In mehreren Artikeln hatten wir bereits zuvor den Finger in die Wunde bei den geplanten, neuen deutschen Sportwettenlizenzen gelegt. Eine Konzession, die die Anbieter zwingt ihre deutschen Online Casinos aufzugeben, obwohl Spielautomaten den größten Umsatz und Gewinn einbringen, ist wahrlich wenig verlockend. Zudem sorgen weitere Einschränkungen beim Angebot mit Sportwetten ebenfalls dafür, dass diese auf wenige Gegenliebe stoßen. Wie die neuste Pressemeldung von Peter Beuth aus der CDU zeigt, der als Innenmister ebenso für den Sport zuständig ist, entwickeln sich deutsche Sportwettenlizenzen zu einem absoluten Rohrkrepierer.
Deutsche Sportwettenlizenzen will niemand
Um den Paten aus den drei erfolgreichen Mafiafilmen zu zitieren, unterbreitete der deutsche Staat den privaten Glücksspielunternehmen ein Angebot, welches diese nicht ablehnen könnten. Mit dem 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag sollten nämlich zu Beginn des neuen Jahres die Sportwetten aus der momentanen Duldung in die Legalität überführt werden. Geplant war und ist, dass sich alle Glücksspielunternehmen, die ab 2020 weiterhin ihr Angebot in der Bundesrepublik offerieren wollen, deutsche Sportwettenlizenzen erwerben müssen. Glücksspielkonzerne, die dann ohne solch eine Konzession weiterhin aktiv sind, sollten mit Unterlassungsaufforderungen aus dem Markt gekegelt werden.
Hierbei dachte die Politik wohl als Gesetzgeber stark genug zu sein, dass die Unternehmen wie bet-at-home oder bet365 wohl in den sauren Apfel beißen und die Kröte am Ende schlucken würden. Nun jedoch zeigt sich, dass die Kröte wohl zu ungenießbar ist, denn bis heute ist nicht eine einzige Bewerbung für deutsche Sportwettenlizenzen überhaupt eingegangen. Ein katastrophales Armutszeugnis, welches wieder einmal beweist, dass die deutsche Politik bis jetzt nicht in der Lage ist ein tragfähiges Konzept für alle Beteiligten zu entwickeln. Anstatt die Zeit bis zum neuen Glücksspielstaatsvertrag Mitte 2021 zu nutzen, um Online Casino und Sportwetten gleichermaßen zu regulieren, wurde wieder ein unausgegorener Schnellschuss fabriziert. Wie immer wurden dabei die Bedenken der EU-Kommision, der Kunden sowie der Anbieter von Sportwetten und Online Casinos einfach ignoriert, was mittlerweile zur guten, alten Tradition in Deutschland gehört.
Die gravierendsten negativen Punkte der deutschen Sportwettenlizenzen:
- Aufgabe der eigenen deutschen Online Casinos
- monatliches Limit pro Kunde von 1.000 Euro
- keine Livewetten
- die Laufzeit der Konzession beträgt gerade einmal anderthalb Jahre
Ein Machtkampf zwischen Deutschland und den Glücksspielunternehmen steht bevor
Bereits mehrfach warnte das Innenministerium in Hessen, welches für deutsche Sportwettenlizenzen ab nächstem Jahr verantwortlich ist, die Betreiber davor, einfach so weiter zu agieren wie bisher. Die Regulierungsbehörde werde sämtliche Anbieter ohne deutsche Sportwettenlizenzen oder die sich bislang dafür noch nicht beworben haben, gnadenlos verfolgen,so hieß es immer wieder. Wirklich beeindruckt haben sich jedoch allerdings die Glücksspielunternehmen bislang nicht von den Drohungen gezeigt. Vielmehr gehen einige Fachleute davon aus, dass Glücksspielunternehmen versuchen könnten, hier klar auf Zeit zu spielen. Immerhin sind es bis zum neuen Glücksspielstaatsvertrag Mitte 2021 gerade einmal noch rund anderthalb Jahre.
Alles läuft deshalb nun auf einen extremen Machtkampf zwischen dem deutschen Staat und der gesamten Glücksspielindustrie hinaus, mit ungeahntem Ausgang und womöglich extremen Folgen. Denn die Tatsache, dass es bislang nicht eine einzige Bewerbung für deutsche Sportwettenlizenzen gibt, obwohl nur noch rund drei Wochen Zeit sind, könnte theoretisch zum Supergau für die Kunden führen. Im schlimmsten Fall würden sämtliche Anbieter ihre Online Casinos in Deutschland weiterlaufen lassen und sich im Gegenzug von den Sportwetten trennen. Hinter dieser möglichen Konsequenz stehen knallharte wirtschaftliche Interessen. Zum einen verdienen fast alle Glücksspielunternehmen ihr Geld hauptsächlich mit Spielautomaten und Live Casinos Spielen. Zum anderen machen die restriktiven Bedingungen, wie das Verbot von Livewetten, den gesamten Bereich völlig unwirtschaftlich, schließlich ist diese Form der größte Umsatztreiber bei den Sportwetten.
Dass es keine wirklich gute Idee sein kann, den potenziellen Bewerben um die deutschen Sportwettenlizenzen alles zu verbieten mit denen diese überhaupt Geld verdienen können, war schon vorher mehr als offensichtlich. Hinzu kommt die kurze Laufzeit und die Unsicherheit darüber, wie es dann ab Mitte 2021 überhaupt weitergeht. Bei dieser Gemengelage ist es wahrlich nicht verwunderlich, dass bis heute kein einziges Glücksspielunternehmen überhaupt Unterlagen beim hessischen Innenministerium eingereicht hat.
Eine gigantische Klagewelle zu den deutschen Sportwettenlizenzen ist jetzt schon absehbar
Es bedarf keinerlei prophetischer Gaben, um schon jetzt eine gigantische Klagewelle im nächsten Jahr in Bezug auf deutschen Sportwettenlizenzen vorherzusehen. Diese wird in dem Augenblick losgetreten werden, wenn das hessische Innenministerium tatsächlich gegen die Anbieter mit Unterlassungsverfügungen vorgehen sollte. Der deutsche Glücksspielmarkt ist viel zu wichtig und zu lukrativ, um diesen einfach kampflos aufzugeben. Dabei stehen die Chancen nicht einmal schlecht für die Glücksspielunternehmen den ganzen Prozess so lange vor den Gerichten hinauszuzögern, bis Mitte 2021 der neue 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag sowieso hinfällig ist.
Dem gegenüber könnte Deutschland seine Strategie ändern und wie bereits in der Vergangenheit bei PayPal andere Zahlungsdienstleister ebenso verpflichten die Dienste zwischen Kunden und Anbietern von Sportwetten einzustellen. Allerdings dürfte sich dies ebenfalls äußerst schwierig in der kurzen Zeit gestalten, vollumfänglich sämtliche Transaktionen zu unterbinden. Allein der Prozess bei PayPal zog sich über viele Monate hin und da war es nur gerade einmal ein Zahlungsdienst. Zudem besteht zu guter Letzt für die Anbieter die Möglichkeit einfach die Sportwetten vorübergehend aus dem Programm zu nehmen und nur die deutschen Online Casinos weiterhin laufen zu lassen. Diese sind nämlich von den Regelungen zu den deutschen Sportwettenlizenzen nicht betroffen, solange diese nicht auch Sportwetten anbieten. Genau diese unterschiedliche Handhabung ist ein weiterer Grund, warum sich die neuen Konzessionen zum Rohrkrepierer entwickeln. Während reine Anbieter von Spielautomaten weiterhin ihre Marktanteile in diesem lukrativen Geschäft behalten dürfen, sollen die Sportwettenanbieter dieses aufgeben. Dieser eklatante Nachteil ist einfach niemanden zu vermitteln.
Abseits der Glücksspielunternehmen könnten in Bezug auf deutsche Sportwettenlizenzen ebenso die Vereine der Bundesligen in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Ohne gültige Konzession dürfen diese dann nämlich keine Werbung mehr für ihre Sponsoren schalten, weder im Stadion noch sonst wo. Dies gilt ebenfalls für Rundfunk und Fernsehen. Zusätzlich ist nicht klar, wie das Problem mit Schleswig-Holstein gelöst wird. In dem Bundesland dürfen nämlich sehr wohl die Anbieter weiterhin offiziell Online Casinos und Sportwetten zusammen anbieten.
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