Casinos in Florida

Heuchelei? Mickey Mouse mag keine Casinos – aber Angestellte fair entlohnen mag die Maus scheinbar auch nicht.

In Florida, dem sonnenverwöhnten Bundesstaat im Osten der USA, entbrennt im Moment ein regelrechter Kampf um das Glücksspiel. Während die eine Seite sich für die Erweiterung oder den Neubau von Casinos ausspricht und davon tausenden Arbeitsplätze erhofft, fürchten sich die Gegner vor den Auswirkungen der Spielsucht. Gerade letztere Gruppe kann dabei auf die Unterstützung des gigantischen Medienkonzerns „The Walt Disney Company“ zählen. Das Unternehmen aus Los Angeles, das sich gern mit seinen Produktionen als besonders familien- und kinderfreundlich darstellt, ist Hauptkapitalgeber in einer angestrebten Petition. Diese von der Organisation „No Casinos“ ins Leben gerufene Petition soll nicht nur die Ausbreitung von Casinos in Florida eindämmen, sondern am besten ganz verhindern. Doch dafür benötigt „NoCasinos“ bis zum Jahr 2018, wenn ebenfalls die Wahlen in dem Bundesstaat anstehen, insgesamt 766.200 Unterschriften. Wie das englischsprachige Magazin „Worldcasinodirectory“ nun berichtet, hat es die Organisation bis heute auf rund 100.000 gültige Unterschriften gebracht. Allerdings sollen noch 300.000 weitere auf die notwendige Überprüfung seitens der Behörden warten. Sollte dies stimmen, wären die Organisation von „No Casino“, einer Petition, die zukünftig Glücksspiele in Florida deutlich behindert, schon einen gewaltigen Schritt näher. Gerade in den letzten Monaten verzeichneten die Organisatoren einen starken Zulauf, was vor allem dem Geld von Disney geschuldet sein dürfte. Denn das Unternehmen mit der Mickey Mouse soll laut dem Magazin bereits seit März diesen Jahres insgesamt 650.000 US-Dollar in die Kampagne gesteckt haben. Bei einer gerade einmal 688.000 US-Dollar umfassenden Gesamtsumme, die „No Casino“  für ihr Vorhaben bisher eintreiben konnte, kann hier fast von einer Disney-Kampagne gesprochen werden.

Der Disney Konzern ist einer der größten Medienunternehmen der Welt. So gehören mittlerweile zum Beispiel Lucasfilm mit Starwars, das Studio Pixar, die Marvel Studios um die Avengers sowie Touchstones Pictures zum Giganten. Im Bereich des Fernsehens wiederum besitzt Disney ABC, ESPN, den Disney Channel und über eine 50-prozentige Beteiligung von ESPN auch die Hälfte von Super-RTL.

Disney schickte schon die Playtech Spielautomaten von Marvel ins Nirvana

Disney ist wahrlich kein Freund von Glücksspielen und erst recht nicht von Spielautomaten. Dies durften bereits die Zocker im April diesen Jahres erleben. Denn quasi über Nacht verschwanden die beliebten Playtech Spielautomaten mit den Comichelden von Marvel aus den Online Casinos. Denn mit der Übernahme des bekannten Produzenten von Comicheftchen 2009 gelangten so ebenfalls sämtliche Rechte in den Besitz des Mediengiganten. Zwar musste die bestehenden Verträge mit Playtech noch bis zum Auslaufen der Lizenzen erfüllt werden, doch dann wurde knallhart der Stecker gezogen. Und so gingen, sehr zum Ärger der Zocker, die beliebten Slots wie IRONMAN 2, THOR oder THE AVENGERS in die Ewigen Jagdgründe ein. Glücksspiele und hier vor allem Automatenspiele passen eben nicht zu einem Konzern, der sich selbst als so kinderfreundlich darstellen möchte. Doch von der angeblichen Kinderfreundlichkeit spüren gerade die Angestellten der diversen Zulieferbetriebe von Disney wenig, denn hier war Kinderarbeit wohl an der Tagesordnung.

Wer heute noch in den Online Casinos Spielautomaten mit Comichelden zocken will, der kann dies zum Glück immer noch bei Playtech tun. Denn das Unternehmen besitzt weiterhin eine Lizenz von DC-Comics. Hier sind dann allerdings die Helden um Batman und Superman auf den Walzen zu finden.

Die Schattenseite des familienfreundlichen Konzerns

Auf Anfragen zahlreicher NGO’s, doch endlich eine Liste der Unternehmen zu veröffentlichen, die für Disney vor allem Spielzeug produzieren, kam immer nur ein klares Nein. Das Unternehmen verwies immer wieder darauf, dass eigene Kontrollen der Partner vollauf genügen würden. Doch die Wahrheit ist, entweder gab es keine echten Überprüfungen von Disney oder es war dem Konzern einfach egal. In Asien stellten Arbeiterinnen unter unwürdigen Bedingungen T-Shirts her und wurden zudem noch von Aufsehern geschlagen. Pro Kleidungsstück erhielten die Arbeiterinnen 5 Cent als Lohn, gleichzeitig verkaufte Disney diese Shirt auf dem Markt für 17,99 US-Dollar. Nun könnte eingeworfen werden, dass Kontrollen der Zulieferer in Asien schwierig sind, doch selbst im Bundesstaat in Kalifornien waren die Arbeitsbedingungen nicht besser. Hier produzierte bis 2001 KTBA im Auftrag des Konzerns Zauberstäbe und Kopfschmuck für die kleinen Kinder in der ganzen Welt. Doch was die wenigsten Kunden wussten, ein Teil der Produktion stammte aus Kinderhand. Denn staatliche Untersuchungen von Kanada fanden heraus, dass in der Fabrik auch Kinder im Alter zwischen 7 und 15 Jahren beschäftigt waren. Dies mitten im den USA. Zusätzlich wurde den Arbeitern ebenfalls nicht der gesetzliche Mindestlohn von Kalifornien in Höhe von damals 6,25 US-Dollar gezahlt, sondern nur lächerliche 1,20 US-Dollar. Verkauft wurden die Zauberstäbe und der Kopfschmuck allerdings zwischen 9,95 und 12,95 US-Dollar. Bei diesem Geschäftsgebaren auf Kosten von Kindern und Arbeitern, erscheinen die famosen mehr als 55 Milliarden US-Dollar an Umsatz pro Jahr in einem deutlich anderen Licht. Im Jahr 2006 brachte dieser Umgang mit den Arbeitern bei Zulieferern und der Weigerung die Namen der Partner zu veröffentlichen, Disney zurecht den Public Eye Award ein.

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