In der KW 9/2019 war jede Entscheidung für Casino-Aktien eine falsche. Auf unserer Watchlist entwickelte sich kein Kurs positiv. Vielmehr reichte die Verlustspanne von moderaten 0,4 % bis hin zu stattlichen 13,3 %. Hier zeigt sich erneut: Sowohl Spieler als auch Anleger müssen zuweilen Nervenstärke beweisen.
Zweistellige Kursverluste bei zwei alten Bekannten
Die rote Laterne ging diese Woche an William Hill. Der Konzern hinter den bekannten William Hill Casinos und der neuen Marke Mr. Green, büßte in dieser Woche 13,3 % an Wert ein. Damit notiert er nun noch bei 1,88 Euro je Aktie. Bei diesem starken Kursverlust handelt es sich wahrscheinlich um eine Kurskorrektur. Denn die Nachrichtenlage sah in dieser Woche ganz gut aus.
So wurde am Dienstag bekannt, dass William Hill ein neues Team in Malta ins Leben gerufen hat. Die Spezialisten sollen sich um das europäische Wachstum kümmern und die neuen Marken wie Mr. Green und Redbet populärerer machen. Der neue Teamleiter und CEO von Mr. Green Malta zeigte sich begeistertet über sein neues Aufgabengebiet:
“Mr. Green ist ein erfolgreiches Unternehmen und ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit dem Team, um das Wachstum unserer Produkte und Marken zu maximieren.”
Daneben gab es weitere positive Meldung wie die Einführung eines neuen Produkts namens “Golden Race”, sowie eine vertiefte Kooperation mit Atlantic City. Dementsprechend sollte es sich bei diesem Kursverlust eher um einen Rücksetzer als um einen Grund für echte Kopfschmerzen handeln.
Schwarze Wolken am Horizont bei GVC Holdings
Bei William Hill sehen wir den Kurssturz noch mit einer gewissen Gelassenheit, weil die Fundamentaldaten gut sind. Anders stellt sich die Situation beim zweiten Schlusslicht dieser Woche dar. Die GVC Holdings-Aktie verlor mehr als 12 %. Die Gründe dafür gliedern sich in drei Bereiche.
Erstens, der Mutterkonzern von Ladbrokes, Casino Club und Bwin vermeldete für das Jahr 2018 zwar Umsatzsteigerungen. Der Konzernverlust betrug für das abgelaufene Geschäftsjahr 18,9 Millionen Pfund, nach einem Minus in 2017 in Höhe von 22,6 Millionen Pfund. Dennoch werden etwa 1.000 Niederlassungen in Großbritannien geschlossen werden müssen. Die Ursache dafür sind die neuen gesetzlichen maximalen Einsätze von 2 Pfund pro Spiel. Die neue Regulatorik wird für einen geschätzten Einnahmenrückgang in Höhe von 135 Millionen Pfund sorgen. Der Blick der Konzernleitung richtet sich nun nach Amerika. Dort wurden in den letzten Jahren die Gesetze insoweit gelockert, dass insbesondere das Wettgeschäft einen guten Ausblick hat. Die Kooperation mit dem MGM-Hotels könnte sich zu einem wichtigen Meilenstein im US-Geschäft entwickeln. Gesetzesänderungen und strengere Aufsichtsregeln drohen allerdings auch hinter dem großen Teich. Das macht die ausländischen Investitionen zu einer riskanten Angelegenheit, auch wenn alle Zeichen aktuell auf Wachstum stehen.
Zweitens, steht ein teurer Serverumzug an: Dass der Heimatmarkt an Relevanz verliert, zeigt auch das Vorhaben, einen Teil der Server aus England nach Irland zu verlagern. So möchte GVC möglichen Störungen und Irritationen aus dem Brexit vorbeugen. Der Ausstieg Englands aus der EU sollte eigentlich Ende dieses Monats schon geschehen. Ökonomen zweifeln aufgrund der fehlenden Abkommen jedoch daran, dass der Termin eingehalten wird. Nichtsdestotrotz tun Unternehmen grundsätzlich gut daran, erste Vorkehrungen für einen “ungeordneten” Brexit zu treffen.
Der dritte und besonders schwerwiegende Grund liegt in der Konzernführung selbst. Bei der Präsentation der Quartalszahlen zeigte sich die Geschäftsführung überzeugt von der Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens. Damit kann es allerdings nicht weit her gewesen sein. Am Donnerstag meldete die Börsenaufsicht Insidergeschäfte. Die gesamte GVC-Führungsriege verkaufte ihre Unternehmensanteile in einen Gesamtwert von knapp 20 Millionen Pfund. CEO Alexander halbierte seinen Aktienbestand, der Vorstand Lee Feldman veräußerte gar drei Viertel seiner Aktienposition. Sobald sich die Verkäufe herumgesprochen hatten, ging der Aktienkurs auf Talfahrt. Zwischenzeitlich verlor das Papier mehr als 20 % an einem Tag.
Alexander bemühte sich, die Aktionäre zu beruhigen: “Ich bin langfristig hier und ich habe einen Plan, der mindestens drei Jahre für die Umsetzung benötigt. Wir haben zu Beginn der Woche hervorragende Ergebnisse präsentiert und sind weiterhin überzeugt von den aufregenden Aussichten unseres Unternehmens.”
Alle Beschwichtigungsversuche halfen nichts. Nicht umsonst gilt die goldene Börsenregel: “Folge dem Geld.”
Stiller Wochensieger: Evolution Gaming
Selten küren wir ein Unternehmen mit einer negativen Kursentwicklung zum Wochensieger. Mit einem Verlust von 0,4 % ist Evolution Gaming in dieser Woche jedoch der Einäugige unter den Blinden. Mit einem nahezu stabilen Kursverlauf schonte der schwedische Live Casino Spieleentwickler die Nerven seiner Anleger. Dabei lagen keine schlechten Schlagzeilen oder sonstige Warnhinweise vor, die einen Kursabstieg rechtfertigen würden. Vielmehr wirkt es so, als hätte der Aktienverkauf bei GVC zu einer regelrechten Sogwirkung in der gesamten Branche geführt. Keiner blieb von der Flucht der Aktionäre verschont. Dass Evolution Gaming noch vergleichsweise glimpflich davonkam, mag an den soliden Zahlen für 2018 und den guten Aufträgen und Kooperationen für das aktuelle Jahr liegen. Derzeit notiert das Papier bei 65,05 Euro.
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