Neuer Glücksspielatlas Deutschland 2023 ist veröffentlicht. Er zeigt Daten, Fakten und Analysen der aktuellen Entwicklung des Glücksspielmarkts auf. (Bildquelle: www.dhs.de )
Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, veröffentlichte am 14. November 2023 den Glücksspielatlas 2023 für Deutschland, in dem alle aktuellen Zahlen, Fakten und Daten rund um das Thema Glücksspiel zusammengefasst wurden. Herangezogen wurden dafür die unterschiedlichsten Publikationen, welche einen Einblick in das Spielverhalten der deutschen Bürgerinnen und Bürger geben. Zusätzlich hat man im Glücksspielatlas noch einmal die Regelungen des Glücksspielstaatsvertrags 2021 erläutert. Laut der GGL ist die Datensammlung eine hervorragende Grundlage, um eine fundierte Meinungsbildung zu erzeugen. Für Diskussionen sorgte der Atlas definitiv direkt bei der Mitgliederversammlung vom Verband der Automatenkaufleute Berlin und Ostdeutschland.
Glücksspielatlas 2023 – Zahlen müssten differenzierter betrachtet werden
Bei der zu Beginn erwähnten Mitgliederversammlung kam es direkt zu einer Diskussion rund um die Zahlen, welche sich auf die Spielsuchtgefahr innerhalb Deutschland beziehen. Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes vom Dachverband „Die Deutsche Automatenwirtschaft“ (DAW), nutze direkt die Gelegenheit und nahm die Zahlen auf, um sie näher zu erläutern. In der Studie wird erwähnt, dass 1,3 Millionen Menschen von einer glücksspielbezogenen Störung betroffen seien. Herangezogen für die Datenermittlung wurden die Kriterien des DSM-5 (diagnostische und statistische Manuals), welche jedoch zuvor zwei Änderungen durchliefen. Laut Glücksspielatlas Deutschland 2023 wurde die Bezeichnung „Platonisches Spielen“ durch „Störung durch Glücksspielen“ ersetzt. Zusätzlich erfolgte eine Reklassifizierung weg von der Impulskontrollstörung, hinzu der Bezeichnung „Störung im Zusammenhang mit psychotropen Substanzen und abhängigen Verhaltensweisen“.
Anhand dieser Ermittlungsverfahren habe man herausgefunden, dass vor allem Glücksspielautomaten der Unterhaltungsbereich sei, der am intensivsten diese genannte Störung hervorruft. Stark betroffen seien die Altersklassen zwischen 21 und 35 Jahren. Georg Stecker greift in seiner Rede diese Zahlen auf und gibt zu bedenken, dass im Atlas auch die Rede davon ist, dass 3,25 Millionen Menschen ein riskantes Glücksspielverhalten aufzeigen. Der DAW-Vorstandssprecher sagt jedoch auch ganz klar, dass es in diesem Zusammenhang eine genauere Differenzierung geben muss, dass es verschiedene Gruppen von Risikospielern gibt. Der Glücksspielatlas gibt also einen guten Gesamtüberblick, behandelt jedoch die Details, welches von Experten als entscheidend angesehen werden, nicht ausreichend.
Prof. Dr. Jens Junge vom Insititut für Ludologie an der SRH Berlin University of Applied Sciences hat sich mit dem Thema Spielfreude und Spielmotivation befasst. In seiner Studie wird ersichtlich, wie dringend das illegale Glücksspiel unterbunden werden muss, da immerhin fast die Hälfte seiner Befragten (2000 Spielgäste) nicht abgeneigt war, Spielstätten aufzusuchen, die nicht legalisiert sind. (Bildquelle: Lee Thomas auf Unsplash)
44,32 Prozent denken über illegales Glücksspiel nach
Der Glücksspielatlas 2023 behandelt nicht nur die Spielsucht, sondern auch die damit verbundenen und eingeführten Spielerschutzmaßnahmen. Analysiert wurden dabei die Spielersperren, die nach dem Einführen des Glücksspielstaatsvertrags die Stärkung der Handlungskontrollen als Ziel haben. Aber auch die Thematiken zur Personalschulung und die Früherkennung waren Thema des 164-seitigen Exemplars.
Direkt zu Beginn werden im Glücksspielatlas zumindest im Vorwort auch die illegalen Glücksspielentwicklungen benannt. Demnach soll jedes dritte Gerät in Deutschland nicht zugelassen sein. Dass es diese gravierenden Zahlen gibt, ist bekannt und führt immer wieder zu Diskussionen. Experten und Branchenvertreter sind sich einig und fordern vor allem die Politik dazu auf, sich intensiver um diese Problematik zu kümmern.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung ergriff Prof. Dr. Jens Junge das Wort und stellte seine Studie „Spielmotivation und Spielfreude an Geldspielgeräten (Auswirkungen des gesetzlichen Rahmens in Spielhallen und Gaststätten)“ vor. Dabei ging er vor allem auf ein Ergebnis ein. Laut seinen Befragungen neigen über 44 % dazu, sich dem illegalen Glücksspiel zuzuwenden. Er gibt zu bedenken, dass vor allem die strengen Regulierungsmaßnahmen die Spielfreude wohl bei den Befragten um 75 % senken würde. Die Lage in Deutschland ist ernst und spitzt sich weiter zu, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass allein in Berlin aufgrund der aktuellen Regelungen von einst 500 Spielstätten nur noch 120 existieren, der Rest wurde eingestampft, weil die Spielhallen keine Zulassungen erhielten.
Der Glücksspielatlas 2023 kann auf der DHS-Seite (Deutsche Hauptstelle für Suchtfrage e.V.) heruntergeladen werden.
Hinterlasse einen Kommentar