Mitte Juni dieses Jahres erschütterte ein gewaltiges Beben die Finanz- und Glücksspielbranche auf Malta, denn die globale Einheit gegen Geldwäsche FATF, die Financial Action Task Force, setzte das Land auf die gefürchtete Grauliste. Damit bekam die Insel über Nacht den Status eines unsicheren Gerichtsstands verpasst, ein trauriger Meilenstein, immerhin fand sich zuvor noch kein anderes EU-Land auf dieser „Liste der Schande“ wieder. Seit diesem Ereignis scheint sich Malta jedoch dazu entschlossen zu haben, endlich den Kampf gegen Geldwäsche ernst zu nehmen und erlässt deshalb immer strengere Regeln, die vor allem den Finanzsektor sowie die Glücksspielbranche betreffen. Das neuste wichtigste Sammelwerk ist das aktualisierte Implementierungsverfahren der FIAU, der maltesischen Geldwäschebekämpfungseinheit, auf welches die Malta Gaming Authority ihre Lizenznehmer nun ausdrücklich noch einmal hinweist.
Glücksspielunternehmen in Malta müssen strengere Regeln in Bezug auf Geldwäsche umsetzen
Bereits vor Monaten hat die MGA verkündet, die maltesische Glücksspielaufsichtsbehörde, in Zukunft deutlich enger mit der FIAU, der Financial Intelligence Analysis Unit, zusammenzuarbeiten. Seitdem werden fast wöchentlich immer strengere Regeln für den Kampf gegen die Geldwäsche für sämtliche Unternehmen in Malta erlassen. Traditionell sind jedoch besonders Banken, Finanzdienstleister sowie Online Casino Betreiber und Buchmacher von potenziell illegalen Geldtransfers zum Zwecke der Einspeisung von Schwarzgeldern in den Wirtschaftskreislauf betroffen. Aus diesem Grund weist nun noch einmal die MGA aus Malta ausdrücklich seine Lizenznehmer auf das aktualisierte Implementierungsverfahren der FIAU hin, welches deutlich strengere Regeln in Bezug auf Geldwäsche fordert. Glücksspielunternehmen müssen in Zukunft offenlegen, wem sie tatsächlich gehören und dürfen sich nicht länger hinter Trusts oder anderweitigen undurchschaubaren Firmenkonstrukten verstecken. Die MGA wird somit ab sofort deutlich stärker die Eigentumsstrukturen ihrer Lizenznehmer unter die Lupe nehmen. Des Weiteren müssen auch Firmen deutlich ausführlicher sogenannte Agenten kontrollieren, die beispielsweise Transaktionen im Auftrag von Dritten durchführen. Hierzu zählt die klare Identifizierung und Verifizierung. Für die Online Casino Betreiber und Buchmacher mit einer Lizenz aus Malta oder ihrem Hauptsitz auf der Insel ist auch der nächste Punkt von besonderem Interesse. In Zukunft werden nämlich an den für Geldwäscheangelegenheiten zuständigen Vertreter innerhalb eines Unternehmens deutlich höhere Maßstäbe angelegt. So muss offengelegt werden, ob dieser beispielsweise im Ausland ansässig ist und welche weiteren Aufgaben dieser leistet. Hierdurch sollen potenziell schädliche Abhängigkeiten und Verbindungen festgestellt werden, die Zweifel an der sachgerechten Arbeitsweise des MLRO-Beauftragten aufkommen lassen könnten.
Der letzte wichtige Punkt in den strengeren Regeln im aktualisierten Implementierungsverfahren der FIAU in Malta in Bezug auf Geldwäsche betrifft die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Partnern aus einem Hochrisikogebiet. In Zukunft müssen maltesische Firmen sowohl über die Größe wie auch die Art der Geschäfte mit diesen Partnern Auskunft erteilen und regelmäßig Berichterstatten.
Die Zeit läuft
Für Malta war die Einstufung als unsicherer Gerichtsstand in Bezug auf Geldwäsche im Juni ein herber Schlag in die Magengrube, weshalb nun strengere Regeln für das Überleben des Wirtschaftsmodells des Inselstaates unausweichlich sind. Neben der Bauindustrie lebt das Land vor allem vom Finanzsektor und von der Glücksspielbranche, die zusammen weit mehr als 30 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmachen. Kein Wunder, dass die Öffentlichkeit und die Opposition in Malta die Einstufung auf die Grauliste der FATF Mitte Juni mit Schrecken zur Kenntnis nahm. Schon jetzt sind die Auswirkungen in vielen Bereich zu spüren. Ausländische Banken und Konzerne überprüfen jede Transaktion bis ins Detail, was zu erheblichen Verzögerungen im Geldfluss führt. Eine komplette Woche für eine einfache Transaktion zwischen Geschäftspartnern sind keine Seltenheit mehr. Während dieser Punkt noch einigermaßen verkraftbar erscheint, berühren andere wiederum das gesamte Wirtschaftsmodell nachhaltig negativ. Laut dem Nachrichtenblatt „The Shift“ haben bereits seit Juli mindestens 45 Unternehmen aus dem Finanzsektor ihre Lizenzen in Malta zurückgegeben und damit faktisch ihren Rückzug aus dem Land verkündet. Darunter bekannte Namen wie die HBM Group oder Customs House Global Fund Services Limited. Ebenfalls sollen weitere Konzerne über ein Verlassen des Inselstaates in den nächsten Monaten nachdenken. Ob es zu einer sich verstärkenden Abwanderungswelle in Malta kommen wird oder nicht, hängt deshalb maßgeblich von der Implementierung strengerer Regeln gegen Geldwäsche ab. Nur mit der Umsetzung aller Kritikpunkte der FATF kann sich der Inselstaat Hoffnung machen, vielleicht schon im nächsten oder wenigstens im übernächsten Jahr von der Grauliste gestrichen zu werden.
Die Einstufung auf die Grauliste der FATF führte in den letzten Monaten noch zu weiteren negativen Entwicklungen für Malta. Großbritannien stufte das Land im Juli ebenfalls in seiner eigenen Liste als Hochrisikogebiet ein, was zu Verzögerungen bei Transaktionen oder gar zur Aufgabe von Geschäftsbeziehungen führte. Viele Glücksspielunternehmen sind sowohl in Malta wie auch in Großbritannien aktiv, was zu jeder Menge Sand im Getriebe führt. Des Weiteren wurde der wirtschaftliche Ausblick für das Land zusätzlich auch noch von der Rating-Agentur Moody’s auf negativ gesetzt.
Trotz Fortschritte liegt noch ein steiniger Weg vor dem Inselstaat
Das nun veröffentlichte aktualisierte Implementierungsverfahren der FIAU von Malta in Bezug auf Geldwäsche ist nur ein Bruchteil, der immer strengeren Regeln, die Malta seit Monaten seiner Wirtschaft vorgibt. Bereits zuvor wurde an vielen weiteren Stellschrauben bereits fleißig gedreht, sehr zum Gefallen der FATF. Marcus Pleyer, der Präsident der Financial Action Task Force, bescheinigte erst vor wenigen Tagen dem Land gute Fortschritte. Zum einen seien deutlich mehr potenzielle Steuerstraftaten an die Polizei übermittelt worden, was zu zahlreichen Ermittlungen geführt hat. Zum anderen wurden ebenfalls die Geldstrafen und Sanktionen gegen Unternehmen deutlich erhöht, die falsche Angaben in Bezug auf Eigentumsverhältnisse von Unternehmen gemacht hatten. Mittlerweile sieht die FATF die Höhe der Strafen als abschreckend genug. Trotz der ersten Erfolge liegt vor dem Land noch ein langer und steiniger Weg, bevor sich Malta Hoffnung machen darf, von der Grauliste genommen zu werden, was immerhin Botswana und Mauritius vor Kurzem gelang. Pleyer skizziert drei wichtige Problemfelder, in denen Malta noch strengere Regeln in Bezug auf Geldwäsche implementieren müsse. Der erste Punkt betrifft die klar nachvollziehbaren Eigentumsverhältnisse bei Unternehmen. Hier hat die FIAU bereits erste Schritte mit dem aktualisierten Implementierungsverfahren unternommen. Der zweite Punkt wiederum betrifft die Nutzung von Informationen und den Datenaustausch bei der FIAU von Malta. Zu guter Letzt bleibt noch die Analysefähigkeit der FIAU in Bezug auf potenzielle Steuerstraftaten sowie möglicher Risiken.
Auch wenn momentan Malta mit der Graulistung zu kämpfen hat, werden die nun strengeren Regeln in Bezug auf Geldwäsche langfristig auch den Online Casino Betreibern und anderen Glücksspielunternehmen im Land zugutekommen. Für den Inselstaat ist die Reputation gerade in so einem sensiblen Wirtschaftsfeld wie dem Glücksspiel von enormer Bedeutung. Eine Verbesserung des regulatorischen Umfelds kann langfristig sogar zu einem Standortvorteil erwachsen. Eine Chance, die Malta nun selbst in der Hand hat.
Hier finden Sie die neuste Version der Grauliste der FATF!
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