Illegales Glücksspiel Ganapati

Illegales Glücksspiel bei Ganapati führt zur Anklage gegen zwei Chefs des Unternehmens in Taiwan. Ist dies das Ende für den Usain Bolt Slot. (Bildquelle: ganapati.com)

2020 ist mit Sicherheit kein gutes Jahr für Ganapati, den Hersteller einiger sehr bekannter Spielautomaten mit asiatischen Anime-Themen. Seit dem Frühjahr braut sich ein immer stärkerer Sturm zusammen, der nun mit der Anklage zweier Führungskräfte in Taiwan seinen vorläufigen, aber vermutlich nicht letzten Höhepunkt findet. Laut „Focus Taiwan“ wird zwei Chefs von Ganapati Taiwan, Ganapati PLC und einem nicht näher genannten Unternehmen illegales Glücksspiel im großen Stil vorgeworfen. Vor einigen Monaten kochten bereits Vorwürfe gegen den Spielautomatenhersteller und die gesamte Unternehmensgruppe über Verschleierung und anderweitige dubiose Geschäftspraktiken hoch.

Staatsanwaltschaft sieht illegales Glücksspiel bei Ganapati

Noch 2017 wurde Ganapati bei den EGR B2B Awards als Rising Star ausgezeichnet. Der Spielautomatenhersteller schickte sich an, in die Fußstapfen von Yggdrasil Gaming zu treten, die ebenfalls einst mit diesem Preis ihren Siegeszug durch die Branche begannen. Anders als die Malteser, die den Sprung in die erste Riege schafften, scheint der aufstrebende Stern Ganapati bereits am Verglühen zu sein. Seit Beginn des Jahres produziert der Hersteller von Spielautomaten, die qualitativ unbestritten erstklassig und innovativ sind, eine Negativschlagzeile nach der anderen. Trauriger Höhepunkt ist dabei nun die Anklage durch die Staatsanwaltschaft in Shilin in Taiwan, die illegales Glücksspiel bei den Tochtergesellschaften von Ganapati auf der Insel zum Gegenstand hat. Zwei Japanern und 11 Taiwanern wird vorgeworfen, im Land Glücksspieloperationen betrieben zu haben. Hierbei geht es um insgesamt 36 Apps, die mit 28 Internetseiten beziehungsweise Online Casinos verbunden waren. Als Zielländer wurden von der Staatsanwaltschaft Vietnam, China, Thailand und mehrere nicht näher benannte Staaten in Europa angegeben. Für die Bereitstellung der Slots soll Ganapati Taiwan jeweils zwischen 6 und 10 Prozent der Verluste als Provision erhalten haben. Zwischen Januar 2019 und der Razzia am 6. Juli 2020 kamen so umgerechnet rund 40 Millionen Euro an Einnahme durch illegales Glücksspiel für die Angeklagten zusammen.

Bei den zwei japanischen Staatsbürger handelt es sich um einen Mann mit dem Namen Kinoshita, auf den wir noch näher eingehen werden und eine Frau mit dem Namen Matsumura. Beide sollen laut Staatsanwaltschaft Ganapati Taiwan, Ganapati PLC sowie ein weiteres Unternehmen geführt haben. Bei letzterer Firma könnte es sich um den Spielautomatenhersteller Gamatron handeln, der Hauptziel der Razzia im Juli in Taiwan war.

Der merkwürdige Bankrott des Entwicklerstudios in Estland

Dass Ganapati Taiwan nun in illegales Glücksspiel verwickelt ist und zwei als Chefs bezeichnete Japaner und 11 weitere Angestellte Taiwanesen angeklagt werden, scheint eines anzudeuten. Beim Spielautomatenhersteller scheint so einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen zu sein, wie eine investigative Recherche des Magazins ERR (in Russisch) bereits zuvor ebenfalls vermuten ließ. Der Wendepunkt des einstmals als Rising Star gefeierten Herstellers von Spielautomaten für Online Casinos lässt sich auf den Frühling 2020 eingrenzen. Damals wurden Stimmen laut, die vor einem bevorstehenden Bankrott von Ganapati NEO Estland warnten, der Tochtergesellschaft von Ganapti PLC, die für die Spielentwicklung zuständig war. Dies war vor allem deshalb bemerkenswert, da kurz zuvor Ganapati NEO Estland noch auf Expansionskurs war und neue Büroräume beziehen wollte. Zudem wurde erst im Februar auf der ICE mit viel Tamtam ein zukünftiges Walzenspiel mit dem weltbekannten Sprinter Usain Bolt angekündigt. Hierbei war der Weltrekordhalter über 100 und 200 Meter selbst am Messestand von Ganapati zu bewundern und schrieb fleißig Autogramme.

Trotz dieser ungeheuren Investitionen zuvor sollte Ganapti NEO Estland also in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Dies, während andere Tochtergesellschaften wie das ominöse Studio in Taiwan oder Ganapati PLC, Ganapati Malta und Ganapati Curacao sich anscheinend bester Gesundheit erfreuten. Völlig überraschend für die Mitarbeiter wurde schließlich das Studio in Estland geschlossen und die Mitarbeiter entlassen. Als Grund für diese Maßnahme gab die CEO der Gruppe Juliet Adelstein die Coronapandemie an, die den Zufluss an Investorenkapital ausgetrocknet hätte. Womöglich waren jedoch eher die Ermittlungen gegen GPJ Venture Capital in Japan der Hauptgrund für die Ebbe in der Kasse. In den gleichen Zeitraum fiel ebenfalls die Rückgabe der Lizenz der MGA aus Malta, obwohl noch Monate zuvor Ganapati verkündete, in weitere regulierte Glücksspielmärkte expandieren zu wollen. Dies führte dazu, dass Ganapati Slot beispielsweise in Online Casinos wie PlaOJO, Twin Casino oder bei NordicBet nicht mehr verfügbar sind.

Laut anonymen Mitarbeiter von Ganapati NEO Estland gab es bereits im März kurz nach der ICE London die ersten Gehaltskürzungen von bis zu 20 Prozent für die Mitarbeiter. Zudem wurden die Anzahl an Projekten für Spielautomaten immer weniger und Mitarbeiter in Estland wurden durch Taiwanesen ersetzt. Zu guter Letzt erfolgte am 27. Mai die Insolvenz und letzte Vermögenswerte wurden nach Asien transferiert. Auf den angekündigten Usain Bolt Slot warten Fans zudem bis heute.

Das Netz aus Verschleierungen und zwielichtiger Geschäftspraktiken

Anonym bleiben wollende ehemalige Mitarbeiter von Ganapati NEO Estland sprachen damals gegenüber ERR davon, dass Taiwanesen Mitarbeiter in Estland ersetzten und vermutlich Vermögenswerte nach Asien geschafft wurden. Hier führt die Spur zu Ganapati Taiwan sowie zu Gamatron, beides Spielautomatenhersteller, gegen deren Chefs die Klage wegen illegalem Glücksspiel gerichtet ist. Die Razzia fand im Juli 2020 statt und hier wurde der Japaner Kinoshita verhaftet. Bei dieser Person dürfte es sich um Hayato Kinoshita handeln, um die ein undurchsichtiger Schleier liegt. Er gilt als Begründer der Ganapati Gruppe, soll jedoch später ausgestiegen sein und dann Gamatron gegründet haben. Allerdings wurde lange vermutet, dass er beide Unternehmen leitet, Ganapati Taiwan sowie Gamatron, obwohl CEO Juliet Adelstein eine unternehmerische Verbindung zwischen beiden Firmen immer bestritt. Auffällig ist hierbei, dass Ganapati Slots in einigen Online Casinos unter Gamatron vertrieben werden und viele namhafte Angestellte enge Verbindungen zu Ganapati aufweisen. Gegenüber ERR hatten zudem auch Mitarbeiter in Estland davon berichtet, sowohl an Spielautomaten für Ganapati selbst wie auch für Gamatron gearbeitet zu haben. Intern wurden beiden wie unterschiedliche Abteilungen eines Unternehmens behandelt.

Auffällig war weiterhin, dass bei der Razzia herauskam, dass Gamatron und Ganapati Taiwan sich das gleiche Gebäude teilten. All dies zusammen spricht von einer deutlich engeren Verbindung der zwei Firmen, als es Ganapati in der Öffentlichkeit darstellt. Licht ins Dunkel wird wohl jedoch erst der nun startenden Gerichtsprozess bringen.

Laut einem Analysten betreibt der Spielautomatenhersteller ein zwielichtiges Geschäftsmodell

Kinoshita, Matsumura und 11 Taiwanesen von Ganapati Taiwan wird durch die Staatsanwaltschaft illegales Glücksspiel vorgeworfen. Obwohl die Beschuldigten Angaben, die Apps und Seiten für Kunden aus Taiwan, Japan und Südkorea unzugänglich gemacht zu haben, beharrt die Justizbehörde darauf, dass die Operation aus Taiwan heraus gegen gültige Gesetze verstieß. Diese Klage und die damit verbundenen Ermittlungen sind jedoch nicht der erste Kontakt mit der Justiz für den einstmals aufstrebenden Hersteller hochwertiger Automatenspiele. Im März 2020, als zeitgleich in Estland die Gehälter gekürzt wurden und der Abstieg in den Bankrott begann, ermittelte die Japanese Financial Services Agency gegen GPJ Venture Capital. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, bei der Investorensuche gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Brisant ist hieran zum einen dass in diesem Zusammenhang die Juliet Adelstein als CEO von Ganapati erklärte, dass GPJ Venture Capital nicht zur Ganapati Gruppe gehören würde. Später wurde klar, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Durch die Geldbeschaffung von GPJ konnte sich Ganapati große Partys und einen Usain Bolt auf der ICE als Partner leisten. Laut ERR belief sich die Gesamtsumme auf umgerechnet rund 150 Millionen Dollar. Teilweise soll sogar Rentner per Telefon angerufen und zur Investition in den Glücksspielsektor animiert worden sein. Laut einem Analysten und ERR floss das Geld dann zu Ganapati PLC in London und wurde zum Teil von dort an Ganapati NEO Estland für die Spielentwicklung weitergereicht. Danach wurden die Games von Ganapati Malta und Ganapati Curacao weltweit vertrieben. Am Ende sollten schließlich dann die Investoren theoretisch ihr Geld mit Ertrag zurückerhalten. Theoretisch deshalb, weil bereits 2019 Schulden in Höhe von 65 Millionen Dollar in den Büchern von Ganapati standen.

Anhand der gesamten Geschichte rund um Ganapati, illegales Glücksspiel, Verschleierung und dubioser Geldbeschaffung stellt sich die Frage, wo das ganze Geld eigentlich hin ist. Noch 2019 soll laut ERR die Ganapti Gruppe mit der Lizenzierung und dem Verkauf der eigenen Slots gerade einmal rund 32.500 Dollar erwirtschaftet, aber gleichzeitig rund 35 Millionen Euro Schulden produziert haben. Laut einem Analysten war das Geschäftsmodell wohl eher darauf angelegt, Investoren das Geld aus der Tasche zu ziehen, anstatt ein viel geachteter Spielautomatenhersteller zu werden.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.