Jocs S.A. & Novomatic

Wieder gibt es ungewollte Schlagzeilen über Novomatic. Ist was dran an den Vorwürfen in Andorra?

Eigentlich schien beim ersten geplanten Casino im Fürstentum Andorra bereits alles unter Dach und Fach zu sein. Mitte letzten Jahres setzten sich die Firmen Jocs S.A und der österreichische Spielautomatenhersteller Novomatic in einem Ausschreibungsverfahren durch und erhielten die begehrte Casino Lizenz. Novomatic fungierte hier als Technologiepartner von Jocs S.A. und sollte in Zukunft ebenso das erste offizielle Casino in Andorra managen. Aus den großen Plänen wird jedoch vorerst nichts, denn wie die jetzt bekannt wurde, ist die Konzession vor wenigen Tagen ausgesetzt worden. Nur wenige Tage später tauchte zudem auf dem Nachrichtenportal „ok diario“ (Spanisch), welches sich selbst als Plattform für investigativen Journalismus betrachtet, ein Artikel auf, in dem behauptet wird, dass Schmiergeld bei der Vergabe geflossen sein sollen.

Jocs S.A. und Novomatic setzen sich in Andorra gegen die Konkurrenz durch

Um sich die begehrte, erste Lizenz für ein Casino in Andorra zu sichern, zogen die beiden Unternehmen Jocs S.A. und Novomatic bei der Vorstellung ihres geplanten Vorhabens alle Register. Während erstere einheimische Firma sich um den Bau des neuen Casinos kümmern sollte, waren die Österreicher mit ihren Novoline Spielautomaten als Technologiepartner und zukünftiger Betreiber vorgesehen. Um der Vorstellung des Projekts im vergangenen Jahr den passenden Rahmen zu geben, war bei der Präsentation beispielsweise auch der Formel 1 Weltmeister Niki Lauda als Werbeikone von Novomatic anwesend. Die Pläne, die schließlich am Ende den Zuschlag für die erste Casino Lizenz in Andorra erhielten, sahen ein Investitionsvolumen von rund 16 Millionen Euro vor. Für diese Summe sollte eine Spielbank mit circa 4.000 Quadratmetern Gesamtfläche entstehen, wovon rund die Hälfte für Spielautomaten, Roulette und anderweitige Glücksspiele vorgesehen war. Dem Fürstentum sollte das neue Casino von Jocs S.A. und Novomatic rund 160 Arbeitsplätze bringen und circa 95 Millionen Euro sollten pro Jahr in die heimische Wirtschaft fließen, bei 200.000 kalkulierten Besuchern.

Interessanterweise war das Angebot für das erste Casino in Andorra von Jocs S.A. und deren Technologiepartner Novomatic bei Weitem nicht das Größte. So ging beispielsweise bei der Ausschreibung die Gentings-Gruppe aus Malaysia mit ihrem Projekt überraschend leer aus, obwohl der Betreiber rund 140 Millionen Euro in die neue Spielbank investieren wollte. Ebenfalls nicht durchsetzen konnte sich der Mitbewerber aus Österreich, die Casinos Austria AG sowie Cirsa, Partouche und Barrière. Recht schnell zeigte sich jedoch, dass einige Konkurrenten mit dieser Entscheidung ihre Probleme hatten und behielten sich Möglichkeit vor, gegen die Vergabe vorzugehen. Völlig überraschend gab nun vor einigen Tagen die CRAJ, die Glücksspielaufsicht in Andorra bekannt, dass die bereits erteilte Casino Lizenz für Jocs S.A. mit ihrem Partner Novomatic ausgesetzt wurde. Als Gründe für diesen Schritt wurden offiziell zwei Punkte genannt. Zum einen soll es Jocs S.A. versäumt haben, die Marke „Casino de los Valles“, wie in den Lizenzbedingungen gefordert, ordnungsgemäß zu registrieren. Zum anderen sollen die jetzigen Baupläne von den damals eingereichten Papieren abweichen. (Quelle: Azarplus.com in Spanisch)

Bislang wurde die Casino Lizenz in Andorra nur ausgesetzt, aber noch nicht suspendiert. Einen Monat hat die Firma Jocs S.A. Zeit gegen die Entscheidung der CRAJ vorzugehen. Allerdings haben schon einige der im vergangenen Jahr unterlegenen Mitbewerber die Regierung im Fürstentum aufgefordert, den gesamten Vergabeprozess zu wiederholen.

Eine gehörnte Ehefrau und ein Privatdetektiv bringen nun Schmiergeldzahlungen ins Spiel

Seit einigen Tagen machen zahlreiche Artikel auf der investigativen Plattform „ok diario“ die Runde, die belegen sollen, dass die Vergabe der Casino Lizenz in Andorra an Jocs S.A. nicht mit rechten Dingen abgelaufen sein soll. Angeblich liegen dem Portal brisante Tonaufnahmen von Aussagen eines Privatdetektivs vor, in denen von getätigten Schmiergeldzahlungen für den Erwerb der Casino Lizenz in Andorra die Rede ist. Das Bargeld soll von Gilbert Montané Pons, dem Vizepräsidenten von Jocs S.A. an Antoni Martí Petit, dem amtierenden Regierungschef im Fürstentum, in einem Hotel übergeben worden sein. Die Identität des Privatdetektivs hält „ok diario“ geheim und hatte zudem die Stimme bei der Veröffentlichung der Aufnahmen verzerrt. Der mögliche Skandal um Korruption kam eher zufällig ins Rollen, denn die Aufgabe des Privatdetektivs war eigentlich eine andere. Dieser wurde laut dem Portal nämlich von Mercedes Viñals Ros, der Partnerin von Gilbert Montané Pons, engagiert, um Beweise für eine Affäre ihres Mannes zu liefern. Bei seinen Beschattungen stieß dieser jedoch auf mehrere Treffen zwischen dem Regierungschef und dem Vizepräsidenten von Jocs S.A.

Neben diesen Tonaufnahmen soll „ok diario“ noch über weitere Aussagen der gehörnten Ehefrau verfügen. Hierin soll Mercedes Viñals Ros bestätigt haben, dass sie durch persönliche Gespräche Kenntnis über die Schmiergeldzahlungen erlangt hatte. Gegenüber „ok diario“ soll sie zudem bestätigt haben, dass Gilbert Montané Pons von Jocs S.A. Bargeld bei verschiedenen Treffen in einem Hotel an den Regierungschef Antoni Martí Petit gezahlt hat. Bei dem Hotel handelt es sich laut den Recherchen der Plattform um das Andorra Park. Angeblich soll ein dort beschäftigter Mitarbeiter gegenüber „ok diario“ mehrere Treffen zwischen Gilbert Montané Pons und Antoni Martí Petit bestätigt haben. Weiterhin spekuliert die Plattform, dass dieser mögliche Skandal wohl der tatsächliche Hauptgrund wäre, warum die Casino Lizenz vor wenigen Tagen für Jocs S.A. und deren Partner Novomatic ausgesetzt wurde.

Ob all diese Informationen, die die Plattform „ok diario“ zum möglichen Skandal um Schmiergeldzahlungen bei der Vergabe der Casino Lizenz in Andorra herausgefunden haben will, zutreffen, kann wohl nur ein Gericht klären. Ein möglicher Imageschaden könnte jedoch durch diese Vorwürfe auch für Novomatic als Partner von Jocs S.A. entstehen.

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