Der Corona-Virus infiziert die Börsen

Sitzen alle zu Hause, fürchten sich und zocken? Derzeit sieht es nicht danach aus, aber alle Aktien rasseln derzeit nach unten… (Bildquelle: Pete Linforth auf Pixabay)

Der Corona-Virus schwappte in dieser Woche aus dem asiatischen Raum auf die ganze Welt über. Das hatte drastische Folgen – nicht nur persönlich für alle Menschen, die nun Quarantäne-Maßnahmen befürchten oder über sich ergehen lassen müssen. Nacheinander gingen große Unternehmen an die Presse und gaben Gewinnwarnungen und Umsatzeinbußen bekannt.

Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus werden in die Milliarden gehen und sind abschließend noch gar nicht zu beziffern. Besonders hart hat es die Reise- und Touristik-Branche getroffen. Doch auch die Industrie fürchtet einen Nachfragerückgang und Engpässe in der Lieferkette.

Von den schlimmsten Kurseinbrüchen seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 blieben die Echtgeld-Casino-Aktien nicht verschont. Keinem einzigen Unternehmen gelang eine positive Wertentwicklung. Bei den meisten Casino-Betreibern waren die Verluste gar im deutlich zweistelligen Bereich.

 

Verlierer der Woche: Playtech

Der Spielehersteller mit Sitz auf der Isle of Man veröffentlichte am 24. Februar seine Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr. Der Umsatz stieg um 23 % auf 1,5 Milliarden Euro – trotzdem halbierte sich der Nettogewinn auf 133,6 Millionen Euro. Dabei klangen die Meldungen aus dem Hause Playtech gar nicht so schlecht: Der Umsatz aus dem B2B Geschäft steigerte sich in den Bereichen Sport und Glücksspiel um 15 % im Vorjahresvergleich und das EBITDA der Tochter Snaitech legte um 24 % zu. Dabei sind die Umbaumaßnahmen der Konzernstruktur noch gar nicht abgeschlossen.

Alan Jackson, Vorstand bei Playtech, nahm zu den Zahlen Stellung: „Unser Kerngeschäft im B2B-Glücksspiel wuchs 2019 stark. Zusätzlich machten wir große Fortschritte auf neuen, regulierten Märkten, indem wir neue Kunden gewannen, bestehende Geschäftsbeziehungen ausbauten und innovative Produkte entwickelten. Zusammengerechnet, liegt hier die Basis für unser künftiges Wachstum. In Bezug auf unser B2C-Glücksspielgeschäft hatte Snaitech ein fantastisches Jahr 2019 und gewinnt weiter Marktanteile hinzu. Im zweiten Halbjahr 2019 sicherte sich die Tochter in Italien sogar die Marktführung. Die Stärke unseres breit gefächerten Geschäftsmodells, der Fokus auf einen guten Cashflow und ausgeglichene Bilanzen führt dazu, dass wir heute ein weiteres Aktienrückkaufprogramm mit einem Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro verkünden können. Dieses begleitet die Erhöhung der Dividende für unsere Anteilseigner.“

Für das laufende Jahr sieht Playtech und seine Casinos dicke Wolken am Horizont aufziehen: Das Kundenverhalten hat sich in den letzten beiden Wochen zum Negativen entwickelt. Grund dafür ist das Corona-Virus, das zwei der wichtigsten Märkte sehr stark betrifft.

An der Börse gab es mit dem durchwachsenen Rückblick keinen Blumentopf zu gewinnen. Die Playtech-Aktie verlor in dieser Woche 27 % an Wert und notiert nur noch bei 3,03 Euro. Da konnte auch die Meldung vom Freitag nichts mehr retten, dass Playtech Soft2Bet als neuen Kunden gewinnen konnte.

William Hill berichtet – und bekommt auf den Deckel

Am Mittwoch stellte der britische Buchmacher seine Geschäftszahlen für 2019 vor – diese waren alles andere als erfreulich. Der Gewinn vor Steuern halbierte sich auf 114,7 Millionen Euro, der Gesamtumsatz ging um 2 % auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Der Grund für diese Entwicklung ist, laut William Hill, die neue Wettobergrenze an Automaten in Großbritannien von nur noch 2 Pfund. Bis 2018 konnten Spieler bei stationären Wetten bis zu 100 Pfund setzen. Mit der Schließung von 713 Filialen in Großbritannien gelang es William Hill, den Gewinnverfall abzumildern und die eigenen Prognosen zu schlagen. Ein Lichtstreif am Horizont kommt von der anderen Seite des Atlantiks. Das Geschäft in den USA wuchs um 38 %, nachdem William Hill dort eine neue digitale Plattform eingeführt hatte.

Ulrik Bengtsson, CEO bei William Hill, kommentierte die Ergebnisse: „2019 war ein Jahr des Wandels, in dem wir unser Ziel der weltweiten Diversifizierung mit der Übernahme von Mister Green und dem Wachstum in den USA weiter verfolgten. Der Konzern lieferte eine starke operative Entwicklung, die unsere Schätzungen übertraf und einer verschärften Regulierung trotzte. Unsere Branche entwickelt sich und das bringt große Chancen mit sich, wenn wir unsere Anstrengungen uns neu zu positionieren, nicht aufgeben.“

Apropos Mister Green: Die Tochter machte der Mutter nur wenige Tage nach der Pressekonferenz Sorgen. Weil das Unternehmen gegen Regularien des Spielerschutzes und der Geldwäschevermeidung verstieß, ist es in Großbritannien zu einer Geldstrafe in Höhe von 3 Millionen Pfund verurteilt worden. Der Glücksspielanbieter ist damit bereits der Neunte, der in einer Prüfung der Glücksspielaufsicht negativ auffällt. Seit 2018 verhängte sie insgesamt Strafen in Höhe von 20 Millionen Pfund. Ein konkreter Kritikpunkt, den die Aufsicht vorbrachte, war der folgende Fall: Ein Spieler gewann bei Mister Green insgesamt 50.000 Pfund. Er verspielte jedoch wieder alles und setzte sogar noch mehr Geld. Hier hätte das Unternehmen aus seiner sozialen Verantwortung heraus eingreifen müssen, um dieses selbstschädliche Spielverhalten zu verhindern.

Richard Watson, Vorsitzender der Spieleaufsicht, begründete die Strafzahlung: „Unsere Untersuchung deckte systematische Mängel bei Mister Greens sozialer Verantwortung als auch bei der Abwehr von Geldwäsche auf. Das betraf eine signifikante Anzahl von Kunden aller Plattformen, die das Unternehmen betreibt. Kunden in Großbritannien haben ein Recht darauf, dass es Regeln gibt, die sie dabei unterstützen sicher und legal zu spielen. Wir werden weiterhin gegen Glücksspielanbieter vorgehen, die in diesem Feld versagen.“

Der Aktienkurs von William Hill brach innerhalb von fünf Handelstagen um ein Viertel ein. Die Unternehmensanteile sind damit nur noch jeweils 1,75 Euro wert.

Folgende börsentotierte Casino-Unternehmen werden derzeit von uns beobachtet.

Online Casino Anbieter Marken Börsenplatz / Symbol
William Hill: Online Casinos, Sportwetten William Hill, Mr Green Casino London: WMH
888 Holdings: Online Casinos, Sportwetten, Poker 888Casino, 777Casino, CasinoOnNet London: 888
Bet-at-Home: Online Casinos, Sportwetten Bet-at-Home Frankfurt: BAH
Gaming Innovation Group: Online Casinos, Sportwetten Rizk Casino, Thrills Casino, Guts Casino Stockholm: GIGSEK
GVC Holdings: Online Casinos, Sportwetten, Poker Bwin Casino, Ladbrokes, Party Casino London: GVC
NetEnt: Spielautomaten, Tischspiele, Live Casino NetEnt Spielautomaten, NetEnt Live Casino Stockholm: NET-B
Playtech PLC : Spielautomaten, Tischspiele, Live Casino Playtech Spielautomaten, Playtech Live Casino London: PTEC
Evergreen Gaming Group: Online Casinos Chips Casino, Palace Casino Toronto: TNA
Betsson: Online Casinos, Online Sportwetten Betsson Casino, Betsafe, Casinoeuro Stockholm BETS-B
Evolution Gaming: Live Casino Software (Roulette, Black Jack, Baccarat, etc.) Evolution Gaming Stockholm: EVO
Kindred Group: Online Casinos, Online Sportwetten Unibet, Roxy Palace, 32Red Casino Stockholm: KIND-SDB
Leovegas: Online Casinos, Online Sportwetten LeoVegas Casino Stockholm: LEO
Flutter Entertainment: Online Casino, Sportwetten Paddy Power, Betfair London: FLTR
Gamesys Group PLC Jackpot Joy, Vera&John Casino, Virgin Games London: GYS
Nektan PLC The Online Casino, White Label Casinos London: NKTN

 

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