Vor wenigen Tagen veröffentlichte die FIAU von Malta, die Financial Intelligence Analysis Unit, einen interessanten Bericht über die Erfolge im Kampf gegen die Geldwäsche in den letzten beiden Jahren. Das 40-seitige Dokument ist zum einen ein Leitfaden für alle Unternehmen auf der Insel und bietet zum anderen jede Menge praktische Beispiele aus der Vergangenheit, die mögliche eigene Schwachstellen im Risikomanagement aufzeigen. Abgerundet wird das Ganze noch mit einer weiteren Publikation zum Thema Geschäftsrisikobewertung, die einige interessante Fakten zum Glücksspielsektor in Malta und dessen Fortschritt bei der Geldwäscheprävention bietet.
Trotz der Erfolge beim Kampf gegen die Geldwäsche bleibt in Malta noch viel zu tun
In den Jahren 2017 und 2018 musste sich Malta von vielen Seiten vorhalten lassen, zu wenig gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu unternehmen. Den Stein brachten damals verschiedene Verbindungen von Online Casinos mit Lizenz aus Malta zur Mafia in Italien ins Rollen und sorgten für mächtig Wirbel. Einige renommierte Glücksspielunternehmen drohten auf dem Höhepunkt der Krise gar mit einer Abwanderung, wenn die maltesische Politik und die Malta Gaming Authority das Problem nicht in den Griff bekämen. Tatsächlich fruchtete diese Drohung, immerhin macht der Glücksspielsektor fast 13 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel aus und die MGA als Glücksspielaufsichtsbehörde bekam deutlich größere Ressourcen und Befugnisse. Zusätzlich wurde zudem die Zusammenarbeit mit der FIAU, der Anti-Geldwäsche-Einheit, massiv ausgebaut. Wie deren neuster Bericht nun darstellt, zeigen die vor gut zwei Jahren eingeleiteten Maßnahmen so langsam positive Auswirkungen und tragen zur Wiederherstellung des Rufs der Insel bei. In allen Bereichen und Wirtschaftssektoren konnte die FIAU feststellen, dass deutlich mehr Unternehmen die geforderten Geschäftsrisikobewertungen sowie Analysen zu den eigenen Kunden durchführten. Zugleich jedoch mangelt es noch immer zum Teil an der notwendigen Sorgfalt und dem Bewusstsein für Genauigkeit.
Im April 2020 beschloss die MGA in Zukunft eng mit der FIAU beim Thema Kampf gegen Geldwäsche in Malta zusammenarbeiten zu wollen. Hierbei spielt vor allem die Weiterleitung von verdächtigen Transaktionen zwischen den Kunden und den Online Casinos als Lizenznehmer eine besondere Rolle. Im Gegenzug unterstützt die FIAU die MGA mit Informationen über Personen, die als Eigentümer oder Besitzer hinter den Betreibern stehen.
Gespickt mit Beispielen aus dem Leben
40 Seiten umfasst der nun veröffentlichte Leitfaden der FIAU mit dem Titel „Enforcement Factsheet: Common observations across sectors subject to AML/CFT Supervision“. Übersetzt bedeutet der Titel so viel wie „Faktencheck zur Durchsetzung: Gemeinsame Beobachtungen in verschiedenen Sektoren, die AML / CFT unterliegen“ wobei mit AML Anti-Geldwäsche und mit CFT Anti-Terrorfinanzierung gemeint sind. Wie der Titel schon verrät, soll der Leitfaden anhand von praktischen Beispielen Unternehmen eine Hilfestellung bei diesem so wichtigen Thema bieten, immerhin müssen diese nach EU-Recht und nationalen Gesetzten unzählige Vorgaben einhalten. Neben Banken, die mit Abstand die größte Menge an Geldtransaktionen abzuwickeln haben gehören Online Casinos und Buchmacher ebenfalls zu den gefährdetsten Wirtschaftsbereichen. Vor allem Geldwäsche spiel hier eine enorme Rolle. So schildert der Leitfaden beispielsweise einen Fall, in dem womöglich die Organisierte Kriminalität versuchte, über extrem hohe Einsätze auf Sportwetten mit geringem Verlustrisiko Geld zu waschen. Solche ungewöhnlich Wett- oder Einsatzmuster zu erkennen gehört zu einem guten Risikomanagement, welches erst nach einer sorgfältigen Bewertung der Teilbereiche laut FIAU effektiv sein kann. Zum einen betrifft dies die eigene Geschäftsrisikobewertung, in der Online Casino Betreiber, Buchmacher und Banken besonders gefährdet sind. Zum anderen betrifft dies auch die Kundenrisikobewertung, die gerade in Sachen Glücksspiel von besonderer Bedeutung ist.
Der Online Casino Betreiber muss seine Kunden möglichst genau kennen, um herauszufinden, ob Transaktionen, Wetten und Einsätze einem gängigen Muster entsprechen oder von der Norm so abweichen, dass womöglich kriminelle Absichten dahinterstehen. Hierzu ist der Betreiber im Zweifelsfall verpflichtet, Dokumente über die Identität oder die Vermögenslage des Kunden einzuholen. Damit dies jedoch in möglichst vielen Fällen auch funktioniert, bedarf es ebenfalls einer vorherigen Selbstanalyse von Abläufen innerhalb des Glücksspielunternehmens. Welche Algorithmen werden wie eingesetzt, bei welchen Parametern wird Alarm ausgelöst, wie werden Abweichungen recherchiert und wer zeichnet sich für Entscheidungen verantwortlich, sind alles wichtige Fragen, die vorab geklärt sein müssen. Je besser die Vorarbeit, umso geringer sind die Chancen, dass das eigene Online Casino oder die Sportwettenplattform für Geldwäsche benutzt wird. Ein letzter Faktor betrifft noch den geografischen Aspekt. So macht es in Sachen Kampf gegen Geldwäsche für ein Online Casino in Malta einen erheblichen Unterschied, ob der Kunde aus einem EU-Land oder einem Staat kommt, in dem gewisse Sicherheitsstandards im Finanzsektor deutlich geringer ausgeprägt sind. Auch dies muss in der Risikobewertung mit berücksichtigt werden.
Gerade im Bereich Glücksspiel mit Online Casinos und Buchmachern ist für die FIAU von Malta im Kampf gegen die Geldwäsche eine fortlaufende Überwachung des Risikos durch die Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Dies betrifft sowohl die Art und den Umfang der Transaktionen sowie die Informationen zum Kunden. In diesem Bereich hat die FIAU in den letzten beiden Jahren erhebliche Fortschritte bei Glücksspielunternehmen verzeichnet, die viel in neue Überwachungssysteme wie Künstliche Intelligenz investiert haben.
In 2020 deutlich mehr gemeldete verdächtige Transaktionen
Während der Bericht „Enforcement Factsheet: Common observations across sectors subject to AML/CFT Supervision“ als eine Art Leitfaden mit Beispielen für Schwachstellen zu verstehen ist, bietet ein zweiter Bericht schon eher handfeste Daten. Laut „The Business Risk Assessment“ der FIAU, wurden 2020 insgesamt rund 240 Stichproben bei Unternehmen in Malta zu deren Risikomanagement im Kampf gegen die Geldwäsche und Terrorfinanzierung gemacht. Hiervon fanden 27 Überprüfungen bei Buchmachern und Online Casino Betreibern statt. Wie die Financial Intelligence Analysis Unit hierin schreibt, sank die Anzahl an Unternehmen ohne ausreichende Geschäftsrisikobewertung von 21 Prozent in 2019 auf nur noch 13 Prozent in 2020. Durch diesen enormen Fortschritt lag der Anteil an Firmen in der Glücksspielbranche ohne BRA deutlich unter dem zusammengerechneten Durchschnitt aller Wirtschaftssektoren von 15,2 Prozent. Bei den Banken und Finanzdienstleister fiel der Wert beispielsweise von zuvor 20 Prozent auf nun gerade einmal 6 Prozent sogar noch deutlich stärker ab. Ein weiterer interessanter Fakt betrifft das Erkennen von verdächtigen Transaktionen und Mustern sowie die Sensibilität, diese dann auch entsprechend der MGA oder direkt der FIAU zu melden. Wie stark das Bewusstsein der Betreiber von Online Casinos in Malta beim Thema Kampf gegen die Geldwäsche gestiegen ist, zeigt der enorme Anstieg an solchen Meldungen in Höhe von rund 205 Prozent in nur einem Jahr. Wurden 2019 noch 1.668 Verdachtsfälle gemeldet, waren es im vergangenen Jahr bereits 5.090. In 2021 geht die FIAU sogar von einer noch deutlich höheren Gesamtzahl aus. Wie die FIAU weiterhin mitteilte, kam der Großteil der Meldungen wenig überraschend hierbei aus der Glücksspielbranche von Buchmachern und Online Casino Betreibern.
Für Malta war nach den Skandalen eine deutlich stärkere Gangart im Kampf gegen Geldwäsche von existenzielle Bedeutung, um sich weiterhin als wichtigster Hotspot für das Online-Glücksspiel zu behaupten. Der damalige Reputationsverlust konnte mittlerweile korrigiert werden und dank des Brexits die eigene Position sogar noch gestärkt werden.
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