Nichts geht mehr – so könnte das Motto der KW 32/2019 bei den Online Casino Aktien gelautet haben. Keinem einzigen Wert gelang eine positive Performance. Vielmehr gaben alle großen Glücksspielkonzerne an der Börse nach. Diese Entwicklung ist besonders unerfreulich, da bereits die Vorwoche sehr schwierig war.
Kindred lässt wieder Federn
Der größte Wochenverlierer war in dieser Woche erneut die Kindred Group (Marken unter anderem: Unibet und Roxy Palace). Nach einer kleinen Erholung in der letzten Woche verlor die Aktie in der KW 32 weitere 15 % an Wert. Dabei vermeldete der Konzern eigentlich gute Neuigkeiten: Am Mittwoch schlossen die Briten eine Partnerschaft mit den amerikanischen Scientific Games. So möchten sie sich einen Platz im neu erschlossenen New Jersey sichern. Der amerikanische Staat hat erst vor kurzem mit der Herausgabe von Glücksspiellizenzen an ausländische Unternehmen begonnen. Ein weiterer Vorteil aus der neuen Kooperation: Kindred sichert sich den Zugang zu neuen Spielen. Innovationen sind einer der Haupttreiber für den Erfolg in der hart umkämpften Glücksspielbranche.
Fundamental liegen kaum Gründe für den erneuten Kursrutsch vor. Selbstverständlich waren die Quartalszahlen, die vor zwei Wochen veröffentlicht wurden, sehr enttäuschend. Sie wurden an den Börsen dann auch mit einem Abschlag von 30 % auf den Aktienwert quittiert . Der wiederholte Kursverfall könnte eher im technischen Bereich liegen: Professionelle Anleger setzen in ihren Orderbücher Marken, um Verluste zu begrenzen. Durchbricht eine Aktie einen solchen Punkt, verkauft der Broker automatisch. Auf diese Weise kann ein technischer Kursverfall in Gang gesetzt werden – denn nach und nach greifen auch die niedrigeren Reißleinen.
Streik bei Evolution Gaming
Der Live-Casino-Spezialist aus Schweden lässt seine Spielsequenzen weltweit produzieren. In Georgien kam es nun zu einem Massenaufstand gegen den Musterknaben der Glücksspielwelt. Die georgischen Mitarbeiter fordern unter anderem 50 % mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und die Wiedereinstellung angeblich zu Unrecht entlassener Mitarbeiter. Die Gewerkschaft wirft Evolution Gaming vor, Kündigungen angedroht und ausgesprochen zu haben, um den Streik zu behindern. Um den Ausfall auszugleichen, stellte das Unternehmen 150 neue Arbeitskräfte ein.
In den Medien betonte Evolution Gaming seine Offenheit für eine Einigung. Es sei bereits ein Mediator eingeschaltet, der mit der Gewerkschaft, der Unternehmensführung und den Mitarbeitern im Kontakt stehe.
Evolution Gaming zählt zu den Lieblingen unserer Watchlist. Kaum ein anderes Unternehmen erreicht derzeit ähnlich hohe Wachstumsraten und stabile Kursgewinne für die Investoren. Auf Dreijahressicht durften sie sich über eine Verdopplung des Aktienkurses freuen. Die neusten Revolten belasteten die Performance jedoch deutlich. Das Papier gab um 13 % nach und steht nun bei 16,98 Euro. Traditionell sind Investoren, die ihr Geld in Glücksspielunternehmen anlegen, nicht sehr auf die Arbeitsbedingungen bei den jeweiligen Konzernen bedacht. Allerdings wandelt sich diese Einstellung immer mehr – hin zu einem größeren Fokus auf Arbeitnehmerrechte. Denn wie der aktuelle Streik bei Evolution Gaming zeigt, bringen solche Aufstände nicht kalkulierbare Zusatzkosten mit sich – unter anderem für höhere Löhne und rechtlichen Beistand. Dabei gibt es kaum etwas, das Investoren weniger schätzen als unkalkulierbare Risiken.
William Hill: Die Quartalszahlen sind da
William Hill hatte am Freitag durchwachsene Quartalsergebnisse im Gepäck. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 880,2 Millionen Euro. Hierbei kam William Hill die Übernahme des Onlinespiele-Spezialisten Mister Green gut zupass. Daneben sorgt das Filialgeschäft weiterhin für einen Großteil des Umsatzes. Der Beitrag liegt derzeit bei 48 %, obwohl der Umsatz aus dem Filialgeschäft im Vorjahresvergleich um 12 % gefallen ist. Außerdem scheint sich die Expansion in die USA auszuzahlen. William Hill erzielt bereits 7 % des Gesamtumsatzes jenseits des Atlantiks.
Der Bruttogewinn stieg in der Folge auf 614,5 Millionen britische Pfund an. Nach Abzug der Belastungen aus dem Expansionskurs und der rechtlichen Anpassungen auf dem Heimatmarkt blieb jedoch nur ein Nettogewinn 76,2 Millionen Pfund. Das ist ein Drittel weniger als im selben Vorjahreszeitraum.
William Hill CEO Philip Bowcock zeigte sich unbeeindruckt vom Gewinnrückgang: „Wir expandieren weiterhin mit hohem Tempo in den USA, besonders in Nevada und den neuen Ländern. Wir sind jetzt in acht Staaten live und werden im zweiten Halbjahr 2019 in zwei weiteren aktiv werden. Der Umsatz aus dem Onlinegeschäft ist stark gestiegen – um mehr 66 % dank unserer Übernahme von MRG. Wir sind regional immer breiter aufgestellt. Das Geschäft in Ländern außerhalb Großbritanniens macht inzwischen ein Drittel unseres Umsatzes aus.“
Die Schließung von 700 Filialen auf dem Heimatmarkt begründete William Hill erneut mit den seit Januar 2019 geltenden maximalen Spieleinsätzen von einem Pfund an Automaten. Des Weiteren will sich das Unternehmen auch in Zukunft für den Spielerschutz starkmachen.
An der Börse wurde der Quartalsbericht vergleichsweise aufgenommen. Trotz des deutlich niedrigeren Gewinns scheinen die Investoren im Großen und Ganzen von der Zukunftsvision William Hills überzeugt zu sein. Die Aktie legte am Freitag eine Rallye von 8 % hin und notiert auf Wochensicht mit -1,2 % leicht negativ bei 1,69 Euro.
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