Paul Gauselmann 85. Geburtstag

Kaum ein anderer Unternehmer hat die Automatenbranche so geprägt wie Paul Gauselmann. Heute feiert der Herr der Merkur Automatenspiel seinen 85. Geburtstag. (Foto: Gauselmann.de)

Am heutigen Tag feiert Paul Gauselmann, der Herr der Merkur Automatenspiele seinen 85. Geburtstag. Schon immer war er eine streitbare Person, die für sich selbst, sein gegründetes Unternehmen sowie für die gesamte Branche in Politik und Öffentlichkeit für das Glücksspiel in Deutschland stritt. Während die einen in ihm jemanden sehen, der zu Reichtum auf Kosten von Spielsüchtigen gelangte, sehen andere wiederum in ihm einen Visionär und Familienunternehmer, der aus bescheidenen Verhältnissen einen globalen Konzern schmiedete. Eines bleibt jedoch unbestritten, ohne Paul Gauselmann und seine Merkur Automatenspiele wäre die gesamte Glücksspielbranche in Deutschland wohl so nicht denkbar, wie sie sich heute darstellt.

Die Entbehrungen des 2. Weltkriegs prägten die Kindheit von Paul Gauselmann

Leicht hatte es der kleine Paul Gauselmann, der 1934 in Borghorst in der Nähe von Münster geboren wurde, in seinen Kinderjahren sicherlich nicht. Schon frühzeitig im Alter von nur zwei Jahren verstarb sein Mutter Maria und Vater Heinrich wollte oder konnte sich nicht um den kleinen Paul Gauselmann kümmern. Deshalb übernahmen nahe Verwandte in Münster die Aufgabe, den heutigen Herrn der Merkur Automatenspiele auf das Leben vorzubereiten und ihm ein Dach über dem Kopf zu stellen. In den weiteren Jahren erlebte er hautnah die Schrecken des 2. Weltkriegs durch Bombenangriffe auf Münster mit. Die damalige Not der Bevölkerung, denen es vor allem nach dem Krieg an so ziemlich allem mangelte, brannten sich für immer tief in sein Gedächtnis ein und prägten seinen Charakter nachhaltig. Wie er selbst konsterniert, waren es gerade diese großen Entbehrungen und das Improvisieren in dieser Zeit, die für Paul Gauselmann zum Lehrmeister werden sollten. Ohne diese Kindheitsjahre hätte es womöglich nie den Konzern Gauselmann gegeben, welcher heute auf nahezu allen Kontinenten dieser Welt seine Merkur Automatenspiele unter der lachenden Sonne vertreibt.

Wie wichtige die Entbehrungen im 2. Weltkrieg sowie in der Zeit danach für den Charakter und die spätere Entwicklung von Paul Gauselmann war, fasste er selbst zusammen. So erklärte er hierzu: „Als damals alles in Trümmern lag, standen nur einfachste Mittel zur Verfügung und ich musste lernen, daraus immer das Beste zu machen. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass sich Anstrengung, Fleiß und vor allem der Blick auf das Wesentliche auszahlen. Für mich stand von da an fest, dass ich mehr in meinem Leben erreichen wollte, ich wollte frei und unabhängig sein und so schneller erfolgreich werden.“

Schon als Teenager sprühte Paul Gauselmann vor Ehrgeiz und Ideen

Die Biografie von Paul Gauselmann ähnelt in manchen Dingen dem typischen Werdegang anderer Unternehmer, die in jungen Jahren mit viel Ehrgeiz und Ideen ins Berufsleben starteten und später globale Konzerne schmiedeten. Zwar fing der Herr der Merkur Automatenspiele seine Karriere nicht in einer Garage an wie Bill Gates, der Gründer von Microsoft, dafür jedoch typisch deutsch, nämlich mit einer Berufsausbildung. Nachdem er bereits 1950 von der Schule als Jahrgangsbester abging, zeigte sich sein ungeheurer Ehrgeiz und Fleiß auch bei der Ausbildung zum Fernmelderevisor bei der Firma „Telefonbau und Normalzeit“ die er ebenso mit einer Auszeichnung abschloss. Ab hier war der unbeirrte Aufstieg von Paul Gauselmann zu einem der größten Köpfe in der deutschen Glücksspielbranche nicht mehr aufzuhalten. Bereit im Alter von 21 Jahren hatte sich nicht nur den Posten als Leiter einer eigenen Revisionsdienststelle erarbeitet, sondern war zudem bereits Vater zweier Kinder. Trotz der damaligen Vergünstigungen, immerhin besaß er in seiner Position bereits ein Telefon und einen Dienstwagen, wechselte Paul Gauselmann 1956 in den Ort Coesfeld, um eine gut bezahlte Stelle in einer Automatenfirma anzutreten.

Die neue berufliche Heimat vom späteren Herrn der Merkur Automatenspiele sollte sich als perfektes Umfeld für den gerade 22 Jahre alten Paul Gauselmann herausstellen. Denn hier konnte er neben seiner Arbeit als Automatentechniker seiner großen Leidenschaft hingeben, dem Umsetzen eigener Ideen. Die neue Firma in Coesfeld hatte sich auf den Import der damals sehr angesagten Musikboxen aus den USA spezialisiert und bereits im September 1956 konnte der Tüftler seine erste bahnbrechende Erfindung vorstellen, eine Fernwahlwahlbox für die Musikboxen. Dies, sein unbändiger Ehrgeiz sowie seine Leidenschaft rund um die Automaten stießen auf großes Interesse beim damaligen technischen Leiter Dr. Foelkel, der Paul Gauselmann noch im Dezember in die Entwicklungsabteilung beförderte. 1960 wiederum, nur knapp vier Jahre später, folgte der zukünftige Herr der Merkur Automatenspiele seinem Förderer Foekel auf seinen Posten und wurde schon mit 26 Jahren zum Entwicklungsleiter bei der Firma Harting in Espelkamp.

Ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg von Paul Gauselman war schon immer seine ungeheure Innovationsfreude. Nach seiner ersten Erfindung, der Fernwahlbox für Musikautomaten, die schnell für Aufmerksamkeit sorgte, folgten später mehr als 300 Patente, die die deutsche Automatenbranche zum Teil nachhaltig beeinflussten.

Das Risiko zahlt sich aus für Paul Gauselmann

Nur ein Jahr später, 1957, hatte Paul Gauselmann die Idee, neben seiner Tätigkeit bei der Firma Harting, sich selbst als Unternehmer zu versuchen. Wie sich im Nachhinein zeigte, genau die richtige Entscheidung. Mit 17 eigenen Musikautomaten, 2.000 DM an Erspartem und einem Wechsel in Höhe von 100.000 DM trat Paul Gauselmann erstmals in Deutschland als Automatenaufsteller auf. Nur ein Jahr später stieß Bruder Willi sowie 1962 Bruder Eugen der neu geschaffenen Firma bei, die dann in die Gebrüder Gauselmann GmbH umbenannt wurde. Schon hier zeigte sich das große Interesse von Paul Gauselmann, möglichst viele Familienmitglieder in den eigenen Aufstieg zu integrieren. Ein Markenzeichen, welches bis heute ein wichtiger Kern des familiengeführten Konzerns darstellt.

Bereits 1964 liefen die Geschäfte für das Unternehmen mit den aufgestellten Automaten so gut, dass Paul Gauselmann seinen Arbeitsplatz bei der Firma Harting endgültig aufgab, um sich von nun an voll und ganz auf das eigene Unternehmen zu konzentrieren. Immerhin hatte die Firma des fast schon 30 Jahren alten Gründers bereits 15 Mitarbeiter angestellt. Nur ein Jahr später gab es allerdings den ersten Rückschlag für Paul Gauselmann, als seine erste Frau, mit der er nunmehr 3 Kinder hatte, verstarb. Als alleinerziehender Vater und zugleich Unternehmen konnte er jedoch auf die Hilfe seines einstigen Pflegevaters vertrauen, der ihm tatkräftig in dieser schweren Zeit unter die Arme griff. 1967 lernte Paul Gauselmann die heutige Karin Gauselmann kennen und heiratete diese noch im selben Jahr. Aus dieser neuen Verbindung ging nicht nur der insgesamt vierte Sohn hervor, sondern ebenso eine Ehe, die noch bis heute Bestand hat.

Paul Gauselmann wird zum Herr der Merkur Automatenspiele

Nach den unternehmerisch erfolgreichen 60er Jahren mit privater Tragödie und einer neuen Liebe, folgten die 70er Jahre mit der Geburtsstunde der Merkur Automatenspiele. Schon seit einigen Jahren hatte Paul Gauselmann die Idee, nicht nur Geldspielgeräte aufzustellen und zu verkaufen, sondern diese auch selbst herzustellen. Wie das Schicksal es dabei wollte, sorgte ein Lieferboykott eines großen Herstellers dafür, dass der Gründer die eigene Idee schließlich in die Tat umsetze. Insgesamt vier Jahre gingen ins Land, bis aus dem Konzept über die Entwicklung und Produktion bis hin zur Abnahme durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt schließlich der legendäre MERKUR B entstand und das Licht der Welt erblickte. Das erste waschechte Merkur Spielautomat schlug 1977 auf dem Markt ein wie eine Bombe und der Erfolg legte den Grundstein für die heutige Gauselmann Gruppe.

Ebenfalls in den 70er Jahren, genauer 1974, legte Paul Gauselmann ebenfalls den Grundstein für das zweite wichtige Standbein innerhalb des Konzerns, abseits der Produktion der Merkur Spielautomaten. Denn in diesem Jahr wurde das Konzept der Spielothek geboren, welches nachhaltig das Ambiente der damals als Spielhöllen verschrienen Etablissements für immer verändern sollte. Sowohl bei der Ausstattung, beim Design sowie beim Service durch die Mitarbeiter setzen die Spielotheken neue Maßstäbe und schnell wurde das erfundene Wort zum Synonym für alle Spielhallen in der Bundesrepublik. Bis heute hat sich an dem Grundgedanken, das Spielen an den Merkur Slots zum Erlebnis zu machen, nicht geändert und zahlreiche Auszeichnungen sprechen noch heute für ein immer noch gelungenes Konzept.

Wie die bekannte lachenden Sonne von Merkur entstand: Meist sind die einfachen Ideen die besten. Dies trifft auch auf die Entstehung des wohl bekanntesten Symbols in der Glücksspielbranche zu, der lachenden Sonne von Merkur. Der Künstler Werner Ganteföhr, ein Freund Paul Gauselmanns, der bereits zuvor für viele Gestaltungen der Außenhaut der Automaten verantwortlich war, kreierte das Logo 1976. Überliefert ist dabei der Ausspruch zu lachenden Merkur-Sonne: „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht. Kreis herum und Zacken dran, damit es richtig strahlen kann!“ Ebenfalls in diesem Jahr und aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit entstand der Name Merkur, da 1976 zugleich das Jahr des Planeten Merkur war.

Paul Gauselmann wird zum Gesicht der gesamten deutschen Automatenbranche

Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Herstellung von Geldspielgeräten mit dem MERKUR B und der Etablierung des neuen Konzepts der Merkur-Spielothek gelang Paul Gauselmann in den 80er Jahren ein weiterer großer Wurf, der MERKUR Disc. Das erste Merkur Automatenspiel ohne die klassischen Walzen sollte sich rückblickend als noch größerer Erfolg herausstellen, als der bereits 1977 veröffentlichte MERKUR B. Mit mehr als 40.000 verkauften Einheiten ist noch heute der MERKUR Disc der mit Abstand meistverkaufte Spielautomat in Deutschland und füllte die Kassen des Konzerns. Hierdurch konnte die zukünftige Expansion mit zahlreichen Übernahmen im In- und Ausland finanziert werden. Ohne die Automatenspiele MERKUR B und MERKUR Disc wäre heute die Gauselmann Gruppe wohl nicht Deutschlands größter Glücksspielkonzern.

Der schnelle Aufstieg des Unternehmens von Paul Gauselmann führte dazu, dass der Gründer begann sich ebenso immer stärker für die gesamte Automatenbranche einzusetzen. Sein Aufstieg im Verband der Deutschen Automatenindustrie e. V. begann bereits im Jahr 1971, mit gerade einmal 36 Jahren, als er zum Vorsitzenden des Deutschen Automatenverbandes (DAV) in Nordrhein-Westfalen wurde. Später übernahm er dann den Posten des Vorstandsvorsitzenden im Verband der Deutschen Automatenindustrie e. V. und bekleidete dieses Amt bis zum Juni dieses Jahres. Überraschend beendete Paul Gauselmann bei der letzten Hauptversammlung sein Engagement und gab seinen Vorsitz nach 38 Jahren an ein Triumvirat ab. In all den Jahren, trotz des harten Konkurrenzkampfes untereinander, stritt der Herr der Merkur Geldspielgeräte für alle Firmen in Deutschland, die mit der Produktion oder Aufstellung von Automaten ihr Geld verdienten.Kein Wunder, dass viele Konkurrenten ihm zu seinem Ausscheiden vor allem eines zollten, jede Menge Respekt.

Soziales Engagement war Paul Gauselmann immer wichtig

Mit dem zunehmenden Erfolg des eigenen Unternehmens nahm natürlich auch die Kritik an seiner Person und seinem Geschäftsmodell stetig zu. Es ist unbestritten, dass Glücksspiele, genau wie Alkohol, Tabak, Computerspiele und viele andere Dinge, zu einer Sucht führen können. Dies war sicherlich auch Paul Gauselmann immer bewusst. Viele Kritiker hielten ihm vor, dass sein soziales Engagement nur der Polierung des eigenen Image dienen würde. Allerdings zeigt hier ein näherer Blick, dass vieles, was er in all den Jahren angeschoben hatte, weit über das normale Maß an PR-Maßnahmen hinausging.

Viele Millionen flossen in all den Jahren in die Förderung des Sports und hier vor allem in Sportarten, die es deutlich schwerer haben finanzielle Unterstützung zu erhalten, als beispielsweise der Fußball. Sei es der Tennisverein im Ort Espelkamp, dem Hauptsitz des Konzerns, der Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke oder der Tischtennisverein um die Ecke, ohne die Gelder von Paul Gauselmann würde vieles im Argen liegen. Ebenso ist fraglich, ob Projekte wie die Modernisierung des Krankenhauses Lübbecke-Rahden oder der Ausbau der Stroke-Unit im Klinikum Minden ohne sein persönliches Engagement in dieser Form möglich gewesen wären. Ebenso ist Paul Gauselmann seit vielen Jahren der Vorsitzende des Fördervereins Schlaganfall – Neurologische Klinik Minden e. V. und setzt sich noch heute für Präventionsmaßnahmen und Aufklärung ein.

Es mag stimmen, dass Paul Gauselmann auch Gelder aufgrund der Spielsucht einiger seiner Kunden verdient hat, doch zugleich unterstützte er persönlich und mit seinem Konzern zahlreiche sozial Projekte. Zugleich sollte auch bedacht werden, dass heute mehr als 13.000 Mitarbeiter weltweit einen festen Arbeitsplatz durch die Gauelmann Gruppe besitzen. Wie alles im Leben hat jede Medaille seine zwei Seiten. Zum 85. Geburtstag wünschen wir hier an dieser Stelle Paul Gauselmann beste Gesundheit und noch viele Schaffenskraft für die nächsten Jahre.

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