Als einer der wenigen Glücksspielkonzerne aus dem Bereich Online Casinos verfügt William Hill gerade in Großbritannien immer noch über eine enorme Anzahl an Shops für Sportwetten. Gerade dieser Umstand schlug sich wie erwartet nicht gerade positiv auf die nun veröffentlichten William Hill Halbjahreszahlen für die ersten 6 Monate in 2020 nieder. Dass die Bilanz nicht völlig desaströs, sondern durchwachsen ausfiel, war allein einer gigantischen Steuerrückzahlung in Großbritannien zu verdanken, die aus einem herben Verlust einen üppigen Gewinn zauberte.
Ohne die Steuerrückzahlung sehen die Halbjahreszahlen von William Hill für 2020 nicht gerade rosig aus
Während andere Glücksspielunternehmen seit Jahren immer stärker auf das Internet setzen und dank der Online Casinos die Verluste bei den Sportwetten in den letzten Monaten nahezu kompensieren konnten, gelang dies William Hill nicht wirklich. Zu groß ist immer noch das Geschäftsfeld mit Sportwetten über Wettshops, die gerade in den Monaten der strikten Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie völlig unter die Räder kamen. Rund 26 Prozent des Gesamtumsatzes entfällt laut den Halbjahreszahlen 2020 bei William Hill allein auf das stationäre Geschäft und im Internet, welches 67 Prozent beisteuert, ist der Anteil ebenfalls nicht unerheblich. All dies zusammen führte zu einem herben Rückgang beim Gesamtumsatz in den ersten 6 Monaten von rund 32 Prozent. Konnte der Online Casino Betreiber und Buchmacher zum gleichen Zeitpunkt in 2019 hier noch 811,7 Millionen Pfund umsetzen, waren es in diesem Jahr gerade einmal noch 554,4 Millionen Pfund.
Wie stark William Hill tatsächlich unter die Räder kam, zeigte sich in den Halbjahreszahlen 2020 ebenfalls beim Rohertrag, bei dem Kosten für den Verkauf vom Umsatz abgezogen werden. Hier ging es um Sonderereignisse bereinigt von zuvor 614,5 Millionen Pfund um fast 33 Prozent auf nur noch 414,2 Millionen Pfund nach unten. Bei dem tatsächlich ausgewiesenen Wert für den Rohertrag stand jedoch am Ende sogar ein kleines Wachstum in Höhe von 5 Prozent in der Halbjahresbilanz von William Hill für 2020. Eine Steuerrückerstattung in Höhe von enormen 230,3 Millionen Pfund in Großbritannien war der Grund. Diese musste das Vereinigte Königreich zahlen, da das Land zwischen 2003 und 2013 zu unrecht Mehrwertsteuer auf die Einnahmen aus den FOBT’s, den vernetzten Spielautomaten, erhoben hatte. Dieses Sonderereignis wirkte sich natürlich ebenfalls enorm positiv auf den Gewinn nach Steuern aus. Dieser drehte aus einem Minus von 61,2 Millionen Pfund im Vorjahr auf nun 115,6 Millionen Pfund kräftig ins Plus. Werden hier jedoch die Sonderereignisse von 2020 und 2019 herausgerechnet, so ergab sich hier eine Entwicklung mit genau umgekehrten Vorzeichen. Der Gewinn nach Steuern drehte sich von einem Gewinn in Höhe von zuvor 47 Millionen Pfund in einen Verlust von 11,1 Millionen Pfund.
Nach den wenig schmeichelhaften Halbjahreszahlen für die ersten 6 Monate erwartet William Hill eine deutliche Entspannung für die restlichen Monate in 2020. In den ersten Wochen im Juli lag der Umsatz bei den Sportwetten in den stationären Geschäften in Großbritannien und Europa sogar über den Werten aus dem Januar vor der Coronaviruspandemie. Aufgrund der weiterhin angespannten Lage in den USA ist dort hingegen die Entwicklung weiterhin prekär. Nach einem starken Wachstum von 30 Prozent in den ersten Wochen des Jahres, stand auch im Juli immer noch ein Minus von 61 Prozent auf dem Papier.
Immerhin konnten die Online Casinos wie Mr Green und Eurogrand zulegen
Neben der millionenschweren Steuerrückzahlung war der einzige weitere positive Posten in der Halbjahresbilanz 2020 von William Hill das Geschäft mit den Online Casinos wie Mr Green und Eurogrand. Diese sorgten sogar dafür, dass im Bereich Internet am Ende mit einem Plus in Höhe von 1 Prozent Wachstum erzielt werden konnten. Gegenüber 367,3 Millionen Pfund im Vergleichszeitraum in 2019 wurden nun 369,3 Millionen Pfund umgesetzt. Während die Sportwetten ein Minus von 13 Prozent von zuvor 152,4 Millionen Pfund auf nun 132,4 Millionen Pfund verzeichneten, kletter der Nettoumsatz bei den Online Casinos hingegen um starke 10 Prozent. Gegenüber den 214,9 Millionen Pfund im letzten Jahr bedeutet dies eine Verbesserung auf jetzt 236,9 Millionen Pfund.
Das Einzelhandelsgeschäft mit Wettshops sah wie bereits angedeutet in der Halbjahresbilanz 2020 für William Hill wenig rosig aus. Insgesamt hagelte es einen Rückgang von enormen 62 Prozent von zuvor 391,5 Millionen Pfund auf nun nur noch gerade einmal 146,9 Millionen Pfund. Aufgrund der monatelangen Schließungen der Wettshops betraf die negative Entwicklung sowohl die Sportwetten wie auch die Umsätze bei den Spielautomaten, FOBT’s genannt. Erstere fielen um 57 Prozent von ehemals 205,4 Millionen Pfund auf nun 87,5 Millionen Pfund und die Automatenspiele von zuvor 186,1 Millionen Pfund auf jetzt nur noch 59,4 Millionen Pfund. Dieser enorme Aderlass der letzten 6 Monate wird Konsequenzen haben. Wie der Glücksspielkonzern mitteilte, sollen unglaubliche 119 Wettshops in Großbritannien geschlossen bleiben und somit aufgegeben werden.
Über die ersten 6 Monate in 2020 betrachtet, kam ebenso in der Halbjahresbilanz das US-Geschäft von William Hill unter die Räder. Hier fielen die Umsätze um 28 Prozent und gegenüber den 52,9 Millionen Pfund in 2019 standen jetzt nur gerade einmal 38,2 Millionen Pfund in den Büchern.
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