Im Jahresvergleich sinken die Steuereinnahmen aus der Rennwett- und Lotteriesteuer um rund 40 Millionen Euro im ersten Quartal. Das entspricht einem Rückgang von etwa 5 Prozent. Ausgerechnet die neue virtuelle Automatensteuer ist für diese Entwicklung verantwortlich. Im 1. Quartal 2022 verbuchte die Staatskasse durch Glücksspiel-Einnahmen aus dem Internet mit ihrer neuen Spielautomatensteuer noch Erträge von ungefähr 140 Millionen Euro. Für eine noch junge Steuerart, die zu jener Zeit noch kein Jahr alt war ein gutes Geschäft für den Staat. Ein Jahr später weisen die Daten des Statistischen Bundesamts jedoch deutlich weniger Steuereinnahmen als im Vorjahreszeitraum aus. Deutschland hat in den Monaten Januar, Februar und März 2023 mit virtuellen Automatensteuern nur noch 80,1 Millionen Euro eingenommen, was etwa 57 Prozent des Vorjahresniveaus entspricht.
Virtuelle Automatensteuer in Deutschland gesunken
Die deutschen Bundesländer haben im ersten Quartal 2023 etwa 666,1 Millionen Euro an Glücksspielsteuern (Renn- und Lotteriesteuern) eingenommen, was einem Rückgang von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Verantwortlich für diesen deutlichen Steuerrückgang war vor allem ein Einbruch der Steuern für Online-Spielautomaten um 43 Prozent auf 80,1 Millionen Euro. Der Anteil der Einsatzsteuer auf Online Slots an der Glücksspielsteuer betrug in diesem Quartal 12 Prozent.
Zum Vergleich: Im Steuerjahr 2022 hat die virtuelle Automatensteuer einen Anteil von fast 17 Prozent mit rund 429,7 Millionen Euro an der gesamten Rennwett- und Lotteriesteuer gehabt, die insgesamt beinahe 2,57 Milliarden Euro an Einnahmen für die Staatskasse einbrachte. Hingegen betrug der Steueranteil von Online Slots im 1. Quartal des Vorjahres rund 32 Prozent. Diese gravierenden Unterschiede lassen sich aber auch damit erklären, dass die technische Seite immer noch in der Entwicklungsphase ist.
Außerdem haben legale Online Casinos Deutschland nicht immer parallel pünktlich monatlich ihre Steuerabgaben geleitet, was bedeutet, dass in einigen Monaten mehr eingezahlt wurde, da aus den Vormonaten anteilig virtuelle Automatensteuer mit angeführt wurden. Um die Spielautomatensteuer genau vergleichen zu können, müssen wir vermutlich noch ein bis zwei Jahre abwarten, um mehr Genauigkeit in den Statistiken zu erhalten. Aber: Auch die schon länger präsente Steuer auf Sportwetten sank im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um 3 Prozent auf 111,6 Millionen Euro und machte 17 Prozent der gesamten Rennwett- und Lotteriesteuern aus.
Erklärung: Das virtuelle Automatenspiel wird im Gegensatz zum Geldspielgerät in der Spielstätte oder Gaststätte mit einer Online-Steuer auf Spielautomaten besteuert. Was bedeutet das? Auf jeden platzierten Einsatz am Online Slot werden 5,3 Prozent Spielerautomaten Steuern erhoben. Daraus ergibt sich die durch das Bundesministerium für Finanzen monatlich erfasste Steuerart „virtuelle Automatensteuer“, welche der Rennwett- und Lotteriesteuer untergeordnet ist und deutsche Casinos online abführen.
Auswertung Online-Steuer auf digitale Spielautomaten
In der statistischen Auswertung ist es schon ein wenig auffällig, dass ausgerechnet in den Monaten vor der Vergabe der ersten Online-Glücksspiellizenzen in Deutschland die Steuerabgaben aus den virtuellen Automatenspielen derart hoch waren. Allein der Vergleich März 20200 zu März 2023 weist einen Rückgang und rund 56 Prozent aus. Im Vorjahr verbucht der Staat noch steuerliche Einnahmen aus dem virtuellen Automaten in Höhe von 39,592 Millionen Euro und ein Jahr später sind es nur noch 22,22 Millionen Euro.
In der Zwischenzeit hat sich die White-List der Gemeinsamen Glücksspielbehörde GGL von null auf 31 zugelassene Online Casinos Deutschland (Stand White-List 18.04.23) erhöht. Offiziell gibt es deutlich mehr Glücksspielportale, welche jedoch durch die 31 erlaubten Unternehmen betrieben werden. Allein SkillOnNet hat mehr als zwei Dutzend Domains lizenziert bekommen. In der Folge müssten die Steuereinnahmen doch eigentlich durch die Decke gehen, oder? Schauen wir uns zunächst die monatliche Entwicklung der Online-Steuer auf Spielautomaten an:
Automatensteuer | 2022 | 2023 |
---|---|---|
Januar | 45.995.000 € | 32.710.000 € |
Februar | 55.096.000 € | 25.196.000 € |
März | 39.592.000 € | 22.221.000 € |
April | 41.423.000 € | – |
Mai | 38.060.000 € | – |
Juni | 6.383.000 € | – |
Juli | 32.780.000 € | – |
August | 57.765.000 € | – |
September | 32.703.000 € | – |
Oktober | 26.290.000 € | – |
November | 30.058.000 € | – |
Dezember | 22.426.000 € | – |
Lotterien sind immer noch marktführend
Darüber lässt sich nur spekulieren und natürlich auch ein wenig zwischen den Zeilen der Industrie lesen. Immer wieder bemängeln Interessenvertreter wie der Deutsche Casinoverband sowie der Deutsche Sportwettenverband die mangelnde Unterstützung der Glücksspielaufsichtsbehörde für legale Anbieter. Zumindest medial scheint die Energie gebündelt auf die Jagd nach Zweilotterien zu gehen, denn da gibt es schließlich noch ein staatliches Monopol zu verteidigen. Schließlich machen die Lotterien laut des letzten Jahresreports Glücksspiel 2021 rund 43 Prozent des gesamten Marktes aus.
Etwa 9,4 Milliarden Euro an Bruttospielerträgen verzeichnete der Glücksspielsektor 2021 in Deutschland und davon landeten mehr als 4 Milliarden Euro bei den Lotteriegesellschaften. Dazu kommen noch die Klassenlotterien, Sparlotterien sowie Soziallotterien, die als Lotterien mit geringerem Gefährdungspotenzial einzustufen sind und einen Marktanteil von 12 Prozent innehaben. Somit gelangt über die Hälfte aller Glücksspielerträge und deren Steuern aus den Lotterien. Dahinter reihen sich die Geldspielgeräte ein, wie beispielsweise Merkur Glücksspielautomaten von Gauselmann oder Novoline Automaten von Novomatic in der Gastronomie und in den Spielerhallen.
Dieser Bereich ist fast 2,45 Milliarden Euro wert, was einem Marktanteil von 26 Prozent entspricht. In den Spielbanken werden gerade einmal rund 5 Prozent der Glücksspielerträge in den staatlich konzessionierten Spielbetrieben der Bundesländer erzielt. Wie aus einer Statista Artikel hervorgeht, lebt das Glücksspiel in Deutschland von Lotto und Automaten. Den größten Umsatzanteil am Schwarzmarkt haben jedoch die Online Casinos mit Automatenangeboten aufzuweisen. Generell scheinen die Online-Sportwetten sowie das virtuelle Automatenglücksspiel jedoch im legalen Bereich das schnellste Wachstumssegment zu bilden.
Warum sinken die Steuereinnahmen beim virtuellen Automatenspiel? Das hat vielerlei Gründe, wobei diese sich aufgrund des noch sehr jungen deutschen Online-Glücksspielmarktes nicht genau festmachen lassen. Lesen Sie zur steuerlichen Entwicklung mehr in diesem interessanten Artikel.
Der Online-Glücksspielmarkt befindet sich mitten in der Kanalisierungsphase, wobei sich über die eingeschlagene Richtung nur spekulieren lässt. In Zukunft werden durch mehr erlaubte Anbieter und Steuerdaten genauere Auswertungen möglich sein.
Mit dem folgenden Link zum Bundesministerium für Finanzen können Sie die Aufteilung der Steuereinnahmen für das 1. Quartal 2023 sowie für jeden Monat nach Steuerart einsehen.
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