Glücksspielsteuer Deutschland: Entwicklung der virtuellen Spielautomaten Steuern sowie Rennwett- und Lotteriesteuer insgesamt! (Bildquelle: AlexBarcley auf Pixabay)
Beim Blick auf die monatlichen und vierteljährlichen kassenmäßigen Steuereinnahmen nach Steuerarten und Gebietskörperschaften des Bundesministeriums für Finanzen kann einem schon der Gedanke kommen, warum die Fraktion der Klebefreunde sich dazu noch nicht positioniert hat. Abgeltungssteuer auf Zins- und Veräußerungserträge, Körperschaftssteuer, Lohnsteuer, Vermögenssteuer oder die Rennwett- und Lotteriesteuer und das ist nur die Spitze des Steuerbergs. Wir wollen uns im nachfolgenden Artikel die Ländersteuern aus dem Online-Glücksspielsektor genauer ansehen und hierbei speziell die Entwicklung der virtuellen Automatensteuer in Augenschein nehmen. Diese Steuerart ist parallel zur Online-Pokersteuer im Rahmen des Inkrafttretens des Glücksspielstaatsvertrags 2021 eingeführt wurden, um in lizenzierten Online Casinos in Deutschland auf Einsätze an Spielautomaten Steuern verlangen zu können.
Welche Faktoren nehmen Einfluss auf die Spielautomaten Steuern?
Ohne direkt auf die Steuereinnahmen mit konkreten Zahlen eingehen zu wollen, hat der Glücksspielmarkt im Zuge der Liberalisierung von Online Casinos mit deutscher Lizenz keine signifikanten Bewegungen erlebet. Es scheint fast so, als ob die überwiegende Mehrheit an regulierungswilligen Glücksspielbetreibern mit der Einführung der Spielautomaten Steuer diese auch sorgfältig an die Staatskasse abgeführt hat. Das gilt im besonderen Maße für die vielen antragstellenden Unternehmen, die mit Blick auf die amtliche Liste deutscher Casinos bisher immer noch nicht mit einer Lizenz am Ende des Erlaubnisverfahrens abschließen konnten.
Nach der kritischen Betrachtung der Spielautomaten Steuern im Hinblick auf den Sachverhalt, ob ein Online Casino mit deutscher Lizenz agiert oder nicht, müssen noch die folgenden Punkte beachtet werden. Durch eine teilweise verzögerte Einbindung in die Glücksspielaufsichtssysteme LUGAS und oftmals auf die Glücksspielaufsichtsbehörden verteilte Kompetenzen in den Bundesländern hatten eine Reihe an Marktteilnehmern nicht die Möglichkeit, pünktlich Steuereinnahmen abführen zu können.
Gleichzeitig ist es durchaus möglich, dass einzelne Spielbetriebe im Internet schlichtweg mit der neuen Form der Abgabenpflicht in ihrer unternehmerischen Infrastruktur zunächst Prozesse anschieben mussten, was wiederum in bestimmten Monaten zu einer verspäteten steuerlichen Berichterstattung geführt haben könnte. Schlussendlich sind die Spielautomaten Steuern sowie auch Steuerabgaben auf Online-Pokerspiele Neuland für alle Betreiber, da dies im Bereich Online Casino Deutschland erstmals in der iGaming-Welt aufgetaucht ist.
Noch sind die Steuereinnahmen aus Online-Glücksspiel nicht gänzlich repräsentativ. Nach nunmehr 18 Monaten legale Online Casinos Deutschland lassen sich nur bedingt Entwicklungen ableiten. In den kommenden Jahren wird sich dies sicherlich ändern. Dennoch gewähren die Daten des Bundesfinanzministeriums eine gute Übersicht und verdeutlichen, dass allein die virtuelle Automatensteuer fast ein Fünftel aller Glücksspielsteuern ausmacht.
Ein Blick auf die virtuelle Automatensteuer
Die Steuereinnahmen aus den Abgaben der Online Slots Einsätze schwanken seit Erfassung im Juli 2021 stark. Den Hintergrund haben wir bereits dargelegt. Aus den veröffentlichen Zahlen vom Bundesministerium für Finanzen ergeben sich daher folgende Entwicklungen. Hierzu sei gesagt, dass wir auf die Steuerschätzung von Hölle Games CEO Robert Lenzhofer zugreifen, die Sie im Beitrag über ein Datenblatt abrufen können. Daraus ergibt sich, dass zusammenfassend das erste Halbjahr 2022 steuerseitig stärker zu Buche geschlagen hat als die zweite Jahreshälfte. Die geschätzten Spielautomaten Steuern anhand der Daten des zuständigen Ministeriums:
- Durchschnittliche monatliche virtuelle Automatensteuer 2. Halbjahr 2021: 31.596.000 Euro
- Durchschnittliche monatliche virtuelle Automatensteuer 1. Halbjahr 2022: 37.758.167 Euro
- Durchschnittliche monatliche virtuelle Automatensteuer 2. Halbjahr 2022: 33.670.333 Euro
- Automatensteuer 2021 insgesamt: 189.576.000 Euro (seit 1. Juli 2021 fällig)
- Automatensteuer 2022 insgesamt: 428.571.000 Euro
Im zweiten Halbjahr mit vielen neu erteilten Glücksspiellizenzen für das Lapalingo Casino, bwin Casino, Wunderino Casino und einem guten Dutzend anderer Betreiber hat die Whitelist der GGL so viele Aktualisierungen erfahren wie nie zuvor. Daraus lässt sich ableiten, dass die Erteilung von Lizenzen für das Online-Glücksspiel in Deutschland offensichtlich keinen Einfluss auf die Spielautomaten Steuern genommen haben. Wer am Genehmigungsverfahren teilnimmt und somit bereits legal Online Casino Spiele für deutsche Spieler anbietet, führt ohnehin die Einsatzabgaben an den Fiskus ab. Wäre das nicht der Fall, dann ist damit zu rechnen, dass die Erlaubnis nicht erteilt wird.
Welche Entwicklungen sind zu erwarten?
Eine richtungsweisende Prognose hinsichtlich der zu erwartenden Einnahmen aus den Online Poker und Spielautomaten Steuern für die kommenden Jahre 2023, 2024 und 2025 abzugeben, lässt sich aufgrund fehlender Erfahrungen nicht umsetzen. Der deutsche Glücksspielmarkt im Internet ist noch jung und hat gerade mal legal Online Slots, Poker und Sportwetten im Programm. Allerdings lassen sich die zusammengefassten Steuerquellen unter der Rennwett- und Lotteriesteuer, zu der neben den drei aufgeführten Steuerarten noch die Lotteriesteuer als der größte Faktor sowie die Totalisatorsteuer und andere Rennwettsteuern hinzukommen, über die letzten Jahre vergleichen.
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2012: 1.431.624 Euro
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2013: 1.635.284 Euro (+ 14,2%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2014: 1.673.330 Euro (+ 2,3%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2015: 1.712.154 Euro (+ 2,3%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2016: 1.808.532 Euro (+ 5,6%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2017: 1.836.910 Euro (+ 1,6%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2018: 1.893.999 Euro (+ 3,1%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2019: 1.974.755 Euro (+ 4,3%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2020: 2.043.752 Euro (+ 3,5%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2021: 2.332.802 Euro (+ 14,1%)
- Rennwett- und Lotteriesteuer 2022: 2.569.469 Euro (+ 10,1%)
Wir könnten natürlich in der Analyse noch weiter zurückgehen, jedoch sind Sprünge im zweistelligen Prozentbereich jeweils in den Jahren 2012 zu 2013 sowie 2020 zu 2021 zu erkennen. Im Juni 2021 wurde die Rechtmäßigkeit der Sportwettensteuer durchgesetzt, womit diese nunmehr mit 5 Prozent besteuert wurden. Im Zuge des Gesetzes zur Änderung des Rennwett- und Lotteriegesetzes im Jahr 2021 erfolgte die Angleichung der Bemessungsgrundlage an die von nun an geltende Spielautomatensteuer in Höhe von 5,3 Prozent.
Auf der Abbildung ist die steuerliche Entwicklung der Spielautomaten Steuern in Deutschland seit der Erfassung 1. Juli 2021 zu entnehmen. Bereitgestellt werden die aufgeschlüsselten Daten von Hölle Games auf Basis des Bundesministeriums für Finanzen. (Quelle: Hölle Games)
Jedoch gilt die Besteuerung der Automatenspiele ausschließlich für die Einsätze in Online Casinos, während Sportwetten virtuell und stationär einer Einsatzsteuer unterliegen. Von den genannten Aspekten aber am wichtigsten erscheint uns die Tatsache, dass bereits ein Rekordquartal in den Monaten Juli, August und September 2022 erzielt wurde mit beinahe 600 Millionen Euro. Das macht im Quartalsvergleich einen Anstieg von 15,5 Prozent aus. Hinsichtlich Spielautomaten Steuer ist wohl damit zu rechnen, dass sich die Einnahmen für den Staat jährlich zunächst im Rahmen von rund einer halben Milliarde Euro einpendeln werden mit steigender Tendenz im Zuge der angestrebten Marktkanalisierung.
Tendenziell ist ebenfalls anzunehmen, dass eine höhere Steigerungsrate wohl erst zu erwarten ist, wenn deutsche Online Casinos in den einzelnen Bundesländern für Tischspiele erlaubt werden. Diese werden zwar aller Voraussicht nach nicht nach Einsatz besteuert, sondern auf Basis des Bruttospielertrags, die steuerlichen Erlöse werden dennoch unter der Rennwett- und Lotteriesteuer erfasst. In der Folge werden die Lotterien immer noch den größten Posten einnehmen, jedoch dürften die Bereiche Sportwetten, Online Casino und Poker gemeinsam die Lotteriesteuer übertreffen. Diese Tendenz ist bereits heute zu erkennen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die kumulierten Glücksspielsteuern in Deutschland in den letzten 10 Jahren im Zeitraum von 2012 bis 2022 um rund 80 Prozent gestiegen sind. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als 1 Milliarde Euro und auch wenn die staatlichen Lotterien den Löwenanteil abdecken, so werden die anderen Glücksspielformen wohl künftig zusammenfassend mehr Steuern einbringen.
Die vollständige Auflistung der in Deutschland erzielten Steuereinnahmen nach Monat für 2022 und vorhergehende Kalenderjahre stellt das Bundesministerium für Finanzen zur Verfügung.
Hinterlasse einen Kommentar