Bereits am 22. August dieses Jahres gab der angeschlagenen Buchmacher und Online Casinos Betreiber in einer Pressemitteilung einen kleinen Einblick in die ersten Halbjahreszahlen für 2022. Außer dem stetigen Durchhaltewillen trotz aller Schwierigkeiten waren jedoch kaum wirklich grundlegend positive Entwicklungen aus der Verlautbarung zu entnehmen. Ob es dem traditionsreichen Glücksspielkonzern in den nächsten Monaten und Jahren gelingen wird, das Ruder endlich herumzureißen, wird maßgeblich davon abhängen, die eigenen Umsätze wieder steigern zu können sowie vor allem die durchaus existenzbedrohenden Risiken zu minimieren und einzudämmen. Wie schwierig sich jedoch diese Aufgabe wahrscheinlich gestalten wird, lässt sich nun im veröffentlichten kompletten Finanzbericht für die ersten sechs Monate nachlesen und ableiten.
Die Bet-at-home Halbjahreszahlen für 2022 im Überblick
Während viele Online Casino Betreiber in den letzten Jahren von der Coronapandemie und den damit verbundenen Schließungen des terrestrischen Glücksspiels profitieren konnten, trat bei Bet-at-home genau das Gegenteil ein. Vor allem regulatorische Veränderungen in den deutschsprachigen Kernmärkten Deutschland, Österreich und der Schweiz sorgten für einen regelrechten Absturz, der auch mit den nun veröffentlichten kompletten Halbjahreszahlen für 2022 für Bet-at-home noch nicht zu Ende scheint. So sackte beispielsweise der Brutto-Wett- und Gamingertrag gegenüber dem Vorjahr einmal mehr weiter ab und beläuft sich jetzt nur auf gerade einmal noch 26,7 Millionen Euro. Dies sind insgesamt rund 9 Prozent weniger als die noch die 32,8 Millionen Euro Ende Juni 2021.
Bemerkenswert hieran ist, dass nun auch das Kerngeschäft mit den Sportwetten anscheinend immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird, denn hier ging es um gleich 25 Prozent von zuvor noch 32,6 Millionen Euro auf nun nur noch 24,3 Millionen Euro kräftig abwärts. Demgegenüber konnte sich immerhin das Geschäft in den Online Casinos mit Spielautomaten ein klein wenig erholen und legte um rund 300 Prozent von ehemals noch 0,6 Millionen Euro auf jetzt 2,4 Millionen Euro zu. Trotz dieses kleinen Lebenszeichens noch immer ein Armutszeugnis, immerhin war dieser Geschäftszweig einst der Hauptumsatzbringer des Glücksspielkonzerns.
Bei weiterhin fallenden Umsätzen überrascht es kaum, dass auch das EBITDA in den nun vorgelegten ersten Halbjahreszahlen für 2022 bei Bet-at-home alles anderes als gut ausfiel. Diese löste sich mit einem Minus in Höhe von 82 Prozent auf jetzt nur noch rund 1,1 Millionen Euro nahezu in Luft auf. Noch vor genau einem Jahr konnte der Online Casino Betreiber mit Sitz in Düsseldorf gut 6,1 Millionen Euro vorweisen. Dass es in diesen ersten Halbjahreszahlen für 2022 für Bet-at-home einen satten Gewinn nach Steuern in Höhe von 10,6 Millionen Euro zu vermelden gab, lag einzig und allein der Liquidierung einer maltesischen Tochtergesellschaft. Diese betrieb in der Vergangenheit das Online Casino des Konzerns in Österreich und wurde aufgrund der Aufgabe dieses Geschäftsfeldes in der Alpenrepublik in die Insolvenz geschickt. Ohne diesen Sonderfaktor hätte das Glücksspielunternehmen für die ersten sechs Monate einen Verlust in Höhe von rund 0,7 Millionen Euro ausweisen müssen.
Der Niedergang des traditionsreichen Buchmachers in den letzten Jahren wird nicht nur durch die stetig fallenden Finanzkennzahlen deutlich, sondern zeigt sich ebenso bei der Zahl der noch beschäftigten Mitarbeiter. Standen im vergangenen Jahr noch rund 281 Angestellte bei Bet-at-home in Lohn und Brot, so reduzierte sich deren Zahl laut den nun vorgestellten Halbjahreszahlen für 2022 mit Stand 30. Juni auf nur noch 170. Dies ist jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange beim Personalabbau, denn bis Ende des Jahres soll der Mitarbeiterstand auf nur noch rund 110 Angestellte weiter zusammenschrumpfen.
Spielerklagen in Österreich und Deutschland bergen enorme Risiken für den Online Casino Betreiber
Währen fallende Umsätze und der Verlust zahlreicher Absatzmärkte nicht schon genug der negativen Umstände, so brauen sich auch anderer Front erhebliche Risiken zusammen. Ein enormes, theoretisch sogar existenzbedrohendes Risiko stellen momentan die zahlreichen anhängigen Klagen von ehemaligen oder noch registrierten Kunden gegen den Glücksspielkonzern dar. Hierzu hat nun Bet-at-home in den nun vorgestellten ausführlichen Halbjahreszahlen für die ersten sechs Monate in 2022 Stellung bezogen. In Österreich sind es Stand Ende Juni 34 gerichtliche Auseinandersetzungen, die einen Gesamtstreitwert in Höhe von rund 5,3 Millionen Euro darstellen. In Deutschland wiederum geht es um insgesamt 15 Spielerklagen mit einem zusammengerechneten Streitwert in Höhe von 0,6 Millionen Euro.
Trotz dessen sich österreichische Gerichte in Sachen Rückerstattung von Verlusten aus in Österreich nicht lizenzierten Online Casinos fast immer auf die Seite der Spieler gestellt haben, zeigt sich der Glücksspielkonzern siegessicher. Aus diesem Grund hat Bet-at-home laut dem Bericht zu den ersten Halbjahreszahlen in 2022 keinerlei Rückstellungen gebildet, was durchaus ungewöhnlich erscheint. Gleichzeitig jedoch gibt der Online Casino Betreiber zu, dass „für den Fall eines Risikoeintritts“ die „Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von hoher Bedeutung“ wären. Bei stetig kleiner werdendem Eigenkapital und Vermögenswerten können auch fast 6 Millionen Euro das Unternehmen schnell in große Schwierigkeiten bringen. Zudem stellt sich die Frage, warum Bet-at-home Ende 2021 wegen den unkalkulierbaren Risiken im Zusammenhang mit den Spielerklagen in Österreich sein Online Casino dichtmachte und sogar die Betreibergesellschaft in Malta liquidierte. Wenn die Chance auf einen Sieg in all diesen Fällen doch tatsächlich so hoch erscheint, wäre ein so gravierender Schritt wohl kaum nötig gewesen.
Kosten reduzieren im Vergleich zu 2021 ist das Gebot der Stunde!
- Marketingkosten: -37 Prozent auf jetzt 5,8 Millionen Euro
- Personalkosten: -73 Prozent auf jetzt 2,1 Millionen Euro
Einst war Bet-at-home bekannt für seine üppigen Gewinne und die daraus resultierenden hohen Dividenden. Damit ist jedoch seit einiger Zeit Schluss, was an der sich immer schlechter entwickelten Finanzlage liegen dürfte. So fielen beispielsweise innerhalb eines Jahres die Finanzmittel von zuvor noch 35,7 Millionen Euro um rund 9 Prozent auf nur noch 32,6 Millionen. Zugleich sackten ebenfalls die Vermögenswerte um gleich 25 Prozent von ehemals 75,8 Millionen Euro auf jetzt nur noch gerade einmal 56,7 Millionen Euro kräftig ab.
Wenn die Banken bei den Sicherheitsleistungen für Lizenzen nicht mitspielen, wird es ernst
Nicht nur die anhängigen Spielerklagen gegen erlittene Verluste in Deutschland und Österreich bergen erhebliche Risiken für Bet-at-home in den nächsten Wochen und Monaten laut dem Bericht über die ersten Halbjahreszahlen in 2022. Weiterhin stehen nämlich ebenfalls die Lizenz für Online Casinos und Sportwetten des Glücksspielkonzerns im Fokus. Nachdem erst kürzlich der komplette Rückzug aus Großbritannien mitsamt der Rückgabe der dortigen Konzession verkündet wurde, bleibt nun nur noch der Fokus auf die Kernmärkte Deutschland und Österreich. In letzterem Land wird allerdings bis auf Weiteres nur noch das Geschäft mit den Sportwetten aufrechterhalten. Immerhin erhofft sich hier der Glücksspielkonzern von der kommenden Fußballweltmeisterschaft in Katar wieder etwas Aufwind.
In Deutschland hingegen, dem wohl wichtigsten Glücksspielmarkt des Buchmachers, hängt alles in den nächsten Monaten von einer möglichen Erlaubniserteilung für das virtuelle Automatenspiel durch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder ab. Hierzu zeigt sich Bet-at-home in seinen vorgelegten Halbjahreszahlen für 2022 äußerst positiv gestimmt. Wörtlich steht hier auf Seite 15 zu diesem Thema: „Die bet-at-home.com Internet Ltd. hatte sich unmittelbar nach dem Inkrafttreten um eine virtuelle Automatenkonzession beworben. Der Gesellschaft wurde die Erteilung von der Behörde im Juli 2022 zugesichert, sodass mit der Vergabe im zweiten Halbjahr 2022 gerechnet werden kann.“ Sollte die Erteilung tatsächlich bald geschehen, könnte dies dem Glücksspielkonzern langfristig endlich wieder Wachstum im Bereich der Spielautomaten im Internet im Hauptmarkt bescheren. Die dann wieder möglichen Werbekampagnen in Verbindung mit Casino Boni und anderen Promotions wären ein wichtiger Baustein in der angestrebten Konsolidierung.
Ob es allerdings zu diesem erhofften Turnaround kommt, hängt maßgeblich von den Banken ab. Denn für den Erhalt der Lizenz für das virtuelle Automatenspiel muss das Unternehmen 5 Millionen Euro als Sicherheit hinterlegen. Dies plant Bet-at-home laut eigenen Aussagen in den Halbjahreszahlen für 2022 über Bankgarantien zu gewährleisten. Sollten diese jedoch solche Garantien womöglich aufgrund der schlechten Geschäftsentwicklung verweigern, müsste der Buchmacher die Sicherheitsleistung durch eigene liquide Mittel aufbringen. Diese sind jedoch eng kalkuliert und sollten unerwartete negative Ereignisse weiter Sand ins Geschäftsgetriebe werfen, könnte der Glücksspielkonzern schnell in große Schwierigkeiten geraten. Hierzu schreibt Bet-at-home explizit auf Seite 26 zum Thema Sicherheiten für die deutsche Lizenz zum virtuellen Automatenspiel: „Soweit es dem bet-at-home.com AG Konzern nicht gelingt, entsprechende Sicherheiten durch Bankgarantien zu erbringen, müssten vorhandene liquide Mittel als Sicherheit hinterlegt werden. Die dann verbleibende frei verfügbare Liquidität könnte sich bereits bei geringen negativen Abweichungen von der bestehenden Planung als kritisch erweisen, wenn zudem aufgrund von Zahlungen an die bet-at-home.com Entertainment Ltd. und an die maltesischen Steuerbehörden eine darüber hinaus gehende erhebliche Minderung der Liquidität eingetreten sein sollte.“
Bet-at-home hält an Prognose für 2022 fest!
- BWG-Ertrag: zwischen 45 und 50 Millionen Euro
- EBITDA: zwischen -2 und -4,5 Millionen Euro
Fazit: Die zweite Jahreshälfte mit der Fußballweltmeisterschaft in Katar sowie den erhofften Lizenzerteilungen in den Niederlanden und Deutschland werden der wohl entscheidendste Zeitraum in der langen Geschichte von bet-at-home werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Zukunft des traditionsreichen Buchmachers Bet-at-home an der Verlängerung der deutschen Lizenz für Sportwetten sowie der Erteilung für das virtuelle Automatenspiel hängt. Nach regulatorisch oder geschäftlich erzwungenen Rückzügen aus Großbritannien, Kroatien, den Niederlanden, der Schweiz sowie der Aufgabe des Online Casinos in Österreich bleiben nämlich nicht mehr viele Märkte und Ressourcen für den erhofften Turnaround übrig.
Die vollständigen Halbjahreszahlen für die ersten sechs Monate in 2022 der Bet-at-ahome AG finden Sie wie immer im Downloadcenter des Konzerns als PDF zum Herunterladen!
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