Glatz-Kremsner Vizevorstandsvorsitzende ECA

Trotz laufender Ermittlungen wegen zahlreichen eventuellen Falschaussagen hat die ECA Glatz-Kremsner als Vizevorstandsvorsitzende gewählt. (Bildquelle: europeancasinoassociation.org)

Die ECA, die European Casino Association, hat mit Bettina Glatz-Kremsner eine neue Vizevorstandsvorsitzende. In der letzten Hauptversammlung des Lobbyverbandes wurde sie als zuvor einfaches Mitglied nun zum neuen Stellvertreter ernannt. Bemerkenswert an dieser Personalie ist, dass gerade die Interessenvertretung der europäischen Spielbanken, die sonst immer ihre Gesetzestreue und Vorreiterrolle beim Spielerschutz vor sich hertragen, ausgerechnet die Chefin der CASAG auf diesen Posten befördern. Gegen sie wird schließlich im Zuge des Ibiza-Skandals noch immer mehrfach durch Justizbehörden ermittelt. Die ECA scheint dies jedoch nicht zu stören.

ECA wählt Bettina Glatz-Kremsner zur neuen Vorstandsvorsitzenden

Erstmals in der Geschichte des Lobbyverbandes der europäischen Spielbanken, der ECA, hat dieser mit Bettina Glatz-Kremsner ab sofort eine zweite Vizevorstandsvorsitzende. Nachdem sie bereits seit Anfang letzten Jahres zum Vorstandsmitglied ernannt wurde, folgt nun nur anderthalb Jahre später die Beförderung. Wie die ECA selbst mitteilte, soll die noch amtierende CASAG-Chefin den Verband in Zukunft in der Öffentlichkeit stärker repräsentieren, was auf den ersten Blick nicht unbedingt wie eine gute Idee klingt. In ihrem Heimatland Österreich laufen seit vergangenem Jahr Ermittlungen gegen die ehemalige Vertraute von Kanzler Kurz im Zuge des Ibiza-Skandals. Sollte hier die Ermittlungen vonseiten der Justizbehörden zu einer Anklage führen, könnte dies zu einem nicht zu unterschätzenden Imageschaden für die European Casino Association führen, doch dazu später mehr. Wären nicht die Ermittlungen in Österreich, wäre die Wahl von Bettina Glatz-Kremsner zur neuen Vizevorstandsvorsitzenden durch die ECA eine sinnvolle Reaktion auf die anzugehenden Problemfelder. Die CASAG-Chefin leitete nämlich bislang den Bereich Innovation, der sich mit Neuheiten aus dem Bereich Technologie beschäftigt und wie diese den Spielbanken aus der Coronakrise helfen kann. Hier wäre zum Beispiel der Einstieg der stationären Spielbanken ins Internet mit Online Casinos denkbar. Das Beispiel Schweiz hat eindrucksvoll gezeigt, wie einige Spielbanken im Land mithilfe ihrer Internetangebote trotz Coronakrise enorme Wachstumsraten erzielen konnten.

Diese mögliche Ausweitung der Geschäftstätigkeit, die Bettina Glatz-Kremsner als neue Vizevorstandsvorsitzende innerhalb der ECA anschieben kann, findet sich ebenfalls in der Agenda des Verbands für die nächsten drei Jahre. Hier sind einige wichtige Punkte aufgeführt, mit denen die Auswirkungen der Coronakrise mit monatelangen Schließungen und dadurch extremen Rückgängen bei den Bruttospielerträgen überwunden werden sollen. Zum einen stehen der Kampf gegen das illegale Glücksspiel und Anbieter ohne gültige Lizenz weiterhin im Vordergrund sowie die Förderung der Spielbanken und die enge Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden. Alles typische Lobbyarbeit, um gegenüber der Politik das Bestmögliche herauszuholen und seit vielen Jahren gang und gäbe. Weit interessanter ist da schon der bereits benannte Punkt mit den Online Casinos, der als „Integration von digitalen Glücksspielangeboten in das Portfolio von landgestützten Operationen“ bezeichnet wird. Hierfür ist Bettina Glatz-Kremsner als neue Vizevorstandsvorsitzende geradezu prädestiniert für die ECA. Schließlich verfüg die CASAG als richtiger Sonderfall in Europa in Österreich sowohl über das Monopol bei den stationären Spielbanken, dem Lotto wie auch bei den Online Casinos. Vertreter aus anderen europäischen Ländern wüssten hier sicherlich nur allzu gern, welche politischen Hebel umgelegt werden müssen, um solch einen ungehinderten Cashflow als mehrheitlich privates Unternehmen zu erhalten.

Die neuen und bestätigten Mitglieder im Vorstand der ECA:

  • Per Jaldung – Vorstandsvorsitzender der ECA – wiedergewählt
  • Pascal Camia – Vizevorstandsvorsitzender der ECA – wiedergewählt
  • Bettina Glatz-Kremsner – Vizevorstandsvorsitzende der ECA – befördert
  • Thomas Schenk – Schatzmeister der ECA – wiedergewählt
  • Guido Berghmanns – Vorstandsmitglied der ECA – degradiert
  • Laurent Lassiaz – Vorstandsmitglied der ECA – wiedergewählt
  • Marc Friedrich – Vorstandsmitglied der ECA – wiedergewählt
  • Erwin Van Lambaart – Vorstandsmitglied der ECA – neu
  • Domi De Wilde – Vorstandsmitglied der ECA – neu
  • Tiina Siltanen – Vorstandsmitglied der ECA – neu

Ab nächstem Jahr hat die CASAG-Chefin viel Zeit

In Sachen fachlicher Expertise ist Bettina Glatz-Kremsner über alle Zweifel erhaben, schließlich ist sie bereits seit gut 30 Jahren in leitenden Positionen in der Casinos Austria AG tätig und seit 2019 deren Generaldirektorin. Was der ECA vielmehr sorgen bereiten sollte, sind die umfangreichen Ermittlungen gegen die neue Vizevorstandsvorsitzende Glatz-Kremsner in ihrem Heimatland Österreich in Bezug auf den Ibiza-Skandal. Gleich zweimal wird gegen sie wegen dem Verdacht auf Falschaussage ermittelt und ein weiteres Mal steht dieser Verdacht im Raum. Im ersten Fall ermittelt die WKStA seit dem 30. September 2020 gegen die CASAG Chefin in gleich zwei Punkten, in denen sie in der vorherigen Vernehmung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft die Unwahrheit ausgesagt haben könnte. Zum einen stellte sich heraus, dass ihr Verhältnis zu Thomas Schmid, dem Chef der Beteiligungsgesellschaft ÖBAG weitaus inniger war als angegeben. Ebenfalls kannten sie sich schon deutlich länger, als Glatz-Kremsner es darstellte. Was jedoch noch pikanter ist: Die CASAG-Chefin erklärte in der Vergangenheit keinerlei politische Unterstützung bei der Erlangung des Postens zum Generaldirektor der CASAG erhalten zu haben. Chatverläufe mit Thomas Schmid legen hier jedoch eine andere Version nahe. Zum anderen wiederum ermittelt die WKStA in Bezug auf Falschaussage den Vorfall rund um die Hauptversammlung der CASAG am 20. Juni 2020. Hier hatte die CASAG-Chefin behauptet, nicht in die Bestellung von Peter Sidlo von der FPÖ zum Finanzvorstand der Casinos Austria AG involviert gewesen zu sein. Auch hier lassen die Chatverläufe vom beschlagnahmten Handy von Thomas Schmid Zweifel an der Darstellung aufkommen.

Die zweite Ermittlung wegen Falschaussage gegen die neue Vizevorstandsvorsitzende der ECA Glatz-Kremsner betrifft den Ibiza-Untersuchungsausschuss und dreht sich ebenfalls um die Bestellung von Peter Sidlo. Hier hatte die CASAG-Chefin vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss verkündet, dass sie nie mit Heinz-Christian Strache von der FPÖ über Peter Sidlo gesprochen hätte. Zur Erinnerung: Bis heute vermutet die WKStA geheime Absprachen zwischen Novomatic und FPÖ, bei denen die Bestellung des FPÖ-Mannes Sidlo als Finanzvorstand durch Novomatic für sie eine zentrale Rolle spielt. Nach der Aussage von Glatz-Kremsner hierzu wurde später bekannt, des sehr wohl Kommunikation mit Strache über Sidlo gab und wieder waren es beschlagnahmte Chatverläufe, die dies ans Tageslicht brachten. Nicht nur dankte hierin der ehemalige Chef der FPÖ und zur damaligen Zeit Vizekanzler der CASAG-Chefin für ihre Unterstützung vor der Wahl von Sidlo, sondern ebenso nach der geglückten Installierung des FPÖ-Politikers im Vorstand der Casinos Austria AG. Pikanterweise schrieb die CASAG-Chefin an Strache, dass ihre Unterstützung aus vollster Überzeugung entspringe. Den Stein der Ermittlungen ins Rollen hatte die Partei NEOS gebracht, die Anzeige im vergangenen Oktober erstattet hatte.

Gegen die neue Vizevorstandsvorsitzende der ECA Bettina Glatz-Kremsner gibt es noch einen dritten Vorwurf wegen Falschaussage, der allerdings bislang nicht zu Ermittlungen führte. Dieser wurde erst Anfang Juni dieses Jahres bekannt. Zuerst hatte Glatz-Kremsner abgestritten, in der Vergangenheit sich für Peter Zanoni eingesetzt zu haben, der in Österreich über viele Jahre die Concord Card Casinos für Poker in Konkurrenz zur CASAG betrieb. Später erklärte sie doch an den damaligen Vorstand der CASAG. Dietmar Hoscher die Ausarbeitung eines Novellierungsvorschlags zum Glücksspielgesetz delegiert zu haben. Dieser beinhaltete Vorteile für Zanoni, den Strache damals unterstützte. Diese Bitte wurde zuvor von Hubert Fuchs, dem damaligen Finanzstaatssekretär der FPÖ an Glatz-Kremsner herangetragen, gegen den bis heute ebenfalls ermittelt wird. Er soll am Rand der Glücksspielmesse ICE in London mit Novomatic laut Vermutungen der WKStA den schmutzigen Deal ausgehandelt haben. Interessanterweise ging es im Novellierungsvorschlag um Netzsperren gegen ausländische Online Casino Betreiber, in denen die CASAG durch Glatz-Kremsner einen größeren Vorteil sah als die Zugeständnisse an den Konkurrenten Zanoni. Aufgrund all dieser Vorfälle und Ermittlungen wird Glatz-Kremsner im nächsten Jahr im April ihren Vertrag auslaufen lassen und wird als Generaldirektorin der CASAG damit ausscheiden.

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