Georg Kapsch, der Präsident der Industriellenvereinigung, brachte nun die vollständige Privatisierung der CASAG ins Spiel. Die jedoch hält ziemlich wenig davon.
In kaum einem anderen westeuropäischen Land ist der Staat so stark in Unternehmen investiert wie in Österreich. In zahlreichen Konzernen besitzt die Alpenrepublik über ihre Gesellschaft ÖBAG Beteiligungen oder kontrolliert diese sogar vollständig. Ein Umstand, der sich seit dem 2. Weltkrieg trotz zahlreicher Versuche der Privatisierung kaum verändert hat. Eine dieser Beteiligungen sind die mehr als 30 Prozent am Casino-Monopolisten CASAG. Allerdings kommt nun Widerstand hiergegen ausgerechnet von Georg Kapsch, dem Präsidenten der Industriellenvereinigung. Er würde die Casinos Austria AG am liebsten vollständig privatisieren. Von dieser Idee jedoch zeigt sich die CASAG wenig begeistert.
Die CASAG war schon immer der Spielball der unterschiedlichen Regierungen in Österreich
Neu ist der Vorschlag über eine komplette Privatisierung der CASAG durch den Präsidenten der Industriellenvereinigung wahrlich nicht. Je nach Regierung gab es entweder Pläne für solch einen Schritt oder die Idee, die Casinos Austria AG wieder unter die vollständige Kontrolle des Staates Österreich zu stellen. Für beide Seiten gab und gibt es wichtige Argumente. Georg Kapsch legte nun seine Sicht der Dinge über die Beteiligung von Österreich an der CASAG in den Medien dar und erklärte warum er diese lieber vollständig privatisieren würde. Zum einen ist es das leidige Thema um das Geschacher um hoch dotierte Pöstchen, wie zuletzt erst wieder bei der Bestellung von FPÖ-Politiker Peter Sidlo zu sehen war. Solche Vorgänge wäre bei einem rein privat geführten Unternehmen in der Form nicht möglich. Zugleich jedoch stellt Georg Kapsch klar, dass dieses Gebaren nicht allein der FPÖ anzulasten wäre, immerhin ist die Politik der Postenvergabe in Staatsunternehmen seit vielen Jahrzehnten von allen Parteien vorgelebte Praxis.
Ein weiteres Argument des Präsidenten der Industriellenvereinigung für eine vollständige Privatisierung der CASAG kam dann doch schon deutlich schwergewichtiger daher. Er stellte nämlich die Frage in den Raum, ob Österreich an einem Geschäft verdienen muss, welches immer wieder Menschen in die Abhängigkeit treibt. Ein nicht von der Hand zu weisendes Argument, denn schließlich treffen hier zwei diametrale Dinge aufeinander. Zum einen soll die CASAG sicherstellen, dass der Spieltrieb der Bevölkerung kanalisiert wird, zum anderen jedoch ist der Staat Österreich, wie wohl jedes Land, an hohen Steuereinnahmen interessiert. Der stetige Ausbau des eigenen Angebots an Spielbanken, Online Casino und immer neuen Lotterieprodukten sowie die enorme Glücksspielwerbung sprechen hier wohl eher dafür, dass letzterer Punkt Priorität genießt. Ohne die eigene Involvierung könnte Österreich bei der dann vollständig privatisierten CASAG wohl eher geneigt sein, die Daumenschrauben beim Marketing und bei Produkten über Gesetze ein wenig stärker anzuziehen.
Interessanterweise sprach sich Georg Kapsch nicht generell für Privatisierungen von Staatsunternehmen aus, sondern erwähnte hierbei nur explizit die CASAG. Die Veräußerung der Telekom Austria an den Konzern America Movil aus Mexiko hielt er beispielsweise für einen Fehler. Ebenso sollte seiner Meinung nach der Mineralölkonzern OMV im Eigentum des Staates verbleiben.
Die CASAG hält nichts von einer vollständigen Privatisierung
Kurz nach der Verlautbarung von Georg Kapsch bezog die CASAG zu der Idee einer vollständigen Privatisierung der Casinos Austria AG Stellung und lehnte solcherlei Ideen rundherum ab. Dabei verwies der Monopolist bei den Casinos auf die Tatsache, dass gerade wegen der potenziellen Gefahren rund um die Spielsucht, das Glücksspiel nicht komplett in privaten Händen liegen dürfe. Einen solch sensiblem Bereich der direkten Kontrolle des Staats zu entziehen, wäre nicht zu verantworten. Ebenfalls argumentierte die CASAG mit dem Verlust womöglich Tausender Arbeitsplätze. Diese könnten wegfallen, wenn private Besitzer allein den Profitinteressen untergeordnet wären. Abschließend glaubt die CASAG, dass sich zudem mit einer direkten Beteiligung des Staates die Kontrolle beim Glücksspiel deutlich besser bewerkstelligen lässt.
Die von der CASAG vorgebrachten Argumente sind ebenfalls nicht leichtfertig von der Hand zu weisen. Natürlich hat der Staat bei einer direkten Beteiligung deutlich größere Möglichkeiten Einfluss auf den Glücksspielsektor zu nehmen. Maßnahmen zum Spielerschutz können so auch gegen Profitinteressen durchgesetzt werden. Allerdings gibt es abseits dessen wohl ebenso noch andere Faktoren, warum die CASAG wenig Interesse daran hat, vollständig privatisiert zu werden. Sollte dies nämlich geschehen, wäre ihr Monopol bei den Lotterien sowie beiden Casino kaum noch zu rechtfertigen. Warm sollte schließlich ein privater Konzern gegenüber den Konkurrenten bevorzugt werden? Andere Unternehmen dürften in so einem Fall sicherlich darauf klagen, ebenfalls Zugang zum österreichischen Glücksspielmarkt zu erhalten, was wiederum die Pfründe der CASAG in Gefahr bringen würde. Wer würde schon freiwillig auf ein Monopol verzichten, welches jährlich Milliarden an Euro in die Kassen spült.
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