
Schon wieder gibt es Ärger in Deutschland wegen der Glücksspielwerbung. Betroffen hiervon sind die Bundesligavereine, der DFB und die DFL wegen ihren Sponsoren. (Symbolbild von Gellinger auf Pixabay)
Fast allen Bundesligavereinen, dem DFB sowie der DFL droht aufgrund der Glücksspielwerbung der eigenen Sponsoren aus der Online Casino Branche und aus dem Bereich der Sportwetten mächtiger Ärger. Wie aus der Antwort der Düsseldorfer Bezirksregierung auf eine Anfrage der ARD zum Thema Glücksspielwerbung hervorgeht, dürften viele Bundesligavereine in den nächsten Wochen zahlreiche Schreiben erhalten. Darin werden die Clubs vom FC Bayern München über Borussia Dortmund bis hinzu Werden Bremen aufgefordert werden, ihre Art der Glücksspielwerbung für ihre Sponsoren zu ändern. Folgen diese nicht, müssen sie ihr Marketing für Anbieter Tipico oder bwin womöglich einstellen.
Bundesligavereine dürfen nur für Sportwetten werben und nicht für Online Casinos
Wieder einmal ist die Glücksspielwerbung in Deutschland bei den Bundesligavereinen ins Visier der Behörden geraten, obwohl eigentlich mit der Verlängerung der Lizenzen in Schleswig-Holstein das Thema vom Tisch zu sein schien. Wie jetzt durch die ARD bekannt wurde, sind bereits zahlreiche Clubs der 1. und 2. Bundesliga von der Bezirksregierung Düsseldorf angeschrieben worden oder erhalten in den nächsten Tagen und Wochen Post von dieser. Darin werden die Bundesligavereine wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund aufgefordert, ihre Glücksspielwerbung für ihre Sponsoren anzupassen. Die bisherige Einschätzung der Aufsichtsbehörden kam zu dem Ergebnis, dass die alleinige Präsentation des Namens des Werbepartners Marketing für das gesamte Angebot des Glücksspielunternehmens darstellt. Dies bedeutet, dass beispielsweise Borussia Dortmund mit dem Schriftzug bwin nicht nur für das geduldete Angebot an Sportwetten wirbt, sondern ebenso für die Online Casinos Spiele, die bis auf Schleswig-Holstein nach nationalem Recht verboten sind. Bezeichnet wird dies als sogenannte Dachmarkenwerbung.
In dem Antwortschreiben der Düsseldorfer Bezirksregierung an die ARD wird klar, dass die Behörde den Clubs wie den FC Bayern München oder Borussia Dortmund die Hand reichen möchte. Sie geht nämlich davon aus, dass den meisten Bundesligavereinen überhaupt nicht bewusst ist, dass diese mit dem Marketing für ihre Sponsoren nicht nur die geduldeten Sportwetten bewerben, sondern ebenso die als illegal eingestuften Online Casino Spiele. Deshalb sind die Schreiben der Bezirksregierung an die Clubs als Aufforderung zu verstehen, die Glücksspielwerbung abzuändern. Zum einen muss ganz klar das Angebot der Sportwetten herausgestellt werden. Borussia Dortmund hat beispielsweise bereits vor Wochen den Schriftzug auf den LED-Wänden abgeändert. Stand hier früher nur das Wort „bwin“ und damit eine Dachmarkenwerbung, ist nun klar und deutlich „bwin Sportwetten“ zu sehen. Zum anderen verlangt die Düsseldorfer Bezirksregierung von den Bundesligavereinen, dass sie auf ihren Internetseiten sämtliche Links entfernen, die zu den eigenen Werbepartner führen. Dies gilt jedoch nur, wenn die Sponsoren wie bwin neben den geduldeten Sportwetten auch Online Casinos Spiele auf der gleichen Plattform anbieten. Geschieht dies nicht, folgte eine Unterlassungsaufforderung für die Glücksspielwerbung, bei der bei Zuwiderhandlung theoretisch saftige Geldstrafen fällig werden könnten. (BR.de)
Die Bezirksregierung in Düsseldorf ist bundesweit für die Überwachung der Glücksspielwerbung in den Bereichen Sportwetten sowie beim Lotto zuständig. Deshalb beschäftigt sich die Behörde mit der aktuellen Werbepraxis der Bundesligavereine sowie des DFB und der DFL.
Buchmacher und Online Casinos wehren sich gegen den Vorwurf der Illegalität
Wie immer, wenn es Streit um Online Casinos oder wie jetzt die Glücksspielwerbung geht, berufen sich die Betreiber und Anbieter auf die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU. Aus ihrer Sicht sind deshalb Spielautomaten und Live Casino Spiele sehr wohl legal. Zwar gibt es seit 2017 ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches die Online Casino Spiele als illegal einschätze, doch eine tatsächlich letztinstanzliche Beurteilung steht bis heute aus. Zuvor hatte bereits der Europäische Gerichtshof in der Vergangenheit bei den Sportwetten nämlich auch im Sinne der privaten Anbieter geurteilt und das Verbot im Glücksspielstaatsvertrag als EU-rechtswidrig bezeichnet. Wie dies nun im Falle der Online Casinos aussieht, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Internetcasinos mit Lizenz aus Malta, ein Mitgliedsland der EU, werden deshalb in jeder Studie zum grauen Markt mit unklarer Rechtslage zugeordnet und nicht dem Schwarzmarkt.
Weiterhin kommt erschwerend hinzu, dass in Schleswig-Holstein wiederum Online Casinos sehr wohl legal sind. Daraus ergibt sich ein fast unlösbares Problem bei der Glücksspielwerbung. Holstein Kiel beispielsweise hat als Sponsor das bekannte DrückGlück Casino und durch die dortige Lizenz darf der Betreiber hier legal für das gesamte Angebot aus Spielautomaten werben. Allerdings wird die Bandenwerbung bei einer Fußballübertragung wiederum nicht nur im Hoheitsgebiet von Schleswig-Holstein ausgestrahlt, sondern bundesweit. Deshalb stellt sich nun die Frage, wie die Werbung des DrückGlück Casinos zu beurteilen wäre. Zusammen mit der Problematik zwischen deutschem und europäischem Recht könnten hier durchaus noch Klagen vor Gericht die Folge sein.
Die Sponsoren aus den Bereichen Online Casino und Sportwetten gehören zu den größten Geldgebern, die Kapital in die Bundesligavereine sowie den DFB und die DFL pumpen. Schätzungen sprechen hier von einem Gesamtvolumen in Höhe von rund 60 Millionen Euro. Bwin beispielsweise wirbt nicht nur bei Borussia Dortmund, sondern ebenso bei DFB. Der Sponsor des FC Bayern München, Tipico, wiederum zahlt ebenfalls Millionenbeträge an die DFL.
Live-Wetten können in Deutschland momentan gar nicht verboten sein
Bemerkenswert am Artikel im Bayrischen Rundfunk, der sich auf die Anfrage der ARD bei der Bezirksregierung in Düsseldorf und deren Antwort bezieht, sind wieder einmal ungeprüfte Behauptungen. So wird hier in Zusammenhang mit den Suchtgefahren der Live-Wetten ausgesagt, dass diese laut Glücksspielstaatsvertrag zum größten Teil verboten wären. Dies mag zwar im ersten Moment stimmen, doch wurde genau der Bereich Sportwetten im Glücksspielstaatsvertrag durch den Europäischen Gerichtshof als EU-rechtswidrig eingestuft. Daraus folgt, dass es zur Zeit überhaupt keine Rechtsgrundlage für diese Glücksspielform gibt und somit auch kein Verbot für irgendwas.
Dies ist der Hauptgrund warum sämtliche Anbieter von Sportwetten in Deutschland geduldet werden müssen, obwohl bis heute keine einzige Lizenz vergeben wurde. Diesen Zustand des Graubereichs abzuschaffen ist zudem ja gerade das Ziel des voreilig zusammengeschusterten 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrags, der die Sportwetten in die echte Legalität überführen soll. Allerdings hat hier bereits wieder die EU-Kommission wegen dem kurzen Zeitraum der Gültigkeit der geplanten Konzession bis Mitte 2021 kein gutes Haar am neuen Gesetz gelassen. Zusätzlich, so die EU-Kommission, hat es Deutschland bis heute versäumt aufzuzeigen, ob die bislang getroffenen Maßnahmen überhaupt einen positiven Effekt beim Kampf gegen die Glücksspielsucht erbracht haben. Diese ständige Evaluierung und Beurteilung ist jedoch ein Kern des Glücksspielstaatsvertrags. Das Nichterfolgen dieser kann somit als Verstoß gegen das eigene Gesetzeswerk verstanden werden, denn ohne Erkenntnisse, ob die Maßnahmen überhaupt etwas bringen, können diese auch nicht als Vorwand für eine Beschränkung des Marktes dienen.
Damit Rechtssicherheit für die Fußballvereine, Betreiber und Kunden besteht, müssen sich die 16 Bundesländer endlich zeitnah auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag einigen, der all diese Problemfelder auflöst. In unserer Artikelserie über die von 9 Ländern in Auftrag gegebene Studie zur Regulierung deutscher Online Casinos stellten wir bereits die wichtigsten Empfehlungen der Experten heraus.
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