Klage gegen Glatz-Kremsner

Nachdem bekannt wurde, das die WKStA gegen Bettina Glatz-Kremsner ermittelt, trudelt nun die nächste Klage gegen die CASAG-Chefin ein. (Bildquelle: casino.at)

Momentan scheint es für die Vorzeigemanagerin in Österreich, die amtierende CASAG-Chefin Bettina Glatz-Kremsner, nicht besonders rund zu laufen, denn nun wurde durch die NEOS Klage gegen sie bei der Justiz eingereicht. Wieder geht es dabei um eventuelle Falschaussagen, allerdings dieses Mal vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss vor wenigen Wochen am 10. September. Schon wie zuvor bei ihrem Verhältnis zu ÖBAG-Chef Thomas Schmid dreht sich alles um Abweichungen zwischen ihren Aussagen und bei diversen Razzien beschlagnahmten Chatnachrichten. Im neuesten Fall geht es dabei um die Kommunikation zwischen Bettina Glatz-Kremsner und Heinz-Christian Strache über Peter Sidlo vor und auch nach seiner merkwürdigen Bestellung zum Finanzvorstand in der CASAG.

Die nächste Klage gegen Bettina Glatz-Kremsner dreht sich um Strache und Sidlo

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die WKStA, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, gegen die amtierende CASAG-Chefin Bettina Glatz-Kremsner ermittelt, was zu einer Klage führen könnte. Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass Glatz-Kremsner in Bezug auf mehrere Sachverhalte Falschaussagen bei ihrer Vernehmung bei der WKStA getätigt haben könnte. Hierbei ging es um ihr Verhältnis zu ÖBAG-Chef Thomas Schmid, gegen den die WKStA wegen der Bestellung von Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG ermittelt. Die bei Razzien sichergestellten Chatverläufe zwischen der heutigen CASAG-Chefin und Thomas Schmidt zeugen von einem deutlich engeren Verhältnis der beiden Personen, als es Bettina Glatz-Kremsner darstellte. Beide kannten sich zudem deutlich länger als zuvor angegeben. Wie nun bekannt wurde, flatterte nun sogar eine richtige Klage gegen Bettina Glatz-Kremsner in ihr Haus und wieder geht es um mögliche Falschaussagen, dieses Mal jedoch in Bezug auf ihre Stellungnahme im Ibiza-Untersuchungsausschuss am 10. September. Dort hatte sie angegeben, dass sie nie mit Heinz-Christian Strache über Peter Sidlo gesprochen hätte, die sichergestellten Chats allerdings legen eine andere Version nahe.

Wie der “Standard” schreibt, soll der Nachrichtenagentur APA eine Sachverhaltsdarstellung vorliegen, die es in sich hat. Darin geht es um mehrere Kurznachrichten zwischen dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und der amtierenden CASAG-Chefin. Einige Wochen vor der Hauptversammlung der Casinos Austria AG, in der Peter Sidlo zum Finanzvorstand gewählt wurde, korrespondierten Glatz-Kremsner und Strache am 15. Januar 2019 über SMS miteinander. Damals war die heutige CASAG-Chefin noch einfaches Mitglied des Vorstands. Nach einer kurzen Höflichkeitsfrage, ob es ihr gut gehe, wollte Strache wissen, ob in Bezug auf Sidlo alles glatt läuft und dankte zum Schluss für ihre Unterstützung. Die heutige CASAG-Chefin, die angeblich nie mit Strache über Sidlo gesprochen hatte, bekräftigte später, dass ihre Unterstützung vollster Überzeugung entspringe. Schon allein dieser kurze Plausch hätte wahrscheinlich für die NEOS ausgereicht, die Klage wegen Falschaussage gegen Glatz-Kremsner einzureichen, allerdings finden sich noch deutlich mehr Konversationen mit Strache über Sidlo. Kurz nach der gelungenedn Wahl von Peter Sildo in den Vorstand bedankt sich beispielsweise Strache erneut bei Glatz-Kremsner für ihre Unterstützung und gratuliert ihr artig zu ihrer eigenen Wahl zu Generaldirektorin. All dies zusammen mit den zuvor widersprüchlichen Darstellungen über ihr Verhältnis zu ÖBAG-Chef Thomas Schmidt lassen in der Opposition sowie bei den Ermittlern verständlicherweise erhebliche Zweifel an der Richtigkeit ihrer bislang getätigten Aussagen aufkommen.

Für Bettina-Glatz Kremsner könnten die neusten Entwicklungen nicht nur für ihre Karriere in der Wirtschaft mit den Posten als CASAG-Chefin und als Generalrätin der Österreichischen Nationalbank gefährlich werden. Bei einer womöglichen Verurteilung aufgrund der nun eingereichten Klage wegen Falschaussage durch die Partei NEOS könnte Glatz-Kremsner im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren drohen.

Rücktrittsforderungen werden immer lauter

Nicht nur die NEOS erhöhen mit ihrer Klage wegen vermutlicher Falschaussage vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss den Druck gegen Bettina Glatz-Kremsner. Kurz nach Bekanntwerden der neuen Chatprotokolle und den Widersprüchen forderte Christian Hafenecker, der Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss der FPÖ, ihren Rücktritt bei der CASAG. Hierbei verwies er auf das Verhalten der amtierenden CASAG-Chefin in Bezug auf die Ermittlungen gegen Peter Sidlo. Diese nahm Glatz-Kremsner zum Anlass, von einem Schaden für das Image der Casinos Austria AG zu sprechen und die Entlassung von Peter Sidlo anzustrengen, zu der es auch später kam. An ihren eigenen Maßstäben gemessen, müsste somit ein Rücktritt wohl unvermeidlich sein, schließlich wäre ihr angerichteter Imageschaden weitaus größer, so Hafenecker weiter. Ebenfalls Konsequenzen erhofft sich die SPÖ nach Bekanntwerden der Vorwürfe und der neusten Klage gegen Bettina Glatz-Kremnser. Deren Vertreter Jan Krainer, der ebenfalls als Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss für die SPÖ fungiert, wandte sich hierbei direkt an den Aufsichtsrat der CASAG. Diese müsse ernsthaft darüber nachdenken, ob die amtierende CASAG-Chefin für ihren Posten im Glücksspielkonzern noch tragbar sei.

Nach vielen Jahren ohne große Querelen in der Führung der CASAG wechseln die Vorstände seit dem Abgang vom ehemaligen Generaldirektor Stoss im Jahr 2017 immer schneller. Sollte Bettina Glatz-Kremsner wegen der Klage gegen sie als Generaldirektorin zurücktreten, wäre ihr Nachfolger bereits Nummer drei auf dem Posten des CEO in nur rund drei Jahren.

Welche Rolle spielte die CASAG-Chefin wirklich?

Neben den neusten Enthüllungen, Ermittlungen und Klagen lässt sich ebenfalls darüber spekulieren, welche Rolle Bettina Glatz-Kremsner in der ganzen Causa rund um Peter Sidlo tatsächlich spielte. Immerhin ist seine Bestellung zum Vorstand in der CASAG ein zentraler Bestandteil des vermuteten Deals zwischen Novomatic und der FPÖ, bei der auch immer mehr die Frage hochkocht, ob hier nicht auch die ÖVP irgendwie involviert war. Bislang ist bekannt, dass Bettina Glatz-Kremsner ebenso beim ominösen Treffen in London bei der Glücksspielmesse ICE anwesend war. Hier soll, wie die Ermittler vermuten, der Deal zwischen Novomatic-Gründer Graf und dem damaligen Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs von der FPÖ eingefädelt worden sein. Glatz-Kremsner war zudem auch bereits 2016 mit Thomas Schmidt, heute ÖBAG-Chef und Gernot Blümel, heute Finanzminister, zusammengekommen. Ein Treffen ein Jahr bevor Glatz-Kremsner nach eigenen Aussagen Thomas Schmid überhaupt erstmals kennengelernt haben will. Nun wird zusätzlich durch die Chatprotokolle recht ersichtlich, dass die heutig CASAG-Chefin die Bestellung von Peter Sidlo selbst unterstützt hat, wie sie gegenüber Strache in den Nachrichten aussagt. Interessanterweise war sie zu dem Zeitpunkt im Januar 2019 noch amtierende stellvertretende Chefin der ÖVP. Deshalb stellt sich die Frage, warum sich eine der mächtigsten Personen in der ÖVP für einen FPÖ-Politiker stark machte, obwohl der Deal doch nur zwischen Novomatic und FPÖ gelaufen sein soll.

Die “Österrechische Lösung” im Fokus

Hier könnte wieder die oftmals verwendete Phrase über die „Österreichischen Lösung“ innerhalb der CASAG eine Rolle spielen. Lange Zeit wehrte sich der Staat vehement gegen eine vollständige Kontrolle der Casinos Austria AG durch die Tschechen der Sazka Gruppe. Gab es hier womöglich eine Kungelei zwischen Novomatic und der Regierung aus ÖVP und FPÖ, um gemeinsam die Szaska Gruppe innerhalb des Glücksspielkonzerns in die Schranken zu weisen? Gab es hier Zusagen für den Novoline Spielautomatenhersteller durch die Politik, damit dieser sich wie bei der Hauptversammlung der CASAG am 20. Juni 2018 gegen die Tschechen stellt, obwohl daraus ein Bruch der Stimmbindung resultiert mit möglicherweise gravierenden Konsequenzen für Novomatic? All diese Fragen treten in diesem Zusammenhang immer stärker zutage und die jetzt bekanntgewordenen neuen Fakten durch die Klage gegen Bettina Glatz-Kremsner sind weitere Steine im großen Puzzle. Wie das Magazin “Zackzack” nun sogar vermeldet, soll nicht die FPÖ hinter der ganzen Geschichte mit Novomatic stecken, sondern eigentlich die ÖVP. Dabei ging es weniger um das Postenschacher, sondern darum, möglichst die Kontrolle der Sazka über die CASAG zu verhindern. Als entscheidende Figuren spielen dabei Gernot Blümel, Walter Rothensteiner, amtierender CASAG-Aufsichtsratsvorsitzender und eben Bettina-Glatz-Kremsner die Hauptrollen. “Zackzack” bezieht sich dabei auf handschriftliche Notizen, die beim damaligen CEO von Novomatic Harald Neumann gefunden wurden und eine Aktion mit dem Namen „Österreichische Lösung“ skizzieren.

Während sich zu Beginn der gesamten Causa rund um Novomatic und Peter Sidlo alles auf die FPÖ fokussierte, dreht sich der Wind zunehmend in die Richtung der ÖVP. Mit Gernot Blümel, Bettina-Glatz-Kremsner, die nun eine Klage und Ermittlungen wegen möglichen Falschaussagen am Hals hat sowie Walter Rothensteiner, Thomas Schmidt und Hartwig Löger sind gleich mehrere Politiker der Partei oder ihr nahestehend in den Skandal involviert. Die gesamten Ermittlungen der WKStA dürften bei immer wieder neu auftauchenden Verbindungen, Fakten und Indizien wohl noch eine geraume Zeit andauern und sich womöglich noch über einige Jahre erstrecken.

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