Gestern, der 30. Juli 2020, war wieder einmal kein besonders guter Tag für die Anleger der GVC Holdings, nachdem in der britischen Times ein Kommentar über eine mögliche Verwicklung des Konzerns in den Wirecard Skandal erschien. Alistair Osborne, der für das Nachrichtenmagazin schreibt, spekulierte darüber, dass die vor Kurzem ausgeweitete Untersuchung gegen den Online Casino Betreiber mit einer ehemaligen Tochterfirma des Unternehmens zusammenhängen könnten. Hierbei soll es ebenso wieder um das ehemalige Türkeigeschäft gehen, von dem sich die GVC Holdings wegen der Übernahme von Ladbkrokes Coral in der Vergangenheit Hals über Kopf trennte.
Die Times spekuliert über eine Verbindung der GVC Holdings zum Wircard Skandal
Momentan hat die Pressestelle der GVC Holdings jede Menge Arbeit, denn nun steht laut der britischen Time eine mögliche Verstrickung des Online Casino Betreibers mit dem Wirecard Skandal im Raum. Im Zuge der Übernahme von bwin.party digital Entertainment im Jahr 2015 wandert damals auch deren Tochterunternehmen Kalixa Payment Group in den Besitz der GVC Holdings. Kalixa wurde zuvor von bwin-party digital im Jahr 2001 als interner Zahlungsdienstleister für die Transaktionen mit den eigenen Kunden gegründet. 2016 wiederum, nur ein Jahr nach der Übernahme, veräußerte der Online Casino Betreiber den Finanzdienstleister. Alistair Osborne spekuliert nun in seinem Artikel, der sich auf Aussagen einiger Leerverkäufer stützen soll, dass die Kalixa Payment Group auch nach der Veräußerung weiterhin Geschäfte für die GVC Holdings tätigte. Mittlerweile ist der Finanzdienstleister auch als PXP Financial bekannt.
Sofort nach Erscheinen des Artikels von Alistair Osborne rauschte der Aktienkurs der GVC Holdings um fast 10 Prozent in den Keller. Aufgrund des Dementis über die dort angestellten Spekulationen konnte sich der Kurs einigermaßen wieder fangen.
Die ominöse Kalixa Payment Group und die Verbindung nach Singapur
Des Weiteren sieht Osborne eine mögliche Verbindung der GVC Holdings zum Wirecard Skandal über den neuen Besitzer der Kalixa Payment Group, beziehungsweise von PXP Financial. Der Finanzdienstleister gehört nämlich seit dem Verkauf in 2016 der Senjō Group Pte Limited mit Sitz in Singapur. Gegen das Unternehmen laufen momentan Untersuchungen über die mögliche Rolle als „Third Party Acquiring Partner“ in Bezug auf Wirecard und das ominöse Asiengeschäft. Hier brachten die erfundenen 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf philippinischen Treuhandkonten existiert haben sollten, den gesamten Skandal ins Rollen. Die Frage, die sich nun für die britische Steuerbehörde HMRC stellt, die Her Majesty’s Revenue & Customs, ist, ob Kalixa weiterhin Transaktionen für den Online Casino Betreiber durchführte. Hier im speziellen geht es um das Türkeigeschäft, von dem sich die GVC Holdings in 2019 noch vor dem Wircard Skandal trennte. Kurz nach Erscheinen des Artikels in der Times, der leider hinter eine Bezahlschranke verborgen ist, sah sich der Online Casino Betreiber genötigt, eine Pressemeldung zu veröffentlichen. Hierin bestreitet der Glücksspielkonzern, dass die Untersuchungen der HMRC in Zusammenhang mit dem im Artikel von Osborne benannten Finanzdienstleistern stünden. Weiterhin erklärte der Glücksspielkonzern, dass die Untersuchungen von Her Majesty’s Revenue & Customs sich einzig und allein auf das Türkeigeschäft in der Vergangenheit beziehen.
Das damals von der GVC Holdings betriebe Geschäft mit Sportwetten und Online Casinos in der Türkei galt als großer Stolperstein für die geplante Übernahme von Ladbrokes Coral. Glücksspiele über das Internet sind in dem Land eindeutig verboten. Der Besitzer vom CasinoClub verkaufte deshalb das gesamte Geschäft pikanterweise an einen engen Freund vom damaligen CEO Kenneth Alexander, mit dem dieser zudem ein Gestüt für Rennpferde in Schottland betreibt. Kur vor der Bekanntgabe der Ausweitung der Untersuchung gegen den Glücksspielkonzern wegen dem damaligen Türkeigeschäft durch HMRC trat Alexander überraschend nach mehr als 10 Jahren zurück. Ob diese Ermittlungen gegen die GVC Holdings tatsächlich, wie die Times spekuliert, mit dem Wirecard Skandal ebenso in Verbindung stehen, wird wohl erst ein Bericht der Steuerbehörde aufklären.
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