Casinoboss Fenech Daphne Galizia

Warum gab Casinoboss Fenech den Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia in Auftrag? War die mögliche Staatspleite Maltas der Grund. (Bildquelle: pixabay by kalhh)

Am 16. Oktober erschütterte eine gewaltige Explosion den kleinen Inselstaat Malta. Eine ferngesteuerte Autobombe tötete die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia. Über viele Jahre berichtete sie über Korruption und kriminellen Machenschaften der Eliten des Landes, was ihr schlussendlich zum Verhängnis wurde. Als mutmaßlicher Drahtzieher des Attentats auf Daphne Caruana Galizia sitzt Yorgen Fenech, der ehemalige Casinoboss von Tuma Gaming und dem Mutterkonzern Tumas Group, seit dem vergangenen Jahr in Untersuchungshaft. Eine erst vor wenigen Tagen vor Gericht veröffentlichte E-Mail über die Firma Electrogas Malta, an der Fenech ebenfalls beteiligt und zugleich deren Direktor war, legen nun das wohl wahrscheinlich Motiv für das Bombenattentat offen. Womöglich hätte ein Bericht über deren Inhalt durch Daphne Caruana Galizia nicht nur zum Sturz der Regierung führen, sondern sogar den Inselstaat Malta in die Pleite schicken können.

Daphne Caruana Galizia hätte Casinoboss Fenech und Malta an den Rand des Abgrunds gebracht

Schon im vergangenen Jahr wurde über den Hintergrund des Bombenattentats auf Daphne Cuarana Galizia spekuliert, nachdem durch die Verhaftung von Casinoboss Yorgen Fenech immer mehr Details an Licht der Öffentlichkeit gelangten. Ausnahmsweise dreht sich dabei in Malta einmal nicht alles um das Glücksspiel mit Online Casinos und Spielbanken, sondern um den Energiesektor, genau gesagt um die Firma Electrogas Malta. Das Unternehmen war eines der Lieblingsthemen der investigativen Journalistin, gab es hier doch unzählige Verbindungen über Korruption und Schmiergelder bis in höchste Regierungskreise. Lange Zeit galten diese aufgedeckten Sachverhalte als das mögliche Motiv für das mutmaßlich durch Casinoboss Fenech in Auftrag gegebene Attentat auf Daphne Caruna Galizia. Nun jedoch erhält der ganze Fall durch die im Gerichtssaal öffentlich vorgelesene E-Mail aus dem Schriftverkehr über Electrogas Malta eine noch viel größere Dimension.

In dieser E-Mail, die vom 4. September 2017 stammt, warnte die Bank of Valletta das maltesische Ministerium für Finanzen vor einer Pleite von Electrogas Malta, deren Chef Fenech war. Grund hierfür war eine festgestellte Zahlungsunfähigkeit. Das Finanzministerium wurde deshalb informiert, da der Inselstaat zugleich eine millionenschwere Bürgschaft für Electrogas Malta unterhielt. Wie brisant diese Nachricht tatsächlich war, zeigt allein die Tatsache, dass kurz danach eine Krisensitzung im Finanzministerium stattfand, die durch den Sekretär im Ministerium Alfred Camilleri als extrem wichtig beurteilt wurde. Am folgenden 16. Oktober wurde schließlich Daphne Caruana Galizia bei einem Bombenattentat getötet, als dessen Drahtzieher Yorgen Fenech, der damalige Casinoboss und Direktor von Electrogas Malta gilt. Nur wenig später, am 15. Dezember 2017 wiederum das Versorungssicherheitsabkommen durch Yorgen Fenech und Konrad Mizzi, dem damaligen Energieminister, mit der Firma Socar aus Aserbaidschan unterzeichnet. Dadurch werden auch Darlehn für Elektrogas verlängert sowie erneuert.

Die Polizei in Malta selbst geht davon aus, dass diese beiden Ereignisse in Zusammenhang stehen. Hätte die investigative Journalistin über die Zahlungsunfähigkeit von Electrogas Malta berichtet und zugleich dies mit den zuvor recherchierten Verbindungen über Korruption und Schmiergeldern verbunden, hätte es wohl keine neuen Kredite für das Unternehmen gegeben. Dies hätte nicht nur Electrogas Malta in die Pleite geschickt, sondern womöglich sogar den Inselstaat in den Staatsbankrott getrieben. Immerhin ging es um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, der durch Bürgschaft hätte beglichen werden müssen. Zum Vergleich betrugen die kompletten Staatseinnahmen von Malta im Jahr 2018 gerade einmal rund 4,8 Milliarden Euro. Zudem hätten auch viele Geschäftsleute wie der Casinoboss Yorgen Fenech oder andere hochrangige Politiker eine ganze Menge Geld verloren, wenn Daphne Caruana Galizia den Stein ins Rollen gebracht hätte.

Der ehemalige Chef des Glücksspielkonzerns Tumas Group wurde am 20. November 2019 auf seiner Yacht kurz vor Erreichen der internationalen Gewässer durch die maltesische Marine gestoppt und später verhaftet. Dem Casinoboss Yorgen Fenech wird vorgeworfen, ein Killerkommando mit der Tötung von Daphne Caruana Galizia beauftragt zu haben. Seitdem sitzt er auf der Insel in Untersuchungshaft und eine Freilassung auf Kaution wurde wegen Fluchtgefahr bereits viermal abgelehnt.

Der Ablauf des Attentats und die Hintergründe werden immer klarer

Nach den bislang verfügbaren Fakten und Indizien hat sich die Geschichte rund um den Casinoboss Yorgen Fenech und Daphne Caruana Galizia folgendermaßen ereignet. Die investigative Journalistin, die bereits mehrfach über Korruption innerhalb der Regierung von Malta berichtete, war an ihrer bislang größten Story dran und hatte bereits einige Teile veröffentlicht. Alles dreht sich hierbei um Electrogas Malta. Die Firma entstand als Konsortium mit den Anteilseignern Yorgen Fenech, dem deutschen Konzen Siemens sowie der Firma Socar aus Aserbaidschan. Letzterem Unternehmen wurde ein Vertrag über 10 Jahre zur Lieferung von Flüssiggas für das neue Kraftwerk zugesprochen, mit dem die komplette Insel versorgt werden sollte. Die Investition in das neue Gaskraftwerk belief sich auf weit über 400 Millionen Euro. Merkwürdig an diesem Vertrag mit Socar war, dass diese Firma selbst über gar keine Reserven an Flüssiggas verfügte und dieses für Malta zuvor erst bei Shell einkaufen musste. Später jedoch wurde es an Electrogas Malta verkauft, welches wiederum dieses gegen Aufschlag an die staatliche Firma Enemalta weiterleitet, die es dann endlich verstromte. Warum Malta nicht gleich viel billiger das Flüssiggas direkt von Shell bezog, lässt sich nur mit der Korruption innerhalb der maltesischen Regierung erklären, in der einige hochrangige Politiker die Hände aufhielten.

Daphne Caruana Galizia deckte auf, dass Casinoboss Yorgen Fenech Besitzer der ominösen Firma 17 Black war, die ihren Hauptsitz damals im fernen Dubai hatte. Recherchen aus den „Panama Papers“ ergaben, dass über diese mutmaßlich Schmiergelder an Hearnville Inc sowie Tillgate Inc in Panama flossen, die sich im Besitz von Keith Shembri und Konrad Mizzi befanden. Letzterer war damals Energieminister und später Minister für Tourismus. Shembri wiederum war bis zu Letzt Stabschef von Premierminister Joseph Muscat. Beide sollen Bestechungsgelder über 17 Black von Casinoboss Yorgen Fenech in Millionenhöhe erhalten und Daphne Caruana Galizia hatte dies öffentlich gemacht. Des Weiteren beschuldigte die investigative Journalistin mit Michelle Muscat ebenso die Frau des Premierministers. Sie soll knapp eine Million Euro über die ebenfalls in Panama ansässige Firma Engrat erhalten haben. Diese Zahlung soll von der Familie des Diktators Ilham Alijew aus Aserbaidschan stammen. Sowohl Michelle wie auch Joseph Muscat bestreite bis heute diese Schmiergeldzahlungen.

Aufgrund dieser Verwicklungen in Korruption, Bestechung und Schmiergeldern von Mitgliedern der maltesischen Regierung rund um Electrogas Malta hätte ein Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit enorme Auswirkungen gehabt. Kaum eine Bank hätte wohl neue Kredite vergeben, wenn der Bürge sowie das Unternehmen in solche Machenschaften verstrickt wären. Genau diese Angst vor einem Super-GAU durch Daphne Caruana Galizia, der Geschäftsleute wie Casinoboss Yorgen Fenech sowie die Regierung hätte zu Fall bringen können, scheint der Grund für den Auftragsmord gewesen zu sein. Abgehörte Telefonate und die Zeugenaussage von Melvin Theuma, der als Kronzeuge straffrei ausging, belegen, dass Casinoboss Yorgen Fenech den Mord an Daphne Caruana Galizia in Auftrag gab. Hierfür übergab er Theuma 450.000 Euro, die dieser an das Killerkommando weiterleitete. Nach der Festnahme gab Fenech jedoch an, dass dieser zu dem Schritt von Keith Shembri, dem Stabschef vom damaligen Premierminister Muscat gedrängt worden wäre. Zudem soll er Yorgen Fenech kurz vor dessen Verhaftung gewarnt haben, weshalb sich dieser mit seiner Yacht bereits auf der Flucht in internationale Gewässer befand. Die damals noch eng mit der Regierung verflochtenen Ermittlungsbehörden zeigten allerdings wenig Interesse daran, diesen Spuren nachzugehen. Nach nur zwei Tage wurde Shembri aus der Untersuchungshaft entlassen und stolziert seitdem als freier Mann durch Malta, genau wie Konrad Mizzi und alle anderen hochrangigen ehemaligen Regierungsmitglieder.

Wie wenig Interesse die maltesischen Ermittlungsbehörden an der Aufklärung des Mordes an Daphne Caruana Galizia und der Frage zeigten, ob Casinoboss Yorgen Fenech allein den Auftrag erteilte hatte, belegen einige Beispiele. Dem ehemaligen Polizeichef Lawrence Cutajar wird beispielsweise vorgeworfen, einen wichtigen Zeugen vorgewarnt zu haben. Sein damaliger Stellvertreter Silvio Valletta war mit dem Casinoboss befreundet. Ian Abdilla, dessen eigentliche Aufgabe die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität war, unterließ es gegen Shembri und Mizzi wegen ihrer Firmen in Panama und den dort eingegangenen, mutmaßlichen Schmiergeldern zu ermitteln. Zu guter Letzt gab es noch Peter Grech, den Generalstabsanwalt, der wohl über viele Jahre seine schützende Hand über die Politikerclique hielt. Dank ihm durften sich die Beteiligten sicher fühlen, schließlich verhindert er ein ums andere mal wichtige Razzien, die womöglich stichhaltige Beweise an Licht hätten bringen können.

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