
Als erster Lieferant für Online Casinos erhält Playtech, der Hersteller von Spielautomaten, das neue Spielerschutz-Zertifikat von GamCare. (Bildquelle: playtech.com)
Bislang war Playtech vor allem durch seine herausragenden Spielautomaten wie die Age of the Gods Reihe oder seine innovativen Live Casinos Games wie das neue „The Money Drop live“ bekannt. Nun allerdings scheint auch noch das Thema Kampf gegen die Spielsucht in positiver Manier dem eigenen Image hinzugefügt werden zu können. Wie Playtech jetzt mitteilte, wurde der Hersteller in Großbritannien als erster Lieferant mit dem Spielerschutz-Zertifikat der Organisation GamCare ausgezeichnet. Ist damit die Wandlung vom Saulus zum Paulus der Glücksspielbranche in kürzester Zeit abgeschlossen, nachdem gegen den Spielautomatenhersteller noch im letzten Jahr schwere Vorwürfe nach den Selbstmord eines VIP-Kunden in einem Playtech Casino erhoben wurden?
GamCare lobt mit Spielerschutz-Zertifikat die Wandlung von Playtech
Als erster Lieferant von Automatenspielen, Live Dealer Games und Casino-Software hat Playtech das neue Spielerschutz-Zertifikat von GamCare erhalten. Die gemeinnützige Organisation in Großbritannien hat sich seit vielen Jahren dem Kampf gegen die Spielsucht und ihre Auswirkungen verschrieben. Nachdem über viele Jahre vor allem Betreiber von Online Casinos und Buchmacher beim Thema Spielerschutz im Fokus standen, will GamCare nun auch Anreize für die Hersteller liefern und somit direkt an der Quelle von Glücksspielen ansetzen. Mit der neuen Spielerschutz-Zertifizierung von GamCare können Entwickler wie Playtech in Zukunft zeigen, dass sie bereits bei der Entwicklung und Produktion ihrer Slots, Live Casino Spiele und anderer Genre das wichtige Thema ernst nehmen. Damit jedoch ein Entwickler und Lieferant überhaupt mit solch einem Siegel werben darf, müssen diese sich einer strengen Überprüfung vonseiten der gemeinnützigen Organisation unterziehen. Diese nimmt sämtliche Prozesse innerhalb des Unternehmens in Bezug auf Spielerschutz unter die Lupe und befragt zudem Manager und Angestellte. Bei Playtech stachen hierbei drei große Bereiche positive hervor, weshalb GamCare dem Spielautomatenhersteller als ersten Lieferanten in Großbritannien überhaupt diese Spielerschutz-Zertifizierung überreichte. Zum einen wurde die neue nachhaltige Geschäftsstrategie „Sustainable Success“ gelobt und zum anderen die Einrichtung eines externen Beratergremiums innerhalb von Playtech hervorgehoben. Besonders beeindruckt hat jedoch GamCare der dritte Bereich mit dem Namen Playtech Protect. Hierunter bündelt der Spielautomatenhersteller seit 2018 alle Bereiche unter dem Gesichtspunkt des Spielerschutz. Hierzu gehören beispielsweise die gesamte Technologie und deren Entwicklung, die eigenen Dienstleistungen für die Kunden sowie weitere Spielerschutzmaßnahmen wie BetBuddy.
Für die Spielerschutz-Zertifizierung nahm GamCare auch die gesamte Unternehmenskultur bei Playtech von Managern bis hinunter zum einfachen Angestellten unter die Lupe. Wie stark ist das Thema Spielerschutz in der Entwicklung, in den Arbeitsabläufen, den Anweisungen des Führungspersonals oder der gesamten Geschäftsstrategie präsent, waren beispielsweise wichtige Fragestellungen. Zusätzlich untersuchte GamCare zudem den Prozess des Designs und der Entwicklung neuer Glücksspiele und inwieweit hier zu Beginn Maßnahmen zu Eindämmung des problematischen Spielverhaltens bereits einfließen. Hierzu erklärte Hayley Jane Smith, Head of Safer Gambling Standards bei GamCare: „Playtech wurde für seine in Großbritannien lizenzierten Casino-Produkte und seinen Plattformbetrieb mit Advanced Level 2 von insgesamt 3 unseres B2B-Standards ausgezeichnet. Dies geschah, da das Unternehmen einen klaren Fokus auf die Fortsetzung der angestoßenen Entwicklung und Verbesserung seines Konzepts für ein sichereres Glücksspiel in Bezug auf Produkte legt, die an Glücksspielanbieter geliefert werden. Der Fokus von Playtech auf sichereres Glücksspiel wurde durch eine eingehende Überprüfung der Governance, des Produktdesigns, der Innovation und der Mitarbeiterschulung sowie mit der Durchführung von Interviews mit Mitarbeitern und Management auf allen Ebenen getestet. Wir freuen uns darauf, weiterhin mit Playtech an der Weiterentwicklung seines Ansatzes für sichereres Glücksspiel und der Bewertung seiner anderen B2B-Geschäftsaktivitäten zusammenzuarbeiten.“
Die Aufpolierung des Images kommt dem Spielautomatenhersteller gelegen
Gerade einmal etwas mehr als ein Jahr vor der Erlangung des Spielerschutz-Zertifikats durch GamCare stand Playtech in Großbritannien noch mächtig am Pranger und dies sowohl in der Öffentlichkeit wie auch bei der Politik des Landes. Der Spielautomatenhersteller hatte mit einem legalen, aber durchaus als windig zu bezeichnende Trick versucht, sich aus einer gewissen Verantwortung für einen Selbstmord eines Kunden im eigenen Playtech Casino zu stehlen. Über seine Tochtergesellschaft PT Entertainment Services betrieb der Glücksspielkonzern in Großbritannien über viele Jahre eigene Internetcasinos und nahm es mit dem Spielerschutz anscheinend nicht so genau. So wurden laut einer Untersuchung der UKGC zum Selbstmord eines Kunden „gravierende, systematische Mängel aufgedeckt. Dem extrem spielsüchtigen Kunden wurden noch 5 Stunden vor seinem Suizid vom Betreiber des Playtech Casinos ein Casino Bonus angeboten. Zuvor konnte er in nur 5 Tagen mehr als 100.000 Pfund verlieren, ohne dass überhaupt geprüft wurde, ob sich dieser die Summe überhaupt leisten konnte. Eine vernünftige Kontaktaufnahme fand ebenfalls vonseiten PT Entertainment Services nicht statt.
Anstatt nun als Besitzer des Betreibers für die eigenen Mängel geradezustehen und Verbesserungen zu geloben, liquidierte Playtech einfach seine Tochterfirma und gab die Online Casino Lizenz an die UKGC zurück. Mit dieser legalen Vorgehensweise entging der Spielautomatenhersteller zugleich der von der Glücksspielaufsichtsbehörde auferlegten Strafzahlung in Höhe von rund 3,5 Millionen Pfund. Nur wenige Tage nach dem Bekanntwerden dieses Vorfalls und einer medialen und politischen Entrüstung entschuldigte sich Playtech schließlich öffentlich und bezahlte die Geldbuße. Der damals angerichtete Imageschaden scheint nun rund 15 Monate später mit dem Erhalt der GamCare Spielerschutz-Zertifizierung für Playtech wohl einigermaßen ausgestanden zu sein. Seitdem hat der Glücksspielkonzern tatsächlich viel in seinen Strukturen geändert, was jedoch wohl hauptsächlich mit zwei Faktoren zusammenhängt und alle Hersteller gleichermaßen betrifft. In den letzten zwei Jahren haben viele Regulierungsbehörden ihre Anforderungen an den Spielerschutz massiv erhöht und zum anderen wird das Thema immer mehr zu einem Verkaufsargument. Sichere und seriöse Online Casinos und sichere Glücksspiele werden immer stärker nachgefragt und Spielerschutz wird zu einem immer entscheidenderen Argument für eine Anmeldung. Vor diesem Hintergrund ist die Wandlung von Playtech vom Saulus zum Paulus immerhin nachhaltig und nicht nur ein reines Marketinginstrument.
Für Richard Bayliss, den Senior Regulatory Affairs and Compliance Manager bei Playtech, ist das Spielerschutz-Zertifikat von GamCare natürlich eine enorm wichtige Auszeichnung für das eigene Image. Er erklärte hierzu: „Durch unsere branchenführenden Produkte und Dienstleistungen haben wir immer eng mit unseren Lizenznehmern zusammengearbeitet, um die Industriestandards für verantwortungsvolle Geschäfte und sichereres Glücksspiel zu erhöhen. Seit 2018 haben wir unseren strategischen Fokus verstärkt, indem wir mit Akademikern, Wohltätigkeitsorganisationen und Vordenkern innerhalb und außerhalb des Glücksspielsektors zusammenarbeiten, um unsere Verpflichtungen für nachhaltigen Erfolg zu erfüllen. Wir sind sehr stolz darauf, das erste B2B-Unternehmen zu sein, das die B2B-Akkreditierung für sicheres Glücksspiel von GamCare erhalten hat, und wir freuen uns, dass GamCare unsere Bemühungen anerkannt hat, sichereres Glücksspiel in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten zu stellen. Wir wissen, dass wir uns weiterhin selbst herausfordern und mit anderen zusammenarbeiten müssen, um neue Produkte und Lösungen zu identifizieren und zu entwickeln, um die Bedürfnisse von Kunden, Lizenznehmern und Aufsichtsbehörden zu erfüllen.“
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