Merkur Gauselmann Verluste 2020

Nach 62 Jahren Wachstum muss Merkur Gauselmann aufgrund von Corona im Jahr 2020 erstmals in der Firmengeschichte Verluste hinnehmen. (Bildquelle: gauselmann.de)

Seit 1957 gibt es die Firma Gauselmann in Deutschland. Als einfacher Automatenaufsteller gestartet, setze spätestens ab 1974 mit dem revolutionären Konzept der Spielothek der Aufstieg zum größten Spielautomatenhersteller und Betreiberin der Bundesrepublik ein. Sämtliche Krisen konnten dem Wachstum nichts anhaben und der Konzern expandierte mit seinen bekannten Merkur Spielautomaten zuerst ins europäische Ausland, dann weltweit und schließlich im neuen Jahrtausend auch ins Internet. Nie hatte dabei Gauselmann mit seiner Marke Merkur in irgendeinem Jahr Verluste einfahren müssen, zumindest bis 2020, dem Jahr, in dem Corona die Welt auf den Kopf stellte.

Corona sorgt in 2020 erstmals für Verluste bei Merkur Gauselmann

Lockdown, Kontaktbeschränkungen und Milliardenschulden sind die großen Schlagwörter, die wohl Historiker rückblickend eines Tages für das letzte Jahr verwenden werden, um diesen weltgeschichtlichen Einschnitt kurz und prägnant zu beschreiben. Hinter diesen drei Wörtern stehen Millionen Schicksale von Menschen und Unternehmen, deren bisherige Welt in kürzester Zeit auf den Kopf gestellt wurde. Wirtschaftlich betrachtet brachten vor allem die Schließungen von Betrieben und Geschäften viele Firmen trotz der staatlichen Hilfen an den Rand des Zusammenbruchs. Wie stark dieser Einschnitt tatsächlich war und noch immer ist, lässt sich für die Glücksspielbranche sehr gut am Beispiel Deutschlands größtem Spielautomatenhersteller aufzeigen. 2020 war das erste Jahr in der 63 Jahre umfassenden Firmengeschichte von Merkur Gauselmann, in dem der Glücksspielkonzern Verluste hinnehmen musste. Zuvor eilte das Unternehmen von einem Rekordjahr zum nächsten. Dank der Struktur als familiengeführtes Unternehmen wurden in den letzten Jahren große Rücklagen gebildet, die zusammen mit Kurzarbeit bis heute Entlassungen von Mitarbeitern verhindern konnten. Doch die Krise, je länger sie anhält, geht zunehmend an die Substanz, weshalb Gauselmann immer stärker für eine Wiedereröffnung der mehr als 700 kleinen Merkur Casinos im In- und Ausland eintritt.

Besonders an der derzeitigen Situation rund um den Lockdown kritisiert Firmengründer Paul Gauselmann die pauschalen Schließungen, ohne dabei auf unterschiedliche Voraussetzungen bei möglichen Hygienekonzepten einzugehen. Da es bereits Regeln für eine Mindestfläche an Quadratmetern pro Geldspielgerät in den Spielhallen gibt, sind hier Abstände von 2 Metern zwischen den Gästen einfach einzuhalten und ständige Desinfektion sowie eine Maskenpflicht würde das Infektionsrisiko extrem senken. Diese Faktoren werden jedoch von der Politik bis heute nicht berücksichtigt, was zu monatelangen Schließungen und somit auch zu erstmaligen Verlusten für Merkur Gauselmann in 2020 führte.

Umsatz um rund 30 Prozent eingebrochen

Als familiengeführtes Unternehmen ist Gauselmann anders als börsennotierte Konzerne nicht zur Veröffentlichung seiner Bilanzen verpflichtet. Trotz dessen gibt der Spielautomatenhersteller zumindest beim Umsatz immer wieder Informationen preis. Wie der Konzernsprecher gegenüber den Medien darlegte, fiel in 2020 der Umsatz von Merkur Gauselmann gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent, was erstmals Verluste bedeutete. Noch 2019 standen hier 2,58 Milliarden Euro und wenn die Umsätze zwischen den Tochterunternehmen noch hinzugerechnet werden, sogar rund 3,42 Milliarden Euro in den Büchern. Bei einem minus von 30 Prozent bedeutet dies einen Rückgang auf nur noch circa 1,8 Milliarden Euro, beziehungsweise 2,4 Milliarden Euro. Obwohl dies natürlich noch immer viel Geld darstellt, sind in den letzten Jahren natürlich ebenso die Kosten und Ausgaben gestiegen. Hierzu zählen Mieten für deutlich mehr Merkur Casinos genauso wie Gehälter für die Mitarbeiter, deren Zahl mittlerweile bei rund 14.000 liegt. Zugleich profitiert das Glücksspielunternehmen nach eigenen Angaben als Großkonzern wenig von den Staatshilfen für Firmen. Diese sogenannten 75-Prozent-Hilfen gelten für Unternehmen dieser Größe nur zum Teil und kompensieren bei Weitem nicht adäquat die Verluste für das Jahr 2020 bei Merkur Gauselmann. Kein Wunder, dass deshalb nur eine Wiedereröffnung der Spielhallen helfen kann. Bereits nach dem ersten Lockdown hatte sich nach anfänglichem Zögern der Kundschaft gezeigt, dass schnell die Umsätze aus dem Vorjahr wieder erreicht werden können. Paul Gauselmann hofft hier auf den 15. Februar, wobei es bislang wenig danach aussieht, dass an diesem Tag die Rückkehr zu etwas mehr Freiheit für Bevölkerung und Unternehmen beginnen wird.

Während in 2020 die beiden Lockdowns erstmals für Verluste in der Firmengeschichte von Merkur Gauselmann sorgten, ziehen bereits für die nähere Zukunft weitere Schwarze Wolken auf. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag werden ab Sommer die Regeln für die Abstände zwischen einzelnen Spielhallen verschärft. Hier erwartet die Branche, dass in einigen Region bis zu 80 Prozent aller Etablissements mit Spielautomaten betroffen sein werden. Dieser enorme Kahlschlag wird auch an Gauselmann und seinen Merkur Casinos definitiv nicht spurlos vorbeigehen.

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