Die Europäische Kommission untersucht nun, warum über Jahre nur die belgische Tochter von Ladbrokes im Land Virtual Games anbieten durfte. (Bildquelle: pixabay by Caniceus)
Momentan ist die GVC Holdings wahrlich nicht zu beneiden, zu der die bekannten Online Casinos CasinoClub und PartyCasino sowie die Buchmacher bwin und Ladbrokes gehören. Nicht nur musste der Glücksspielkonzern beim Umsatz im ersten Halbjahr erstmals seit Bestehen wegen Corona ein kräftiges Minus hinnehmen, sonder verlor zugleich auch noch den inoffiziellen Titel des größten Online Casino Betreibers an Flutter Entertainment. Neben der etwas eingetrübten wirtschaftlichen Lage kommen jetzt auch noch regulatorische Probleme hinzu. Der neuste Fall betrifft die Geschäfte von Ladbrokes in Belgien, denn die Europäische Kommission hat nun angekündigt, diese genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Grund hierfür sind womöglich illegale staatliche Beihilfen sowie ein möglicherweise rechtswidriges Monopol bei den Virtual Games.
Die Europäische Kommission untersucht die Virtual Games von Ladbrokes in Belgien
Es ist gerade einmal einige Wochen her, da kündigte die britische Steuerbehörde HMRC an, ihre Untersuchung gegen die GVC Holdings wegen ihrem ehemaligen Türkeigeschäfts ausweiten zu wollen. Dies schickte nicht nur den Kurs der Aktie auf Talfahrt, sondern verunsicherte ebenso die Anleger und Investoren. Nun gibt es auf regulatorischer Seite den nächsten Nackenschlag für den Besitzer vom CasinoClub und von bwin und betrifft Ladbrokes in Belgien. Die Europäische Kommission hat angekündigt, dass Geschäft mit Virtual Games von Derby SA, einer Tochter von Ladbrokes, der letzten Jahren genaustens unter die Lupe nehmen zu wollen. Dies betrifft sowohl den terrestrischen Sektor mit mehr als 300 Wettbüros, in denen Terminals aufgestellt sind, sowie die Sportwettenplattform, auf der ebenfalls Virtual Games angeboten werden. Hintergrund ist eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission zweier Konkurrenten von Ladbrokes, die im alleinigen Anbieten dieses Genres in Belgien mehr oder weniger versteckte Staatshilfen und zugleich Wettbewerbsverzerrung sehen.
Virtual Games sind eine Mischung aus Sportwetten und reinem Glücksspiel. Anstatt auf reale Sportereignisse wie Fußballspiele, Tennis oder Autorennen zu wetten, werden hier Einsätze auf computergenerierte, virtuelle Partien getätigt. Die Ergebnisse werden hierbei durch Algorithmen berechnet. Gerade in der Zeit der Coronapandemie, als fast alle wichtigen Sportereignisse pausierten oder abgesagt wurden, erfreute sich dieses Glücksspielgenre enormer Beliebtheit in den Online Casinos und bei den Buchmachern.
Bekam der Buchmacher ein Monopol frei Haus?
Was die beiden Konkurrenten von Ladbrokes in Belgien so sauer aufstößt und weshalb sie sich an die Europäische Kommission gewandt haben, ist weniger gegen die Marke von GVC gerichtet, sondern vielmehr gegen Belgien. Alles begann im Februar 2014, als Ladbrokes für seine Tochter Derby SA die Genehmigung erhielt, in den eigenen Wettbüros Terminals für Virtual Games aufzustellen und dieses Genre erstmalig anzubieten. Im März 2015 wiederum folgte dann die Erlaubnis dieses Geschäftsfeld ebenso ins Internet auf die eigene Sportwettenplattform auszuweiten. Der Knackpunkt an der ganzen Sache ist jedoch, dass zum damaligen Zeitpunkt Virtual Games im belgischen Glücksspielgesetz überhaupt nicht erfasst waren. Dies wäre an sich kein Problem gewesen, wenn nicht die belgische Glücksspielaufsichtsbehörde den Konkurrenten von Ladbrokes in den Jahren 2015 und 2016 die Genehmigungen für Virtual Games verweigert hätte. Die Begründung bezog sich dabei auf den Punkt, dass Virtual Games im belgischen Glücksspielgesetz nicht vorkommen und ebenso nicht definiert wurden. Warum dann jedoch die Aufsichtsbehörde zuvor nur Ladbrokes Virtual Games erlaubt hatte und durch die Verweigerung der Genehmigungen für die Konkurrenten quasi ein Monopol geschaffen hatte, bleibt ein Rätsel. Da Ladbrokes auch keine spezielle Vergütung für so eine Sondererlaubnis an Belgien entrichtete, wandten sich zwei nicht näher benannte Konkurrenten von Ladbrokes schließlich im März 2019 an die Europäische Kommission. Da deren Mühlen jedoch extrem langsam mahlen, wurde erst jetzt die Untersuchung des ganzen Falls in die Wege geleitet.
Momentan haben sowohl die GVC Holdings mit Ladbrokes und Derby SA sowie das Land Belgien und die beiden Beschwerdeführer Zeit, sich gegenüber der Europäischen Kommission zu äußern. Danach werden weitere Details unter dem Aktenzeichen SA.53630 bekannt gegeben und Ermittlungsergebnisse veröffentlicht. Konkret ermittelt die Europäische Kommission gegen die Tochtergesellschaft von Ladbrokes und Belgien wegen Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht durch ein Monopol sowie wegen versteckter staatlicher Beihilfen.
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