahlten 3,1 Milliarden Pfund liegen wird.

CVR’s, Contingent Value Rights, werden bei Übernahmeangeboten immer dann eingesetzt, wenn gewisse, absehbare Risiken, die möglicherweise den Übernahmekandidaten treffen könnten, möglich sind. Im Falle der GVC Holdings und Ladbrokes Coral war dies die Senkung der maximalen Einsätze an den FOBT’s, die zu einem Wertverlust führen. Ebenfalls können jedoch CVR’s an bestimmte Meilensteine beim Umsatz, Gewinn oder EBIT gekoppelt sein, bei dem die Aktionäre und Besitzer dieser Contingent Value Rights an der Wertsteigerung partizipieren. Dann zahlt der Käufer beispielsweise noch ein oder zwei Jahre später einen Aufschlag.

Nicht nur beim Brexit geht es in Großbritannien drunter und drüber

Seit dem Votum der Briten für einen Brexit geht es in der Politik auf der Insel drunter und drüber. Ein Rücktritt jagt den nächsten und es herrscht das sprichwörtliche Chaos. Doch dies ist nicht das einzige Feld in der Politik, in dem die Fetzen fliegen. Denn auch in Sachen Glücksspiel stellte sich die britische Politik ein Armutszeugnis aus. Zuerst wurden die Auswirkungen der exorbitanten Maximaleinsätze an den FOBT’s und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft untersucht. Hier sei anzumerken, dass die Briten bis zu Gesetzesänderung an den Spielautomaten tatsächlich aller 20 Sekunden 100 Pfund setzen durften, was allein in einer Minute 300 Pfund bedeutet. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die Maximaleinsätze auf 2 Pfund reduziert werden sollten und die Regierung um Theresa May versprach dies so schnell wie möglich umzusetzen.

Jetzt allerdings zeigte sich wieder einmal gnadenlos der desolate Zustand der britischen Regierung. Denn anstatt wie angekündigt, in einem neuen Gesetz die Reduzierung möglichst zeitnah umzusetzen, sollte die Änderung erst im Oktober dieses Jahres erfolgen. Diese Verzögerung verärgerte nicht nur unzählige Institutionen gegen Spielsucht, sondern erboste ebenso viele Politiker und Abgeordnete über sämtliche Parteigrenzen hinweg. Komplette eskalierte die Situation Anfang November vergangenen Jahres. Noch während die damalige Sportministerin Tracey Crouch im Flugzeug saß, nutze Schatzkanzler Philip Hammond die Gunst der Stunde, zu verkünden, dass die Reduzierung erst im Oktober 2019 erfolgen solle. Bereits zuvor, hatte Crouch gedroht, sollte die Senkung nicht zeitnah im April erfolgen, zurücktreten zu wollen. Den Worten folgten schließlich Taten und die Sportministerin gab ihre Position in der Regierung wie zuvor angekündigt auf. Was folgte, waren heftige verbale Angriffe auf das Finanzministerium und die Regierung, selbst von Verrat an den Verbrauchern war die Rede. Mehr als hundert Abgeordnete, auch aus der eigenen Regierungspartei, übten massiven Druck aus, was schließlich dazu führte, dass doch der 1. April 2019 als Stichtag für die Reduzierung der Maximaleinsätze an den Spielautomaten festgelegt wurde.

Das neue Gesetz hat ebenfalls starke Auswirkungen auf die Online Casinos, diese werden nämlich in Zukunft deutlich stärker zur Kasse gebeten und müssen dann 21 anstatt wie bisher 15 Prozent steuern entrichten. Hierdurch sollen die Ausfälle durch die Absenkung der maximalen Einsätze an den FOBT’s kompensiert werden.

 

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