Siegfried und Roy

Über Jahrzehnte prägte das Magierduo Siegfried und Roy mit ihren weißen Tigern das Showgeschäft der Casinos in Las Vegas. Nun verstarb Roy an Covid-19. (Bronzestatue im Mirage, Bildquelle: pixabay by sarangib)

In den letzten Wochen hat das neuartige Cornavirus bei seiner Ausbreitung rund um den Erdball bereits zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus dem Leben gerissen. Mit Roy Horn, dessen bürgerlicher Name Uwe Ludwig Horn lautete, verstarb nun einer der größten Magier und Showstars des letzten Jahrhunderts an den Folgen von Covid-19. Weltbekannt wurde er als Teil des Duos Siegfried und Roy, welches viele Jahren lang in Las Vegas im Hotel Mirage vom Casino Betreiber MGM Resorts International mit ihren Shows Millionen an Zuschauern in ihren Bann zogen. Vor allem die Einbindung weißer Raubkatzen wie Tiger oder Löwen war über Jahrzehnte ihr Markenzeichen und verhalf ihnen zu Weltruhm.

Siegfried und Roy prägten das moderne Las Vegas mit seinen Casino-Shows

In der heutigen Zeit, in der jeder zum Star erklärt wird, der mehr als einmal sein Gesicht vor eine Fernsehkamera gehalten hat, hat dieses einst so schöne Wort längst seine Bedeutung verloren. Selbst das Superlativ Superstar wurde mittlerweile in Gesangsshows für die Sieger verwurstet, an die sich nach nur wenigen Jahren sowieso niemand mehr richtig erinnern kann. Vor diesem Hintergrund waren Siegfried und Roy wahre Megastars. Sie wurden nämlich nicht nur durch ihre Zaubershows mit weißen Tiger und Löwen weltberühmt, sondern prägten zugleich das Glücksspielmekka Las Vegas, wie es sich heute seinen Besucher aus aller Welt präsentiert. Gegenüber den Rekorden und Meilensteinen, die das Magierduo über die Jahrzehnte in der Stadt aufstellte, verblassen sogar die Auftritte von Lady Gaga oder Cheer, die ebenfalls mit millionenschweren Gagen hier gastierten.

Der Zeitraum zwischen 1990 und dem 3. Oktober 2003, dem 59. Geburtstag von Roy an dem es zum tragischen Unfall kam, gelten bis heute als die Hochzeit des Duos Siegfried und Roy. In diesem Zeitraum traten die beiden Künstler zusammen mit 27 weißen Tiger und 60 weiteren Komparsen in insgesamt 5.750 Vorstellungen im bekannten Hotel Mirage auf. Bekannt war die gigantische Show als Siegfried and Roy at the Mirage Hotel and Resort Show und fand im eigens hierfür gebauten Theater mit mehr als 1.500 Plätzen statt. Der bekannte Casino-Magnat Steve Wynn ließ dieses errichten und benannte es zeitgleich nach dem Magierduo. Allein die Produktionskosten dieser bis heute legendären Show sind bis heute in Las Vegas unerreicht und sollen rund 50 Millionen US-Dollar betragen haben. Das Time Magazine kürte sie sogar zu Show des Jahrhunderts und zugleich war sie die meistbesuchte Veranstaltung in den USA.

Bereits 1988 sicher sich Steve Wynn die Dienste von Siegfried und Roy, allerdings konnte die Show aufgrund des Neubaus des Theaters erst 1990 starten. Allein für die ersten fünf Jahr erhielt das Duo damals 57,5 Millionen US-Dollar, eine zu dieser Zeit unerreichte Summe in diesem Geschäft. Später, im Jahr 2001, wurde den beiden wegen des unglaublichen Erfolgs sogar ein Vertrag auf Lebenszeit angeboten, denn diese auch annahmen.

Alles begann auf einem Kreuzfahrschiff

Dass eines Tages zwei Deutsche aus der tiefsten Provinz in Las Vegas zu Megastars wurden, ist wie so viele ähnliche Geschichten einer Fügung des Schicksals zu verdanken. Denn es war das Jahr 1960, als sich Siegfried und Roy, damals noch unter ihren bürgerlichen Namen, rein zufällig auf dem Kreuzfahrtschiff Bremen über den Weg liefen. Beide hatten hier fast zeitgleich angeheuert und schnell sprang den Verantwortlichen das große Talent in der Zauberei von Siegfried auf, was zu der ersten Show führte. Schon damals wurde mit dem Geparden Chico die erste Raubkatze Teil der Veranstaltung und die Mischung aus Magie und Zirkus zu ihrem Markenzeichen. 1963 wiederum starte die erste Show an Land im Hanse-Theater in Hamburg und nur ein Jahr späte folgte bereits ein kleine Europatournee mit Höhepunkt in Monte Carlo. Hier gelang schließlich der internationale Durchbruch und führte Siegfried und Roy um die ganze Welt nach Paris, Puerto Rico sowie erstmalig in die glitzernde Welt der Casinos nach Las Vegas. Von da an ging es mit ihrer Karriere nur noch steil bergauf.

1970 begannen die ersten großen Auftritte im Glücksspielmekka im Casino Stardust, gefolgt vom MGM Grand mit der Show Halleluja Hollywood. Von zu Beginn nur rund 33-minütigen Auftritten wuchs ihre Show mit den Jahren immer stärker und wurde schließlich auf 100 Minuten Länge ausgebaut. Die neue Veranstaltung lief zwischen 1981 und 1988 im Casino New Frontier, trug den Namen Beyond Belief und wurde insgesamt 3.538 Mal vorgeführt. Bis zu ihren späteren Auftritten im MGM Resort International war dies die bis dahin größte Liveshow seiner Art in der Welt und wurde von rund 3 Millionen Gästen besucht. 1989 wiederum zog es Siegfried und Roy nach Japan, bevor sie nach 10 Monaten schließlich ihre letzte Heimat in Las Vegas im Mirage fanden und endgültig ihren Ruf als Megastars zementierten. Hier feierte das Magierduo im Casino bereits 1996 in Las Vegas sein 30-jähriges Bühnenjubiläum und den 15.000 Auftritt. Zum damaligen Zeitpunkt hatten sich bereits unglaubliche 25 Millionen Menschen die fantastische Zaubershow mit weißen Raubkatzen angeschaut.

Einige Meilensteine von Siegfried und Roy:

  • größte Bühnenshow aller Zeiten mit 50 Millionen US-Dollar Produktionskosten und 25 Millionen US-Dollar Budget pro Show
  • 27 weiße Tiger und 60 Komparsen waren Teil der Show
  • das Theater im Casino Mirage für ihre Show wurden extra für sie gebaut und erhielt ihren Namen
  • Michael Jackson sang und komponierte das Lied Mind Is The Magic für ihre Show
  • bis zum Unfall am 3. Oktober 2003 absolvierten Siegfried und Roy im Miragte insgesamt 5.750 Vorstellungen
  • rund 10,5 Millionen Menschen schauten sich allein die Show im Mirage an
  • das Casino Mirage verdiente allein andieser Show der beiden Magier rund 1,5 Milliarden US-Dollar

Ehrungen und Auszeichnungen:

  • 1972 erstmals Auszeichnung für die beste Show des Jahres in Las Vegas
  • 1976 Magier des Jahres in den USA
  • 1992 Magier des Jahrzehnts in den USA
  • 1999 Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood
  • Auszeichnung zur Show des Jahrhunderts im Mirage durch das Time Magazin
  • Schaffung des Siegfried and Roy Golden Lion Awards für Magier
  • eigene Bronzestatue im Mirage

Zeitlebens nahm Roy seinen weißen Tiger in Schutz

Niemand kann sagen, welche Meilensteine und Rekorde Siegfried und Roy noch hätten aufstellen können, wenn es nicht am 3. Oktober 2003 bei einer ihrer Shows zu einem tragischen Unfall gekommen wäre. Bis heute ranken sich Legenden um diesen Vorfall. Feststeht, dass Roy an diesem Abend, sein 59. Geburtstag, während der Show stürzte und sich der weiße Tiger mit dem Namen Mantacore auf ihn zu bewegte, ihn am Nacken packte und aus der Manege zerrte. Hierbei zog sich Roy zahlreiche Verletzungen am Kopf zu, die zu Schlaganfällen führten und er seit dem halbseitig gelähmt war. Während einige hier einen reflexhaften Angriff auf einen daniederliegende Beute ausmachten, nahm Roy seinen Tiger Mantacore zeitlebens in Schutz. Seiner Darstellung nach sackte der Magier aufgrund eines Schlaganfalls zusammen und erst dann versuchte die Raubkatze, ihn mit einem typischen Nackengriff in Sicherheit zu bringen. Trotz der verursachten halbseitigen Lähmung und dem Ende von Siegfried und Roy auf den Showbühnen in den Casinos von Las Vegas, kümmerte sich die beiden Magier liebevoll bis zum Tod von Mantacore um den Tiger. Zum Abschied im Jahr 2014, Mantacore starb im stolzen Alter von 17 Jahren, nannte ihn Roy trotz der tragischen Historie seinen Bruder und Freund. Am 8. Mai 2020 folgte ihm nun sein Besitzer aufgrund einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus.

Trotz dessen die weißen Tiger und Löwen in den Jahrzehnten als das Showelement betrachtet werden können, welches Siegfried und Roy erst zu Megastars machte, setzen sich die beiden zeitlebens für die seltenen Arten ein. In der Vergangenheit initiierte das Magierduo zahlreiche Zuchtprogramme in Deutschland und anderen Ländern diverse Zuchtprogramme, um die extrem vom Aussterben bedrohten Raubkatzen der Nachwelt zu erhalten.

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