Zwischen Novomatic und Österreich knirscht es gewaltig, denn nun kündigt der Konzern trotz millionenschwerer Dividende Entlassungen an. (Bildquelle: pixabay by geralt)
Das Tischtuch zwischen Novomatic, dem Hersteller der bekannten Novoline Spielautomaten und dem Heimatland Österreich scheint wohl endgültig seit dem Ausbruch des Ibiza-Skandals zerrissen zu sein. Überliefert ist die frei wiedergegebene Aussage des Gründers und Besitzers, dass Österreich zwar nur einen Bruchteil des Umsatzes generiert, dafür jedoch den Großteil der Probleme verursacht. Dass Novomatic nun seinen Ankündigungen, dem Heimatland in einigen Bereichen den Rücken zukehren zu wollen, auch Taten folgen lässt, zeigen die geplanten Entlassungen, trotz der zuvor ausgezahlten millionenschweren Dividende an den Besitzer Johann Graf.
120 Entlassungen bei Novomatic trotz 50 Millionen Euro Dividende
Einige Mitarbeiter bei Novomatic dürften so langsam ins Grübeln kommen, was die vollmundigen Worte vor einigen Monaten über den Zusammenhalt in der Coronakrise vonseiten ihres Arbeitgebers wirklich wert waren. Denn wie jetzt bekannt wurde, stehen 120 Entlassungen von Mitarbeitern im Hauptsitz in Gumpoldskirchen an, trotz einer zuvor ausgezahlten horrenden Dividende in Höhe von 50 Millionen Euro. Diese hatte sich Besitzer Johann Graf laut österreichischen Medien am 30. April 2020, dem Höhepunkt der ersten Krise, genehmigen lassen. Pikant war damals schon an diesem Vorgang, dass der Glücksspielkonzern und Hersteller der beliebten Novoline Spielautomaten fast gleichzeitig nahezu die gesamte Belegschaft in Kurzarbeit schickte. Die damals daraus resultierende Entrüstung vonseiten der Politik, die Kosten für die Mitarbeiter in der Krise auf den Steuerzahlen abzuwälzen und sich gleichzeitig fürstliche Gelder auszahlen zu lassen, scheinen Johann Graf kaum interessiert zu haben. Anders ist der neuerliche Schritt mit Entlassungen von Mitarbeitern trotz der vorherigen millionenschweren Dividende nicht zu erklären. Womöglich will Johann Graf sogar noch einmal aus Österreich so viel möglich herausholen, dem Land, welches seinem Glücksspielkonzern wohl seiner Auffassung nach im Ibiza-Skandal und mit all den Ermittlungen so übel mitgespielt hat. Die vor Jahren in der Bankenkrise geprägte Phrase über Gewinne, die privatisiert und Verluste, die sozialisiert werden, scheint in diesem Fall ebenfalls für Novomatic sowie das Gebaren von Johann Graf zu gelten. Andere große Glücksspielkonzerne wie beispielsweise Gauselmann haben zwar ebenso bis zu einem gewissen Punkt Kurzarbeit in Anspruch genommen, aber Entlassungen vermieden und vor allem nicht gleichzeitig dem eigenen Unternehmen wichtiges Kapital in der Krise entzogen.
In diesem Zusammenhang muss sich auch die Politik in Österreich kritischen Fragen stellen, warum Staatshilfen in der Coronakrise nicht an bestimmte Auflagen gebunden wurden. Warum können Konzerne wie Novomatic eine Dividende in Höhe von 50 Millionen Euro in der Coronakrise auszahlen und gleichzeitig Kurzarbeit für fast alle Mitarbeiter beantragen? Warum müssen Unternehmen diese Hilfen nicht zurückzahlen, wenn es zu Entlassungen von Mitarbeitern kommt?
Der Denkzettel für Österreich
Nicht erst mit den Veröffentlichungen im Zuge des Ibiza-Skandals wird die enge Verflechtung zwischen Novomatic und der österreichischen Politik offensichtlich. Manche Politiker traten sogar ungeniert nach ihrer politischen Karriere offen für die Interessen des Novoline Spielautomatenherstellers ein. Eva Glawischnig von den den Grünen sowie der ehemalige Kanzler der SPÖ Alfred Gusenbauer sind hier nur zwei Beispiele. Im Zuge des Ibiza-Skandals scheint jedoch nun erstmals Novomatic deutlich unter Druck zu geraten und vor allem die Opposition beleuchtet jede Ecke des großen Netzwerks zwischen dem Glücksspielkonzern sowie der Politik. All dies führte dazu, dass Novomatic Anfang Februar 2020 bekannt gab, sich nach und nach stärker aus dem Heimatland zurückziehen zu wollen. Neben dem Verkauf der Anteile an der CASAG, der bereits erfolgt ist und die Sazka Gruppe zum Mehrheitseigentümer machte, betraf dies auch das Automatenspiel. Novomatic gab an, seine gehaltenen Lizenzen für das „Kleine Glücksspiel“ nicht mehr verlängern zu wollen, was einem kompletten Ausstieg aus dem Geschäftsfeld mit kleinen Casinos bedeuten würde. Die nun erfolgenden Entlassungen von 120 Mitarbeitern im Hauptsitz trotz der millionenschweren Dividende zuvor an Johann Graf, sind in diesem Zusammenhang als weiterer Baustein in den Rückzugsplänen zu interpretieren. Womöglich sind sie sogar eine kleine Drohung an die österreichische Politik, dass ein kompletter Rückzug von Novomatic aus dem Heimatland noch viel mehr Entlassungen mit sich bringen könnte. Selbst ein Übersiedeln des Hauptquartiers sowie des steuerrechtlichen Sitzes ist nicht mehr komplett ausgeschlossen, wenn sich Opposition und Medien weiter auf den Glücksspielkonzern einschießen.
Mit den Entlassungen bei Novomatic trotz der Dividende zuvor signalisiert Johann Graf deutlich, dass ihm an einer positiven öffentlichen Meinung im Heimatland wohl kaum noch gelegen zu sein scheint. Mit den 50 Millionen Euro hätten die Kündigungen sicherlich vermieden werden können. So jedoch zeigt sich frappierend, dass die großen Worte über Zusammenhalt und Novomatic-Familie in Zeiten der Coronakrise nicht anderes waren, als leere Worthülsen zur Imagepflege.
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