Minderjährige für Glücksspielwerbung

Facebook markiert Hunderttausende Minderjährige mit Interesse an Glücksspielen und breitet den Social Casinos den roten Teppich bei der Glücksspielwerbung aus. (Bild von William Iven auf Pixabay)

Nach unzähligen Datenskandalen dürfte nun auf Facebook das nächste Problem zurollen. Denn eine gemeinsame Untersuchung von der englischen Zeitung The Guardian und der dänischen Rundfunkanstalt hat herausgefunden, dass Facebook Hunderttausende Minderjährige in Bezug auf potenzielle Glücksspielwerbung markiert hat. Dies könnte dazu führen, dass Online Casino Betreiber unwissentlich für Spielautomaten und Live Casino Spiele bei Jugendlichen werben. Ebenso erhalten Social Casinos und Videospiele mit den fragwürdigen Geschäftsmodellen Informationen über Minderjährige auf Facebook, die sich für Glücksspiele interessieren.

Rund 740.000 Minderjährige wurde von Facebook für Glücksspielwerbung markiert

Die große britische Zeitschrift The Guardian stellte nun die eigens durchgeführte Untersuchung in Zusammenarbeit mit der dänischen Rundfunkanstalt in Bezug auf Facebook vor. Hierbei stellten sie fest, dass das größte Soziale Netzwerk rund 740.000 Minderjährige mit dem Punkt „Interesse an Glücksspielen“ markierte. Diese Form der Markierungen ist die goldene Währung von Facebook, da diese wiederum den Werbetreibenden als Grundlage für ihr Marketing dienen. Jedwedes Interesse eines Nutzers wird analysiert und Firmen können, wie in diesem Fall bei der Glücksspielwerbung, somit passgenaue Anzeigen schalten. Wie The Guardian weiterhin herausfand, sind allein in Großbritannien 130.000 Kinder und Jugendliche durch Facebook mit einem Interesse an Glücksspielen markiert worden. Diese automatische Erfassung über Algorithmen ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch, auch wenn das Soziale Netzwerk wiederum die Glücksspielwerbung an Minderjährige nicht erlaubt. Bei der zunehmend automatisch erfolgenden Kontrolle sowie der Erstellung von Zielgruppen ist nämlich nicht auszuschließen, dass am Ende doch Anzeigen von Online Casinos, Social Casinos oder fragwürdigen Games wie Coin Master bei Minderjährigen geschaltet werden.

Gleichzeitig mit der Markierung von Minderjährigen für Glücksspielwerbung fand die Zeitung ebenfalls ein massives Problem in Bezug auf Alkohol heraus. Hier wurden durch Facebook mit 940.000 markierten Minderjährigen, davon allein in Großbritannien 150.000 Kinder und Jugendliche, der Wert für die Glücksspiele sogar noch übertroffen.

Ein markiertes Interesse an Glücksspielen auf Facebook kann für Minderjährige gefährlich werden

Durch die Markierung für ein Interesse an Glücksspielen landen die Minderjährigen auch in der Zielgruppe für Online Casinos, wenn diese Werbung auf Facebook schalten wollen. Allerdings wird es selten passieren, dass diese beispielsweise eine Anzeige vom 888casino oder anderen Anbietern zu sehen bekommen. Die Online Casinos mit Echtgeld Spielautomaten sind nämlich darauf bedacht, ihre Filter möglichst so einzustellen, dass Personen unter 18 Jahren vom Marketing ausgeschlossen sind. Trotz dessen gibt es jedoch keine absolute Garantie, da durchaus auch hier einmal Fehler passieren können. Eine wirkliche Lösung könnte hier nur eine nicht erfolgende Markierung im Bereich Glücksspiel durch Facebook selbst bringen.

Ein weiterer, noch deutlich gefährlicher Punkt ist die Werbung von Social Casinos, die aufgrund des Einsatzes von Spielwährungen nicht als Glücksspiele definiert werden. Kinder und Jugendliche können hier erstmals mit Slots, Bingo und anderen Produkten in Kontakt geraten. Facebook weiß in Bezug auf die eigene Markierung der Minderjährigen, dass diese ein Interesse an Glücksspielen besitzen und so werden diese zum leichten Ziel der Betreiber. Ebenso ist die Markierung interessant für Anbieter von kleinen Videospielen, die vor allem auf den Geldeinsatz ausgelegt sind. Ein Paradebeispiel ist hier Coin Master, welches ein typischer Slot ist, der durch sein drumherum einer Spielwelt und Wettbewerb immer wieder zum Einsatz echter Moneten animiert. Mit der zuvor erfolgten Markierung der Minderjährigen wissen die Entwickler genau, bei welchen Kindern und Jugendlichen ihre Glücksspielwerbung auf fruchtbaren Boden fallen wird.

Schon mehrfach war Facebook in der Vergangenheit wegen seiner Datenerhebung und den daraus resultierenden Markierungen des Nutzers für Werbetreibende in die Kritik geraten. So gab es Markierungen zu den Themen Homosexualität, Islam und anderen Religionen, obwohl diese Informationen nach den Datenschutzgesetzen der EU als hoch sensibel eingestuft sind.

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