GWU Arbeitskampf Evolution

Die Gewerkschaft GWU kündigt einen Arbeitskampf bei Evolution wegen den Entlassungen bei NetEnt an und wirft dem Konzern Rechtsbruch vor. (Bildquelle: pixabay by Sammy-Williams)

Evolution, der uneingeschränkte Marktführer in Sachen Live Casino, ist vor allem für zwei Dinge bekannt. Zum einen für seine ungeheure Kreativität beim Entwickeln immer neuer Varianten bekannter Tischspiele wie Live Roulette oder Live Blackjack sowie dem Erfinden neuer Genre wie Spielshows. Zum anderen ist Evolution dafür bekannt seine Anleger jedes Quartal mit immer neuen Rekorden beim Umsatz sowie Gewinn und damit verbundenen fetten Dividenden zu erfreuen. Wie sich nun jedoch mit der milliardenschweren Übernahme von NetEnt wieder einmal zeigt, besitzt der Live Casino Spezialist noch ein zweites Gesicht, welches alles andere als freundlich dreinblickt. Die Rede ist von der Massenentlassung beim schwedischen Spielautomatenhersteller, gegen die sich nun jedoch Widerstand ankündigt. Wie die Gewerkschaft GWU mitteilte, soll es zu einem Arbeitskampf wegen den Entlassungen von Hunderten Mitarbeitern bei NetEnt gegen Evolution kommen.

GWU will Arbeitskampf und wirft Evolution Gesetzesbruch vor

Viele Mitarbeiter von NetEnt in Malta dürften sich wohl noch lange an den 1. Dezember 2020 erinnern, der Spielautomatenhersteller betrieb von hier aus bis vor Kurzem sein Live Casino Angebot. Wird den Schilderungen anonym bleiben wollender Mitarbeiter geglaubt, schlugen die neuen Besitzer von Evolution in den Büros in regelrechter Gutsherrenmanier auf. Hunderte Mitarbeiter erhielten kurz vor Weihnachten ihre Kündigung, wurden nach Hause geschickt und NetEnt Live einfach so der Stecker gezogen. Viele Betreiber von Online Casinos, die bisher auch auf Live Casino Spiele des schwedischen Spielautomatenherstellers setzen, hatten plötzlich mit massiven Ausfällen bei Live Roulette und Live Blackjack zu kämpfen. Ein fast schon als Monopolist zu bezeichnender Lieferant wie Evolution kann sich eben solch ein Gebaren gegenüber seinen Kunden leisten, nachdem die Nummer zwei im Markt einfach mit einem Federstrich plattgemacht wurde.

Diese Rücksichtslosigkeit und die sofortige Entlassung von Hunderten Mitarbeitern am Tag der Übernahme und kurz vor Weihnachten hat nicht nur den Unmut vieler Angestellter auf sich gezogen, sondern ebenso den der Gewerkschaft. Die GWU, die General Workers’ Union in Malta, hat angekündigt, wegen den Entlassungen bei NetEnt gegen Evolution zum Arbeitskampf aufzurufen. Ihrer Meinung nach hat der Live Casino Spezialist mit seiner Nacht-und-Nebel-Aktion gleich gegen mehrere Gesetze verstoßen. Zum einen hat es Evolution nicht für nötig gehalten, die Gewerkschaft wie üblich und gefordert über diese Massenentlassung überhaupt zu informieren. Zum anderen hat Evolution bis heute keine Gründe für die Entlassungen bei NetEnt angegeben, was aus Sicht der GWU ebenfalls den Arbeitskampf rechtfertigt. Des Weiteren ist bis heute nicht klar, wie viele Mitarbeiter tatsächlich ihre Stelle verlieren, ob es Abfindungen geben wird und wie hoch diese ausfallen oder nach welchen Kriterien die Auswahl für die Entlassungen getroffen wurden.

Zum 1. Dezember 2020 übernahm Evolution den Spielautomatenhersteller NetEnt für einen Betrag in Höhe von fast 1,9 Milliarden Euro und schloss noch am gleichen Tag das Live Casino Studio des ehemaligen Konkurrenten. Hunderte Mitarbeiter im Standort Qormi in Malta verloren ihren Arbeitsplatz.

Schwere Vorwürfe der Belegschaft

Die Ankündigung der GWU nun zum Arbeitskampf wegen den Entlassungen bei NetEnt zu schreiten, solle die Führungsetage bei Evolution nicht auf die leichte Schulter nehmen. Womöglich könnte die Gewerkschaft große Unterstützung aus der Öffentlichkeit erfahren, nachdem Geschichten über die Abläufe am 1. Dezember nach Aussagen von NetEnt-Mitarbeiter öffentlich wurden. Laut mehreren anonym bleiben wollenden Angestellten wurden die Mitarbeiter am 1. Dezember, dem Tag der Übernahme, schon in Ihren Büros und Arbeitsplätzen vom Sicherheitsdienst in Empfang genommen. Ohne viel Federlesen wurden Hunderte Angestellte aufgefordert ihre Schreibtische zu räumen und zu Hause auf eine E-Mail von Evolution mit Details zu warten. Hauptsächlich waren hiervon Mitarbeiter von NetEnt Live betroffen. Nachdem der schwedische Spielautomatenhersteller noch wenige Monate zuvor große Investitionen in seine Live-Casino-Sparte tätigte, Anfang November kam das erste Live Baccarat Spiel, war dies für viele im Unternehmen ein Schock. Einige der Mitarbeiter hatten erst vor wenigen Tagen bei NetEnt angefangen und waren aus dem Ausland nach Malta gezogen.

Neben dem Sicherheitsdienst, der Wohl jede handfeste Unmutsäußerung im Keim ersticken sollte, sorgte noch eine weitere Begebenheit über den 1. Dezembers 2020 bei NetEnt in Malta für Fassungslosigkeit in der Öffentlichkeit. Noch während Hunderte Mitarbeitern einfach nach Hause geschickt wurden, sollen Manager von Evolution die Übernahme in den Räumlichkeiten von NetEnt in Gutsherrenmanier mit Champagner begossen haben. Für viele Angestellte dürfte dies nicht nur einem Schlag ins Gesicht nahekommen sein, sondern förmlich eine Verhöhnung all ihrer erbrachten Leistung in den letzten Jahren darstellen. Kein feines Bild, wenn bei Pizza und Champus das Abmurksen des einstmals größten Rivale gefeiert wird. Gerade vor diesem symbolischen Hintergrund dürfte die Unterstützung für die GWU in ihrem angekündigten Arbeitskampf gegen Evolution wegen den Entlassungen bei NetEnt nicht zu unterschätzen sein.

Allerdings wäre es zu einfach, den Schwarzen Peter allein Evolution zuzuschieben. Weder das Management hinter Theresa Hillmann noch die Aktionäre, die nur die Moneten sahen, zeigten ein Interesse am Schutz der Mitarbeiter bei den Verhandlungen zur Übernahme. Zu guter Letzt müssen sich auch die Wettbewerbsbehörden in Großbritannien und Malta fragen lassen, warum Evolution nicht für die Bewilligung der Übernahme NetEnt Live verkaufen musste. Schon vor dem Deal war die Marktmacht mit fast 80 Prozent im Bereich Live Casino von Evolution erdrückend. NetEnt Live war mit rund 10 Prozent die Nummer zwei und sorgte wenigstens für ein wenig Konkurrenz. Nun jedoch gibt es hier nur noch Evolution und einige andere Anbieter, die sich um die Krumen balgen. So schön diese momentan für Evolution auch aussehen mag, ohne Konkurrenz in diesem Gebiet besteht die Gefahr, dass ohne Druck irgendwann die Qualität sowie die Kreativität nachlassen werden. Für die Betreiber hingegen wächst die Abhängigkeit gegenüber dem Live Casino Anbieter, was insgesamt für die Kunden bei der Auswahl an Live Dealer Games keine gute Entwicklung darstellt.

Bereits im Sommer 2019 zeigte Evolution einen nicht gerade eleganten Umgang mit Mitarbeitern. Nachdem sich viele Angestellte im Studio in Georgien über die dortigen Löhne und Arbeitsbedingungen wie defekte Klimaanlagen, mangelnde Hygiene bis hinzu Insektenbissen, ignorierte Evolution die Probleme. Dies führte schließlich zu einem Streik, den der Live Casino Spezialist kurzerhand damit versuchte zu beenden, in dem unzählige Mitarbeiter, die an den Arbeitsniederlegungen teilnahmen, entlassen wurden. Schon damals prangerten Medien an, dass Evolution den riesigen Profit und das tolle Wachstum auf Kosten der Mitarbeiter mit harten Bandagen generiert.

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