Dividende trotz Kurzarbeit

Novomatic zahlt Gründer Johann F. Graf millionenschwere Dividende trotz Kurzarbeit für Tausende Angestellte. Vonseiten der Politik hagelt es Kritik. (Bildquelle: pixabay by geralt)

Auch wenn so einige Lockerungen in den letzten Wochen das alltägliche Leben in der Krisenzeit rund um das neue Coronavirus wieder erträglicher gestalteten, so wird der Lockdown wohl noch lange seine Spuren hinterlassen. Novomatic in Österreich traf es ebenfalls hart, immerhin mussten sämtliche Casinos, Spielhallen und Wettshops in ganz Europa und nahezu weltweit geschlossen werden. Zugleich wurde ebenso die Produktion der eigenen Novoline Spielautomaten nahezu auf null heruntergefahren. Genau für solche Fälle gibt es auch in Österreich das Modell Kurzarbeit, in dem der Staat einen Großteil der Löhne und Gehälter übernimmt, um somit die Arbeitsplätze zu sichern. Novomatic nahm dies bereits im April für Tausende Angestellte in Anspruch. Jetzt jedoch hagelt es von allen Seiten Kritik an dieser Maßnahme, denn zugleich hat der Glücksspielkonzern beschlossen, dem Eigentümer Johann F. Graf eine fürstliche Dividende trotz Kurzarbeit auszuzahlen.

50 Millionen Euro Dividende trotz dessen 3.200 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden

Mit 2018 und 2019 liegen zwei äußerst ereignisreiche Jahre hinter dem österreichischen Glücksspielkonzern Novomatic. Zwei Jahre zuvor geriet der Novoline Spielautomatenhersteller überraschenderweise in die Roten Zahlen, da sich die in Australien erworbene neue Tochter Ainsworth nicht gerade als Rohdiamant entpuppte. 2019 hingegen gelang der Sprung zurück zum Wachstum und in die Gewinnzone. Hätte nicht in diesen 12 Monaten auch der Ibiza-Skandal um mögliche Korruption seinen Anfang genommen, das letzten Geschäftsjahr hätte ein gutes werden können. Wie nun die österreichischen Medien berichten, hat sich Johann F. Graf für diese beiden eher durchwachsenen Jahre zusammen rund 50 Millionen Euro an Dividende auszahlen lassen. Ein Jahr zuvor waren es gerade einmal noch rund 22 Millionen Euro gewesen. An sich ein normaler Vorgang in der Geschäftswelt, wenn nicht der Beschluss zur Zahlung im März dieses Jahres erfolgt wäre. Bereits Anfang April meldete der Glücksspielkonzern nämlich rund 3.200 Mitarbeiter zur Kurzarbeit an, trotz der zuvor getroffenen Auszahlung über die fürstliche Dividende.

Laut Medien wurde die Dividende in Gesamthöhe von 50 Millionen Euro trotz der Kurzarbeit eines Großteils der Belegschaft am 30. April ausgezahlt worden sein. Dies erfolgt zum einen über die Tochterfirma Novo Invest GmbH und zum anderen über die Novo Swiss AG. Beide Unternehmen gehören zu weitläufig verzweigten Firmennetzwerk im Besitz des Milliardärs.

Es hagelt Kritik aus Medien und Politik

Seit dem Aufkommen des Ibiza-Skandals und den damit einhergehenden Ermittlungen scheint sich ein immer tieferer Graben zwischen Novomatic und dem Gründer Graf auf der einen Seite und dem Heimatland auf der anderen aufzubrechen. Kratzte hier bislang vor allem der Ibiza-Skandal am Image des Novoline Spielautomatenherstellers, könnte sich nun die Auszahlung einer Dividende an Graf trotz Kurzarbeit für die einfachen Angestellten schnell zum nächsten Skandal ausweiten. Der Glücksspielkonzern und Graf selbst müssen sich nämlich einige Fragen gefallen lassen. Warum wurden beispielsweise nicht die 50 Million Euro für die Beschäftigten aufgewendet und hätte somit die Kurzarbeit womöglich verhindert werden können? Warum beschenkte Graf in der Vergangenheit mit Millionenbeträgen seine Führungsmanager und Verwandte von Aufsichtsräten, während die einfachen Angestellten in die Röhre schauen? Schon jetzt ist davon auszugehen, dass diese Fragen schnell aufkommen werden und weder Novomatic noch der Gründer hierbei eine besonders gute Figur machen. Das mittlerweile stark angekratzte, eigene Image wird hierdurch nur noch weiter beschädigt, gerade in diesen Zeiten, wo doch oftmals von allen Seiten der Zusammenhalt beschworen wird. Noch Ende März, als schon die Hauptversammlung die 50 Millionen Euro schwere Dividende trotz folgender Kurzarbeit für Graf beschlossen hatte, sonnte sich der Glücksspielkonzern in Lobliedern. Als Team wären die Mitarbeiter in den schwierigen Zeiten noch enger zusammengewachsen, hieß es. Allerdings hört bekanntlich beim Geld eben die Freundschaft dann doch auf.

Eigentlich sollte ja ein Gesetz in Österreich verhindern, dass Firmen, die Staatshilfen in Anspruch nehmen, keine hohen Boni an Manager oder Dividenden auszahlen dürfen. Allerdings gilt dies nicht für Hilfen wie das Kurzarbeitergeld. Beschlossen wurde das Gesetz, welches nun in Zusammenhang von Auszahlungen einer Dividende trotz Kurzarbeit von der Opposition im Land heftig kritisiert wird, von ÖVP und Grünen. SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer erklärte beispielsweise: „Für Johann Graf hat sich das doppelt ausgezahlt, denn Regelung von ÖVP und Grünen bescherte dem Novomatic-Eigentümer einen Vermögenszuwachs von 50 Millionen Euro. Dazu kommen Zigmillionen an Staatshilfe für die Novomatic.“

Sind die hohen Steuerzahlungen von Novomatic ein Märchen?

Momentan sieht es nicht danach aus, als ob der Graben zwischen Novomatic und Österreich so schnell wieder zugeschüttet werden könnte. Besonders die Medien des Landes schauen mittlerweile mit Argusaugen auf jedes Detail. Im Zusammenhang mit dem Ibiza-Skandal soll sich Johann F. Graf einmal sinngemäß geäußert haben, dass Österreich als kleiner Markt nur geringe Umsätze einbringt, aber hier 80 Prozent des Ärgers auftreten. All dies auch noch vor dem Hintergrund, dass Novomatic ja in der Alpenrepublik zudem noch enorm viel Steuern zahlen würde. Die Zeitung Kontraste hat in Zusammenhang mit der Auszahlung der Dividende an Graf trotz der Kurzarbeit für die Angestellten dies etwas näher beleuchtet. Laut dem Magazin bezahlte Novomatic die letzten Jahre kaum Körperschaftssteuer, aufgrund von unzähligen Verrechnungen von Gewinnen und Verlusten zwischen den diversen Tochtergesellschaften. Im letzten Jahr gab es sogar eine Steuerrückerstattung von 2 Millionen Euro. Wenn also der Novoline Spielautomatenhersteller über seine großen Abgaben redet, scheint dies anscheinend nur die speziellen Glücksspielsteuern zu betreffen, aber eben nicht die Steuern, die alle anderen Unternehmen auch zahlen müssen.

Anfang Februar hatte Novomatic erst seinen Teilrückzug aus Österreich angekündigt. Der Glücksspielkonzern will die auslaufenden Konzessionen in den Bundesländern für das Automatenspiel nicht verlängern. Damit steht das gesamte Geschäft mit kleinen Casinos in Österreich unter der Marke Admiral zum Verkauf oder zu Aufgabe.

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