Momentan erstrahlt die Glücksspielindustrie nicht gerade vor Glanz. Die Politik zirht die Daumenschrauben an, die Mafia feiert auf Malta mit Online Casinos und nun trifft es auch noch Cherry AB. Wie jetzt bekannt wurde, verhaftete die Polizei in Schweden Anders Holmgren am vergangenen Dienstag direkt in seinem Büro in der Firma. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Angestellten, sondern um den Boss höchstpersönlich. Dem Chef des Betreibers zahlreicher Deutscher Online Casinos wie Sunmaker wird vorgeworfen mit Aktien Insider-Geschäfte getätigt zu haben.
Direkt im Büro von Cherry AB klickten die Handschellen
Von diesem Tag dürfte die Büroangestellten von Cherry AB wohl noch lange berichten, dem Tag, an dem ihr Boss Anders Holmgren direkt in der Firmenzentrale von der Polizei in Schweden verhaftet wurde. Schließlich passiert dies nicht aller Tag, in einem der größten Glücksspielunternehmen im Land. Ihm wird vorgeworfen Insider-Geschäft mit Aktien der eigenen Firma getätigt zu haben und könnte zudem den Kurs von Cherry AB in unlauterer Weise beeinflusst haben. Zusammengenommen könnten diese Vergehen Anders Holmgren zwischen 6 Monaten und 6 Jahren Haft einbringen können.
Die schwedische Einheit für Wirtschaftskriminalität untersuchte über längere Zeitraum Aktienkäufe, die vom noch amtierenden CEO und Vorstandsvorsitzenden von Cherry AB getätigt wurden. Diese sollen im vergangenen Jahr, kurz nach einer Gewinnwarnung des Unternehmens durch Holmgren erfolgt seien und Aktien im Wert von etwas mehr als 1 Millionen Euro betreffen. Cherry AB erklärte vor diesen Aktienkäufen, dass die Implementierung vom Online Casino ComeOn schleppender verlaufe als gedacht und somit mit weniger Umsatz und vor allem weniger Gewinn für das gesamte Jahr zu rechnen sei. Und wie immer solchen Fällen reagiert die Börse mit Kursverlusten bei den Aktien von Cherry AB. Diese niedrigeren Kurse soll Anders Holmgren genutzt haben, um preiswerte an die Wertpapiere des eigenen Unternehmens zu kommen. So zumindest sieht es die Schwedische Einheit für Wirtschaftskriminalität. Dabei scheinen die potentiellen Beweise so aussagekräftig zu sein, dass es ausreichte, ihn gleich direkt im Büro von Cherry AB vor allen Angestellten zu verhaften.
Erst seit Anfang letzten Jahres bekleidete Anders Holgren die Position des Geschäftsführers beim Glücksspielunternehmen Cherry AB. Dies geschah aufgrund es überraschenden Rückzugs des damaligen CEO Fredrik Burvall. Anfang diesen Jahres wurde Holmgren zudem noch zum Vorstandsvorsitzenden von Cherry AB ernannt. Seine Wurzel hat er in der Glücksspielindustrie beim Konkurrenten Betsson. Hier war er nicht nur einer der Gründer, sondern ebenfalls Geschäftsführer von 2000 bis 2011.
Hauptsächlich dreht sich alles um die ominöse Gewinnwarnung
Besonders im Fokus bei den Ermittlungen steht die ominöse Gewinnwarnung aus der 2. Jahreshälfte in 2017. Zwar kann es durchaus so gewesen sein, dass die Implementierung des gekauften Online Casinos ComeOn nicht so verlief wie geplant, doch ob dies dies gleich eine Gewinnwarnung rechtfertigt sei dahingestellt. Denn bereits rund ein halbes Jahr später, im ersten Quartal diesen Jahres, veröffentlichte Cherry AB genau das Gegenteil und erklärte, einen großen Gewinnsprung erzielt zu haben. Und so stellt sich natürlich nun die Frage, auch bei den Ermittlern, war dieses starke Ergebnis der hauptsächlich Deutschen Online Casinos um Sunmaker nicht absehbar? Und wenn Ja, warum sollte dann die sich etwas schleppenden Prozesse bei ComeOn so massiven Einfluss auf den gesamten Konzern beim Gewinn haben? Um diese gegenteiligen Aussagen innerhalb von ein paar Monaten von Cherry AB zu verdeutlichen, sind ein paar Fakten interessant. Noch bei den Zahlen für das 3. Quartal senkte das Unternehmen seine Erwartungen beim Umsatz fürs gesamte Geschäftsjahr von rund 2,5 Milliarden SEK auf nur noch 2,2 Milliarden SEK. Ebenfalls wurden die Gewinnerwartungen von vormals 480 Millionen SEK auf 400 Millionen SEK heruntergestuft. Jetzt im ersten Quartal 2018 jedoch pulverisiert Cherry AB quasi permanent die eigenen Erwartungen und überflügelt diese regelrecht. Hier gab es allein beim Umsatz ein Wachstum von 26 Prozent zu verzeichnen. Die Ermittler wiederum fanden ebenfalls heraus, dass der CEO des Betreibers von Online Casinos nur drei Wochen zuvor im größeren Umfang Aktien des eigenen Unternehmens erworben hatte. Für die Behörde sieht es deshalb aus, als Andreas Holmgren tatsächlich Insider-Informationen darüber nutzte, wie die Lage bei Cerry AB wirklich aussah. Zudem steht noch im Raum, eine Gewinnwarnung möglicherweise initiiert zu haben, um mit billigeren Kuren eigene Wertpapiere zu kaufen. Normalerweise sind ja Manager eher dazu geneigt, die eigene Firma in der Öffentlichkeit immer besser darzustellen, Holmgren machte es anscheinend genau umgekehrt.
Der schwedische Konzern Cherry AB gehört europaweit zu den größten und wichtigsten Glücksspielunternehmen im Bereich der Online Casinos. Die Firma betreibt mit der Online Casinos Lizenz aus Schleswig-Holstein auch die beiden ehemaligen Merkur Casinos Sunmaker und Sunny Player. Ebenfalls gehören noch das namensgleiche Cherry Casino sowie das erworbene ComeOn dazu. Neben dem klassischen Geschäft mit Spielhallen und den moderneren Internetcasinos, ist Cherry AB ebenso größter Anteilseigner bei Yggdrasil Gaming, mit mehr als 70 Prozent.
Update vom 26.05.2018
Nachdem vor wenigen Tagen Anders Holmgren, der Boss von Cherry AB, direkt aus dem Büro heraus verhaftet wurde, hat nun ebenfalls das Unternehmen konsequent reagiert. Wie der Betreiber mehrerer Deutscher Online Casinos mitteilte, wurde Anders Holmgren fristlos entlassen. Er wird sowohl auf dem Posten als CEO von Cherry AB, wie auch als Vorstandsmitglied in den Tochtergesellschaften entfernt. Bis ein neuer CEO gefunden wurde, übernimmt Interimsweise Gunnar Lind seinen Posten als Geschäftsführer. Dieser war bereits in den Jahren zwischen 2006 und 2011 schon einmal CEO des Konzerns, bevor er in den Prüfungsausschuss bei Cherry AB wechselte. Des weiteren wurde bekanntgegeben, dass das Amtsgericht in Stockholm mittlerweile Anklage gegen anders Holmgren wegen dem Verdacht auf schweren Insiderhandel erhoben hat.
Zum gesamten Vorfall äußerte sich Morten Klein, der Vorstandsvorsitzender von Cherry AB: „Anders Holmgren hat als CEO von Cherry AB wertvolle Beiträge geleistet, ist aber nicht in der Lage, seine Pflichten zu erfüllen, während er dem Vorwurf schweren Insiderhandels ausgesetzt ist. Der Verwaltungsrat hat heute beschlossen, seine Anstellung als CEO zu beenden. In diesem Zusammenhang wird Anders Holmgren auch seine Aufgaben als Vorstandsmitglied in den Tochtergesellschaften von Cherry aufgeben. Wie bereits angekündigt, fungiert Gunnar Lind als CEO und wird in dieser Position bleiben, um sicherzustellen, dass sich die Gruppe planmäßig entwickelt, bis ein ständiger CEO ernannt wird.“
Hinterlasse einen Kommentar