Bei der CASAG, dem österreichischen Monopolisten bei den Casinos in Österreich, scheint momentan so richtig Dicke Luft zu herrschen. Und dabei dreht es sich nicht nur um den angestrebten Verkauf der eigenen Tochter, der Casinos Austria International, an der Konkurrent und Miteigentümer Novomatic schon großes Interesse bekundete. Denn nun zeigt ein dem Nachrichtenmagazin Kurier vorliegender Brandbrief des Zentralbetriebsratsobmann Manfred Schönbauer, dass innerhalb der Casinos Austria AG noch weitere Schlachtfelder existieren. Dabei dreht es sich hauptsächlich um den Führungsstil des neuen CEO Alexander Labak, der erst im vergangenen Jahr den nach mehr als 20 Jahren auf dem Chefposten sitzenden Karl Stoss bei der CASAG beerbte.
Betriebsratsmitglied erhebt schwere Vorwürfe
In den letzten Wochen drehte sich bei der CASAG so ziemlich alles um den geplanten Verkauf der CAI und dem damit möglicherweise verbundenen Rückzug aus dem Geschäft mit Casinos im Ausland. Dieser Verkauf soll vor allem durch die Sazka Gruppe und Novomatic, den beiden privaten Glücksspielunternehmen und Miteigentümern der CASAG, forciert werden, was wiederum der staatlichen ÖBIB überhaupt nicht gefällt. Doch während sich alle mit dieser Baustelle beschäftigen, scheint es anderer Stelle zu noch weitaus größeren Verwerfungen zu kommen, nämlich im Verhältnis zwischen Betriebsrat und Vorstand. In dem Auszug aus dem Brandbrief von Zentralbetriebsratsobmann Manfred Schönbauer, den der Kurier online stellte, werden gleich zwei massive Kritikpunkte direkt an den Chef Alexander Labak persönlich gerichtet. So wirft Schönbauer in seinem Brief, der im freundschaftlichen Du verfasst wurde, ihm vor, dass er als neuer CEO sämtliche Kritik vonseiten der Direktoren oder anderer Führungskräfte ignoriert. Vielmehr wird eine Firmenpolitik von oben herab durchgesetzt, die sämtlichen Entscheidungsträgern den persönlichen Gestaltungsspielraum nimmt. Schönbauer schreibt hier selbst im veröffentlichten Auszug: „[…] jegliche Kritik bleibt ungehört.“ Zusätzlich hält er den nun vertretenen Führungsstil von Labak und Geschäftsbereichsleiter Schütz, beide werden explizit benannt, mit den selbstgesteckten Zielen der Casinos Austria für unvereinbar.
Wie der Kurier berichtet, wurde das Schreiben bisher an mehr als 100 Personen versendet, darunter sollen sich ebenfalls Mitglieder aus Regierungskreisen und innerhalb der Gewerkschaftsspitze befinden. Schönbauer wirft Laback in seinem Brandbrief ebenfalls vor, die zentrale Überwachung mit Videokameras (Surveillance) „missbräuchlich genutzt zu haben. Weiterhin spricht er in diesem Zusammenhang von einem Bruch einer hochsensiblen Betriebsvereinbarung vonseiten Labak, mit der der CEO eine rote Linie überschritten hat.
Das „Projekt Otto“, auch Verkauf der CAI genannt, kommt gut voran
Neben der nun neu aufgemachten Baustelle, Betriebsrat gegen Vorstand, schwelt an anderer Stelle innerhalb der CASAG immer noch das Problem mit dem durch Labak forcierten Verkauf der Casinos Austria International. Und wie nun das Nachrichtenmagazin Trend herausfand, scheint diese innerhalb der CASAG als „Projekt Otto“ bezeichnete Veräußerungsabsicht der CAI, recht gut voranzukommen. Denn wie die Online-Ausgabe schreibt, wurde im Jahresabschluss der australischen Tochter Reef Casino Trust der CASAG auch der geplante Teil- oder Komplettverkauf der ausländischen Casinos erwähnt. Ebenfalls wird hierin dieser angestrebte Verkauf, an dem Novomatic schon Interesse signalisierte, als „Projekt Otto“ bezeichnet, welches als mittlerweile weiter vorangeschritten eingestuft wurde. Diese fortgeschrittene Entwicklung dürfte wiederum den teilstaatlichen Miteigentümer, die ÖBIB, gar nicht amüsieren. Denn diese hatte sich in Person von Chefin Martha Oberndorfer schon zuvor in einen Brief an Labak nicht gerade als Freund einer möglichen Zerschlagung des Konzerns entpuppt. Zudem: Warum sollte der Staat Österreich überhaupt ein Interesse an einem Verkauf der CAI haben, schließlich schreiben nun, nach vielen Jahren der Umstrukturierung, die Casinos Austria International endlich Schwarze Zahlen. Und gerade jetzt, wo es endlich bergauf geht, soll das Auslandsgeschäft mit Potential veräußert werden? Warum sollte sich der Staat Österreich mit einem Anteil an dem kurzfristigen insgesamt rund 200 Millionen Euro, die die CAI ungefähr einbringen könnte, zufriedengeben, wenn zu gleich der Trend des Konzerns nach oben zeigt? Diese Fragen dürften sicherlich in den Köpfen einiger Beteiligter präsent sein und so kommt es am Ende darauf an, wer von beiden Seiten am längeren Hebel sitzt. Denn während in der Hauptversammlung die ÖBIB dem Zusammenspiel zwischen der Sazka Gruppe und Novomatic nur zuschauen kann, hat sie jedoch im Aufsichtsrat, zusammen mit der Belegschaftsvertretung, die Oberhand. Es bleibt also weiter spannend.
Der Kurier meldete ebenfalls, dass es neben dem österreichischen Glücksspielkonzern Novomatic noch weitere Interessenten für die CAI oder Teile der Tochterfirma geben soll. Während der Buchwert der Casinos Austria International zwischen 170 und 180 Millionen Euro liegt, bewertet ein von der CASAG in Auftrag gegebenes Wertgutachten das Unternehmen mit weit über 200 Millionen Euro.
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