Razzia bei Novomatic

Erneut gab es eine Razzia bei Novomatic. In Zusammenhang mit dem Institut für Sicherheitspolitik von FPÖ-Mann Markus Tschank wurden Büroräume durchsucht. (Bildquelle: pixabay by reportyorym)

Etwas mehr als ein halbes Jahr ist her, da startete die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eine große angelegte Razzia bei Novomatic. Ziel war es, hierbei mögliche Beweise zu sichern, die die vorgebrachten Anschuldigungen, der Glücksspielkonzern soll einen schmutzigen Deal mit der FPÖ eingegangen sein, belegen könnten. Die Ermittlungen zu der ominösen Bestellung von Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG gehen seit diesem Zeitpunkt weiter und werden wohl noch lange Zeit die Behörden beschäftigen. Dies ist jedoch nur ein Teil des ganzen Puzzles rund um die mögliche Einflussnahme des Novoline Spielautomatenherstellers auf die österreichische Politik. Dem zweiten großen Strang bei den Ermittlungen liegen nämlich die Aussagen von Heinz-Christian Strache zugrunde, der im legendären Ibiza-Video behauptete, Novomatic würde an Alle zahlen. Des Weiteren erklärte er der damaligen angeblichen Oligarchen-Tochter weiter, dass der FPÖ Gelder an der Prüfung vorbei über nahe stehende Vereine der Partei gezahlt werden könnte. Die nun erfolgte neuerliche Razzia bei Novomatic sowie beim ISP, dem Institut für Sicherheitspolitik, steht mit diesem zweiten Komplex in Zusammenhang.

Razzia bei Novomatic wegen Verbindungen zum ISP von Markus Tschank

Bereits zum zweiten Mal in sieben Monaten rückte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bei Europas größten Glücksspielkonzern am gestrigen Tag in der Firmenzentrale in Gumpoldskirchen ein. Wie österreichische Medien berichten, interessierten sich die Ermittler vor allem für zwei Abteilungen innerhalb des Unternehmens. Sowohl die Räume und Dokumente der Rechts- als auch der Presseabteilung wurden bei der Razzia bei Novomatic auf den Kopf gestellt. Hintergrund für diese neuerliche Hausdurchsuchung sind mögliche verschleierte Zahlungen an die FPÖ über deren nahe stehendes Institut für Sicherheitspolitik, welches Markus Tschank gehört. Gegen das Institut besteht seit längerer Zeit der Verdacht als Verein für die Geldbeschaffung für Heinz-Christian Strache sowie für die ganze FPÖ gedient zu haben.

Dass die WKStA nun erneut eine Razzia bei Novomatic durchgeführt hat, liegt vor allem an der Verbindung zwischen dem Novoline Spielautomatenhersteller und dem ISP, welches seit Beginn im Fokus der Ermittler steht. Über den Zeitraum von drei Jahren überwies Novomatic dem Institut für Sicherheitspolitik insgesamt 200.000 Euro. Hierfür sollten Expertisen oder Konferenzen für den Glücksspielkonzern erstellt und organisiert werden. Ob hierbei tatsächlich alles mit rechten Dingen vonstattenging und wirklich für die Zahlung eine Gegenleistung erbracht wurde, sollen wohl die nun eingesehen Dokumente der Rechtsabteilung von Novomatic aufzeigen. Gleichzeitige wurde ebenfalls die Pressestelle bei der Razzia bei Novomatic unter die Lupe genommen. Hier dürfte die enge persönliche Verbindung zwischen dem Pressesprecher Bernhard Krumpel und diversen FPÖ-Politikern, die dem ISP nahe stehen, den Hauptgrund darstellen.

Nicht nur aus der Portokasse von Novomatic flossen 200.000 Euro an das ISP. Das Verteidigungsministerium zahlte ebenfalls über den Zeitraum von drei Jahren jeweils 200.000 Euro pro Jahr an das Institut. Sollte sich herausstellen, dass das ISP wirklich als Geldbeschaffungsinstrument der FPÖ genutzt wurde, wären somit sogar Steuergelder über Umwege an die Partei geflossen.

Krumpel, Tschank, Braun und Sidlo – ein Netzwerk zur Selbstbedienung?

Nachdem erst vor einigen Tagen CEO Harald Neumann bei Novomatic das Handtuch in den Ring geworfen hatte, stellt sich zunehmend die Frage, ob womöglich der falsche Mann Konsequenzen beim Glücksspielkonzern gezogen hat. Denn immer wieder führen Untersuchungen und dadurch zutage geförderte Informationen zu einem Netzwerk aus Personen, die sich bereits über viele Jahre kennen und eng mit einander verbunden sind. Einer davon ist Bernhard Krumpel, der Pressesprecher von Novomatic. Dieser soll schon bei der Bestellung von Peter Sidlo in den Vorstand der CASAG eine Rolle gespielt haben. Angeblich soll dieser dem damaligen CEO Harald Neumann den FPÖ-Politiker Peter Sidlo empfohlen haben. Bei der nun erfolgten Razzia gegen Novomatic wegen den Verbindungen zum ISP steht Bernahrd Krumpel erneut im Rampenlicht. Dieser leitete in der Vergangenheit zusammen mit Markus Tschank, dem heute das ISP gehört, die Firma Polimedia. Später kam auch noch Peter Sidlo hinzu, bevor das Uternehmen später aufgelöst wurde. Die Abläufe lassen vermuten, dass sich damals bereits das kleine Netzwerk bildete, dass heute für so viel Ärger bei allen Beteiligten führen könnte.

Interessant an der erneuten Razzia gegen Novomatic sind einige neue Informationen über dieses kleine Netzwerk. Bernhard Krumpel ist beispielsweise ebenso mit 30 Prozent über seine Firma Krumpel GmbH an dem Unternehmen Unlimited Communications beteiligt, einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit. Diese übernahm in der Vergangenheit wiederum Aufträge vom ISP und organisierte mehrere Veranstaltungen. Der Pressesprecher Bernhard Krumpel von Novomatic erhielt somit Aufträge vom Institut von Markus Tschank. Dies ist jedoch bei Weitem nicht die einzige Verbindung in diesem Netzwerk. Markus Braun, ebenfalls FPÖ, ist beispielsweise nicht nur der Kassierer vom ISP, sondern zugleich der Schwager von Peter Sidlo. Außerdem besitzt dieser die Firma Sigma, von der damals Peter Sidlo zur CASAG wechselte. Insgesamt also vier Männer, die sich seit Jahren kennen und miteinander eng verbunden zu sein scheinen.

Sowohl Bernhard Krumpel, als auch Markus Braun und Markus Tschank haben finanziell von den Zahlungen an das ISP sowie deren Leistungen profitiert. Peter Sidlo wurde sogar in den Vorstand der CASAG gehoben, obwohl der externe Personalberater dem neuen Manager die notwendige Erfahrung absprach. Durch die erneute Razzia gegen Novomatic und das ISP wurde zudem publik, dass Markus Tschank das Institut anscheinend wie eine Art Selbstbedienungsladen führte. Hierbei verrechnete dieser fast alle seine Leistungen für das eigene ISP und schnell stellt sich die Frage, ob dies alles rechtlich in Ordnung und moralisch vertretbar war. Unzählige Rechnungen mit zum Teil horrenden Summen für Besuche in Gaststätten wurden genauso abgerechnet wie Beratungsstunden, die von Markus Tschank persönlich durchgeführt wurden. Der Chef des ISP soll sich nach Informationen des Standard zudem einen Stundenlohn von 350 Euro gegönnt haben. Andere Posten, sogenannte Managementgebühren, sollen sich sogar auf 30.000 Euro beziffern. Ärgerlich hieran, dass die Gelder nicht nur von privaten Firmen und Institutionen stammen, sondern ebenfalls aus dem Staatssäckel über das Verteidigungsministerium. Womöglich abgewanderte Steuergelder in die Taschen einer kleinen Gruppe undurchsichtiger Busenfreunde werfen erneut kein gutes Licht auf alle beteiligten Personen in dieser Causa.

Nach dem Abgang von CEO Harald Neumann und der langen Bildungsauszeit von Eva Glawischnig scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch Bernhard Krumpel wohl seinen Job an den Nagel hängen darf oder wird. Im gesamten Netz, welches sich zwischen Novomatic und der FPÖ gesponnen hat, sitzt dieser an einem Knotenpunkt, zu dem viele Wege führen. Dies macht ihn sicherlich in den Augen des Konzerns als Pressesprecher zum Aufpolieren des eigenen, angekratzten Image wahrlich nicht zum geeignetsten Kandidaten.

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