Bwin und Tipico

Bwin und Tipico stehen in Deutschland vor einem enormen Machtkampf mit den Behörden in Hamburg wegen ihren Online Casinos und Livewetten. Ausgang ungewiss. (Bildquelle: pixabay by thommas68)

Laut Meldungen des Teams von ARD-Radio-Recherche Sport lassen es die Sportwettenanbieter bwin und Tipico in Deutschland wohl auf einen Machtkampf mit den deutschen Behörden ankommen. Hintergrund für diese Auseinandersetzung mit völlig unklarem Ausgang ist der seit Anfang des Jahres gültige 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag, der die Sportwetten endlich aus der Duldung in die Legalität überführen sollte. Dieser sieht nämlich für die Erteilung einer Konzession die Abschaltung der eigenen Online Casinos sowie die Aufgabe der lukrativen Livewetten vor. Gegen die nun in diesem Zusammenhang erlassenen Untersagungsverfügungen durch die Behörde für Inneres und Sport Hamburg werden wohl bwin und Tipico bis in die letzte Instanz zu Felde ziehen.

Bwin und Tipico droht nun Ärger aus Hamburg

Über viele Jahre haben es sowohl die großen Betreiber von Online Casinos und Anbieter von Sportwetten sowie die deutschen Behörden tunlichst vermieden, ihre unterschiedlichen Standpunkte vor Gericht auszufechten. Für beide Seiten war die Gefahr wohl zu groß, bei einer Entscheidung für die Gegenseite mit unabsehbaren Konsequenzen konfrontiert zu werden. Nun mit Inkrafttreten des 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrags zu Beginn des Jahres wähnen sich allerdings nun die deutschen Behörden wohl in einer Position, den unausgesprochenen Waffenstillstand aufkündigen zu können. In diesem steht nämlich, dass jedes Unternehmen, welches in der Bundesrepublik Sportwetten anbieten will, sich eine entsprechende Konzession beschaffen muss. Allerdings sieht der 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag zusätzlich vor, dass bereits bei der Bewerbung für diese Lizenz die eigenen Online Casinos abgeschaltet und die lukrativen Livewetten ebenfalls eingestampft werden müssen. Für bwin und Tpico würde dies nicht anderes bedeuten, als den Löwenanteil am eigenen Umsatz sowie beim Gewinn für ein paar Brotkrumen in den Lokus zu befördern.

Ein mögliches Schlupfloch hätte hierbei sein können, sich einfach erst gar nicht um eine solche Lizenz für Sportwetten zu bewerben und die Geschäfte einfach so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Diesem Gebaren jedoch will nun die Behörde für Inneres und Sport Hamburg in Vertretung sechs weiterer Bundesländer einen Riegel vorschieben. Laut dem 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag sind nämlich seit dem 01. Januar 2020 alle Anbieter von Sportwetten in Deutschland ohne Lizenz oder einer Bewerbung für diese illegal unterwegs. Aus diesem Grund wurde nun gegen bwin und Tipco sowie weitere ungenannte Betreiber eine Unterlassungsverfügung ausgestellt. Hierin werden diese aufgefordert, ihre Online Casinos sowie Livewetten mit sofortiger Wirkung einzustellen. Allerdings denken diese jedoch nicht einmal ansatzweise daran, so einfach klein beizugeben und nehmen den hingeworfenen Fedehandschuh auf.

Abseits der rechtlichen Problematik darf die Frage gestellt werden, was dieser Schnellschuss mit Namen 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag eigentlich bringen sollte. Die Lizenzen laufen gerade einmal anderthalb Jahre bis zum neuen Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag Mitte 2021. Außerdem werden dann die Online Casinos und ein großer Teil der Livewetten wieder legal, beides Bereiche, die jetzt wiederum verboten sind. Ein völlig absurdes Hin und Her auf dem Rücken der Betreiber, Sponsorenpartner und Kunden, welches sich bei der Beibehaltung der alten Regeln hätte erspart werden können.

Sportwettenanbieter berufen sich auf die Dienstleistungsfreiheit der EU und geben nicht auf

Das nun gestartete Vorgehen gegen bwin und Tipico sowie weiteren Sportwettenanbietern vonseiten der Hamburger Behörde trifft jedoch nicht nur die Glücksspielfirmen, sondern könnte noch ganz andere Kreise ziehen. Bwin ist beispielsweise nicht nur Sponsor bei Borussia Dortmund, auch der DFB erhält Gelder von dem Unternehmen. Zwischen 12 und 13 Millionen Euro soll allein der Deutsche Fußballbund jedes Jahr von bwin erhalten. Zusammen mit dem Engagement beim BVB beläuft sich die Gesamtsumme, die der Sportwettenanbieter in Deutschland in den Fußball investiert auf unglaubliche 16 bis 17 Millionen Euro. Bei Tipico sieht es nicht anders als bei bwin aus und hier wird anstatt dem DFB die DFL, die Deutsche Fußballliga, mit jeder Menge Millionen versorgt. Allein der Posten bei letzterem Partner wird auf 4,5 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Werden hier ebenfalls noch die Gelder an den FC Bayern München hinzuaddiert, bewegt sich das gesamt Sponsoring von Tipico in Deutschland auf rund 10 Millionen Euro nur im Bereich des Fußballs.

Sowohl für den DFB und die DFL bedeutet die Einschätzung der Behörde für Inneres und Sport Hamburg nichts Geringeres, als das beide Organisationen für einen illegalen Glücksspielanbieter Werbung machen. Gegenüber dem Team von ARD-Radio-Recherche Sport versuchte sich jedoch der DFB mit dem Argument aus der Affäre zu ziehen, dass diese Partnerschaft ja nur die legalen Sportwetten umfassen würde, als ob dies in der Werbung unterscheidbar wäre. Selbst wenn, wie in der Vergangenheit nur bwin Sportwetten auf den Banden stehen würde, fielen hier immer noch die mit dem 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrag verbotenen Livewetten ebenfalls mit in die jetzige Werbung.

Während es bwin bislang vermied zu den Unterlassungsverfügungen Stellung zu beziehen, äußerte sich hingegen Tipico zu der ganzen Sache und verwies auf die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU. Interessanterweise bezieht sich Tipico, der Buchmacher für den beispielsweise Oliver Kahn fleißig Marketing betreibt, bei seiner Argumentation nicht auf die Livewetten, sondern auf die Online Casino Spiele. Laut dem Unternehmen wäre das Verbot dieses Genres in Deutschland EU-rechtswidrig. Deshalb wäre es auf Tipico nicht anzuwenden. Damit negiert der Anbieter das in der Vergangenheit erlassene Urteil des Bundesgerichtshofs, welches wiederum ein Verbot von Online Casino Spielen sehr wohl als mit dem EU-Recht vereinbar beurteilte.

Ob nun bwin und Tipico oder doch die Innenbehörde von Hamburg im Recht sind, dürfte die nächsten Monate wohl die Gerichte beschäftigen. Hierbei ist davon auszugehen, dass beide Seiten wahrscheinlich bis zum Europäischen Gerichtshof ziehen werden, um Klarheit zu erhalten, sofern kein außergerichtlicher Kompromiss angestrebt wird. Was dies alles für die Kunden, für bwin und Tipico selbst sowie den deutschen Fußball bedeutet, ist momentan überhaupt noch nicht abzusehen.

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