KW 17/2020: So viel Potenzial, so wenig Möglichkeiten

Was ein Jahr 2020 doch hätte werden können! Die Quartalszahlen zum ersten Quartal dieses Jahres zeigen das ganze Potenzial, das in der Glücksspielindustrie gesteckt hätte, wäre Covid-19 nicht ausgebrochen. (Bild von whekevi auf pixabay.com)

Das Jahr 2020 hätte für die Glücksspielindustrie ein wahres Erfolgsjahr werden können. Mit Übernahmen, Fusionen und Megadeals entstand so viel Potenzial für die Branche, doch all das geht den Bach hinunter wegen Covid-19. Ja, die Pandemie des neuartigen Coronavirus wird irgendwann überstanden sein, aber die Schäden an der Wirtschaft werden bleiben. Und diesen Schäden werden sich auch die Glücksspielunternehmen auf unserer Watchlist nicht entziehen können. Wirklich schade, denn die eintreffenden Quartalszahlen sehen alle richtig gut aus. Die Quartalszahlen für Q2, Q3 und wohl auch Q4/2020 allerdings können wir getrost negativer erwarten. Wie negativ wird sich noch herausstellen.

NetEnt mit Quartalszahlen, die Gutes hätten hoffen lassen

Aber bleiben wir erstmal bei der vergangenen Woche, ehe wir uns mit der Zukunft beschäftigen. Und diese vergangene 16. Kalenderwoche 2020 zeigte, was dieses Jahr bereitgehalten hätte, wäre die Welt nicht einer Pandemie ausgesetzt worden. Da wäre zum Beispiel NetEnt (NetEnt Spielautomaten, NetEnt Live Casino, Red Tiger Gaming). Das schwedische Glücksspielunternehmen konnte im ersten Quartal dieses Jahres satte 518 Millionen SEK aus den Büchern ablesen. Das sind mal eben 100 Millionen SEK mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zu verdanken ist das mitunter auch dem Zukauf von Red Tiger Gaming. Einen weiteren hohen Anteil an der 24 % Steigerung des Umsatzes trägt aber auch die Tatsache, dass die Umsätze in den Online Casinos deutlich gestiegen waren, nachdem Sportwetten und physische Casinos aus den Einnahmen wegbrachen.

Beim EBITDA konnte weder die Übernahme von Red Tiger, noch die steigenden Spielerzahlen in Online Casinos Wunder wirken. 229 Millionen SEK standen so am Ende in den Büchern, was immer noch fantastisch ist, wenn wir den Vorjahreszeitraum ansehen (196 Millionen SEK). Allerdings steckt NetEnt nach wie vor in aufwändigen Umstrukturierungsprozessen und die vollen Auswirkungen von Covid-19 sind in den Quartalszahlen zum ersten Quartal dieses Jahres einfach noch nicht enthalten. Die Zahlen von NetEnt wurden also hauptsächlich durch Umstrukturierungen und den Integrationsprozess von Red Tiger Gaming belastet. Am Ende bleibt für NetEnt ein Gewinn von 82 Millionen SEK nach Steuern, ein Rückgang von 37 Prozent. Dennoch zeigen die Zahlen auch, was alles möglich gewesen wäre 2020. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Zahlen für Q2/2020 außerordentlich ausgesehen hätten, wäre der Coronavirus nicht ausgebrochen.

Für die NetEnt Aktie ging es übrigens zunächst nach oben. Während am 21. April, also einen Tag vor Veröffentlichung des Quartalsberichts, das Papier noch bei 30.44 gehandelt wurde, konnten am Veröffentlichungstag bereits 31.16 gesehen werden. In den darauffolgenden Tagen wollte der Aktienkurs nach oben hin ausbrechen, was den Preis der Aktie kurzfristig auf bis zu 36.34 anhob. Allerdings konnte dieses Niveau bisher nicht gehalten werden und das Papier wird gegenwärtig bei 34.80 gehandelt. Damit ist das erste Hoch des Jahres 2020 vom Februar (30.35) Schnee von gestern, wenngleich eine Korrektur unter diese Marke in den folgenden Tagen denkbar wäre.

Potenzial im Glücksspiel 2020 auch bei Evolution Gaming

Ein weiterer Kandidat in Sachen “das wäre das Potenzial von 2020 für die Glücksspielbranche gewesen”, ist Evolution Gaming (Roulette, Black Jack, Baccarat und mehr). Ja, die Quartalszahlen waren fantastisch. Ja, die fantastischen Zahlen hätten auf ein äußerst positives Geschäftsjahr 2020 schließen lassen. Aber nein, mit Covid-19 und den Folgen für die Wirtschaft im Hinterkopf, kann einfach kein wirklich positives Bild von der Zukunft entstehen. Dennoch ist eine Umsatzsteigerung von 45 Prozent auf 115,1 Millionen Euro fantastisch. Keine Frage. Beim Gewinn nach Steuern verpasste Evolution Gaming sogar nur knapp eine Verdopplung! Ja, das Glücksspielunternehmen steigerte den Gewinn nach Steuern mal eben um 90 Prozent von 28,6 Millionen Euro in Q1/2019 auf jetzt 54,2 Millionen Euro. Bei diesen Zahlen ist die Frage berechtigt, warum die Quartalszahlen für die kommenden Quartale in diesem Jahr schlecht aussehen sollten. Nun, die Antwort kann am Aktienchart der Evolution Gaming Aktie abgelesen werden:

Trotz so fantastischer Zahlen, machte die Aktie des Glücksspielunternehmens einen Satz von 478.26 auf 477.64. Unglaublich aber wahr: die Aktie fiel am Veröffentlichungstag der Quartalszahlen, nachdem zunächst ein Anstieg auf 498.60 zu sehen war. Mittlerweile befindet sich das Papier sogar nur noch bei 460.00. Natürlich ist das immer noch mehr als das erste Hoch dieses Jahres von Februar (424.00), aber die Anleger scheinen dasselbe zu sehen, wie so viele Wirtschaftsexperten in diesen Tagen: Quartalszahlen zum ersten Quartal 2020 beinhalten noch nicht die gesamte Auswirkung der Coronakrise auf die einzelnen Unternehmen. Das bedeutet auch, dass diese Zeit der gesamten Auswirkung der weltweiten Pandemie erst noch kommen wird. Und genau deshalb dürfen wir in den kommenden Quartalen ruhig mit einer gehörigen Portion verringerter Erwartungen an die Beurteilung der Glücksspielbranche herantreten.

Flutter Entertainment markiert ein weiteres Beispiel von viel Potenzial, das gewesen wäre

Eigentlich schade. Für Paddy Power und Betfair Besitzer Flutter Entertainment ging 2020 richtig gut los. Die geplante Fusion mit der kanadischen The Stars Group (u.a. PokerStars) zu einem Megakonzern in der Glücksspielindustrie und das an sich gut laufende Geschäft ließen auf Positives hoffen. Sagen wir es so: die Aktie des Glücksspielunternehmens wird gegenwärtig bei 104.80 gehandelt, was immer noch niedriger ist als das erste Hoch 2020, welches wir im Februar bei 108.95 sahen. Das Papier stieg zwar im Wert am Veröffentlichungstag der Quartalszahlen auf 99.38 an, stieg seither auch weiter, konnte aber mit kurzfristigen 105.30 nicht einmal das Februar-Hoch berühren. Gut, wir müssen natürlich auch beachten, dass Flutter weit mehr vom Wegbruch des Sportwettengeschäfts betroffen war, als NetEnt oder Evolution Gaming. Dennoch: im Quartalsbericht konnte mitgeteilt werden, dass die Fusion mit The Stars Group nun planmäßig zum Ende des zweiten Quartals 2020 abgeschlossen sein soll. Zudem ging es beim Umsatz um 16 Prozent rauf auf 547 Millionen Pfund.

Das alles konnte die Anleger aber anscheinend nicht vollends überzeugen. Auch nicht die Aussicht auf weitere, massive, prognostizierte Umsatzsteigerungen in Q2/2020, wenn erstmals auch die Zahlen von The Stars Group mit in den Quartalsbericht einfließen werden. Die Aktie des PokerStars Besitzer ist übrigens seit 15.03.2020 konstant am Steigen. Nichtsdestotrotz wird auch in den Köpfen der Anleger und Aktionäre die Sorge um die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus sein. Und diese Folgen sind real, wenngleich deren Auswirkungen sich erst noch in den kommenden Quartalsberichten 2020 zeigen werden.

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