Übernahme DraftKings Entain

Trotz eines mehr als 20 Milliarden schweren Angebots ist die Übernahme von Entain durch DraftKings noch lange nicht in trockenen Tüchern. (Bildquelle: pixabay by JESHOOTS-com)

Seit einigen Tagen treiben an der Börse wieder einmal Übernahmefantasien den Kurs von Entain in die Höhe, dem bekannten Online Casino Betreiber und Besitzer von Marken wie bwin, Ladbrokes und dem PartyCasino. Der US-amerikanische Buchmacher DraftKings hat offiziell ein Angebot zur Übernahme von Entain abgegeben, das es mit einem Volumen von rund 20 Milliarden US-Dollar wahrlich in sich hat. Doch trotz dieser gigantischen Offerte stehen die Chancen auf ein Gelingen des Coups eher schlecht, was an diversen Gründen liegt.

Trotz horrender Verluste plant DrafKings die Übernahme von Entain

Seit sich die europäischen Glücksspielkonzerne dem Goldrausch in den USA angeschlossen haben, wurden nicht nur neue Jagdgründe erschlossen, sondern sie sind ebenfalls in den Fokus ihrer US-amerikanischen Konkurrenten geraten. Für den traditionsreichen britischen Buchmacher und Online Casino Betreiber William Hill bedeutete diese Expansion schließlich sogar das Ende der Eigenständigkeit. Zuerst wurde der Konzern von seinem Partner Caesar aufgekauft, dann genüsslich filetiert und am Ende seine Überreste an die 888 Holdings verhökert. Womöglich könnte in Zukunft Entain, dem momentan zweitgrößten Online Casino Betreiber der Welt, ein ähnliches Schicksal blühen, denn der US-amerikanische Buchmacher DraftKings plant die Übernahme des Glücksspielkonzerns. Nachdem zuvor noch der Vorstand des Besitzers von bwin und PartyPoker die erste Offerte in Höhe von 2.500 Pence pro eigener Aktie abgelehnt hatte, so kam dieser beim zweiten Angebot bereits ins Schwitzen. 2.800 Pence pro Wertpapier, gezahlt in bar und durch Aktien von DraftKings, sind schließlich rund 20 Milliarden US-Dollar, die die US-Amerikaner auf den Tisch legen wollen. Obwohl der Vorstand von Entain nicht offiziell die Annahme des Angebots zur Übernahme durch DraftKings seinen Aktionären vorschlug, ließ doch zumindest die Ankündigung einer Prüfung der Offerte die Aktien von Entain in die Höhe schnellen. Im Gegenzug jedoch fielen die Wertpapiere von Draftkings ziemlich stark und notierten fast 10 Prozent tiefer.

Dass Aktien des Übernahmekandidaten steigen und die des Bieters fallen, ist oftmals bei solchen geplanten Deals zu beobachten. Im Falle von DraftKings fällt der Wertverlust jedoch deutlich stärker aus als sonst. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass durchaus Zweifel am Sinn der Übernahme angebracht sind. Zum einen ist noch völlig unklar, wo DraftKings die Barmittel für den Kauf her nimmt, denn ohne die Hilfe finanziell schwergewichtiger Banken oder Partner ist der Deal nicht zu stemmen. Die US-Amerikaner befinden sich momentan auf einem extrem kostspieligen, aggressiven Expansionskurs in den USA, der enorme Verluste verursacht. Allein im ersten Halbjahr 2021 belief sich das Minus beim EBITDA auf stolze rund 235 Millionen US-Dollar. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor ist die Größe von DraftKings. Der Buchmacher ist deutlich kleiner als Entain. Ebenfalls ist bislang völlig unklar, welche Strategie mit einem solchen milliardenschweren Kauf verfolgt wird. Ist Draftkings bei der Übernahme von Entain nur an deren US-Geschäft interessiert, wie dies schon zuvor bei Caesars und William Hill zu beobachten war? Wollen die US-Amerikaner sich als global agierendes Glücksspielunternehmen mit Geschäftsbereichen in Europa, Asien und Afrika etablieren? Oder geht es am Ende DraftKings eher um den Einkauf der deutlich besseren Technologie von Entain? Mit dieser werden immerhin Online Casinos wie das PartyCasinos, die Plattformen für Sportwetten von bwin bis Ladbrokes in Europa sowie BetMGM in den USA erfolgreich betrieben werden. Viele Aktionäre warten hier wohl erst einmal auf klar Ansagen.

Die Halbjahreszahlen für 2021 von Entain und DraftKings im Vergleich in US-Dollar:

Entain:

  • Umsatz: 2,392 Milliarden US-Dollar
  • EBITDA: 543 Millionen US-Dollar
  • Umsatzwachstum: +12 Prozent
  • EBITDA-Wachstum: +12 Prozent

DraftKings:

  • Umsatz: 610 Millionen US-Dollar
  • EBITDA: -235 Millionen US-Dollar
  • Umsatzwachstum: +224 Prozent
  • EBITDA-Verlustzuwachs: +162 Prozent

Partner MGM Resorts könnte sich querstellen

Neben den bereits weiter oben skizzierten potenziellen Problemfeldern, die eine Übernahme von Entain im Wege stehen könnten, ist MGM Resorts wohl der größte Brocken im Weg von DraftKings. MGM Resorts betreibt gemeinsam mit Entain den Buchmacher und Online Casinos Betreiber BetMGM als gemeinsames Joint Venture und dies äußerst erfolgreich. Erst vor Kurzem hat der Anbieter mit einem Marktanteil von 22 Prozent den Konkurrenten DraftKings in den USA auf den dritten Platz verwiesen und sich hinter FanDueal von Flutter Entertainment auf den zweiten Rang vorgeschoben. Es erscheint äußerst unwahrscheinlich, dass MGM Resorts von einer Übernahme seines Partners Entain durch DraftKings begeistert wäre. Als neuer Besitzer von Entain hätte der Konkurrent plötzlich Zugriff auf die so wichtige Technologie, denen die Plattformen für Online Casinos und Sportwetten zugrunde liegen. Gut möglich, dass hier bald ein Veto vonseiten MGM Resorts erfolgen könnte. Ob dann tatsächlich DraftKings überhaupt noch Interesse allein an den außerhalb der USA befindlichen Geschäftsbereichen hätte, in denn das Wachstum deutlich langsamer abläuft, ist mehr als fraglich. Ebenfalls noch einen Strich durch die Pläne könnten zudem auch die Wettbewerbsbehörden machen, immerhin plant auf dem US-Markt der insgesamt drittgrößte Anbieter den zweitgrößten Betreiber zu übernehmen. BetMGM kommt schon jetzt allein auf 22 Prozent Marktanteil. Bei den Online Casinos besitzt der Betreiber sogar die Marktführerschaft mit rund 30 Prozent. Würden hier nun noch die Anteile von DraftKings hinzukommen, entstünde mit fast 50 Prozent Marktanteil eine wohl zu große Konzentration, die das Wachstum sämtlicher Konkurrenten langfristig ausbremsen dürfte. Vor diesem Hintergrund und der bislang noch völlig unklaren Strategie von DraftKings in Bezug auf Entain erscheint eine Übernahme momentan doch recht unwahrscheinlich. Allerdings gilt dies nur, sofern sich nicht doch in den nächsten Wochen noch einige grundlegende Faktoren zwischen den drei Parteien DraftKings, Entain und MGM Resorts ändern sollten.

Ebenfalls pikant an der ganzen Geschichte ist, dass bereits Anfang des Jahres MGM Resorts selbst ein Übernahmeangebot für seinen Partner Entain unterbreitet hattet. Dieses damals noch durch den Vorstand von Entain klar abgelehnte Angebot lag umgerechnet bei rund 9 Milliarden Euro und somit deutlich unter der jetzigen Offerte von DraftKings. Dass nun der Vorstand anstatt ein klares Nein eine Überprüfung des Deals angekündigt hat, kann durchaus auch als Wink mit dem Zaunpfahl an Partner MGM Resorts verstanden werden, das eigene Angebot noch einmal deutlich anzuheben.

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