Über viele Jahre hinweg drangen kaum böse Worte, geschweige denn Skandale aus der Führungsetage des österreichischen Casinos-Monopolisten CASAG an die Öffentlichkeit. Doch seit dem in den letzten beiden Jahren die Eigentümerstruktur innerhalb der Casinos Austria AG durcheinandergewirbelt wurde, ist die Zeit der trauten Verbundenheit und den Gleichklangs wohl erst einmal vorbei. Vor allem die extrem unterschiedlichen Interessen des Mehrheitsaktionärs, die tschechischen Sazka Gruppe und des Staates Österreich stehen hier diametral entgegen. Wie die nun vorgestellten Ideen von Finanzminister Hartwig Löger zur Neuformierung der staatlichen ÖBIB vermuten lassen, könnte der Zwist zwischen den beiden Parteien innerhalb der CASAG wohl noch deutlich zunehmen. Diese lassen sich nämlich durchaus auch als Angriff auf die tschechische Sazka Gruppe verstehen.
Der Staat Österreich möchte in all seinen Beteiligungen gern den Vorsitz im Aufsichtsrat und die Kontrolle
Vor wenigen Tagen stand der amtierende Finanzminister Hartwig Löger der Zeitung „Krone“ Rede und Antwort. Dabei ging es vor allem um die geplante Neustrukturierung der staatlichen ÖBIB, der Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH. In dieser Firma liegen alle Beteiligungen des Staates Österreich an Unternehmen, die als strategisch wertvoll und für das Gemeinwesen als wichtig erachtet werden. In Zukunft soll diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Was jedoch tatsächliche Sprengkraft besitzt, gerade für den Frieden innerhalb der Casinos Austria AG, ist eine äußerst weitreichende Aussage des amtierenden Finanzminister. Gegenüber der Zeitung „Krone“ sagte er nämlich folgendes: „Wir steuern Richtung Österreich AG, wir wollen die ÖBIB-Nachfolgefirma als Aktiengesellschaft aufstellen und wir streben in jedem Aufsichtsrat nach Möglichkeit den Vorsitz an.“ Die kann klar als Kampfansage an die tschechische Sazka Gruppe verstanden werden, dass in Zukunft der Staat Österreich seine Kontrolle über die Casinos Austria AG ausbauen möchte. Ebenfalls wird darüber spekuliert, dass ein Wechsel des Generaldirektors geplant sein könnte, denn der noch amtierende Alexander Labak gilt als Mann der Sazka Gruppe. Zudem hatte er es bereits in seiner kurzer Amtszeit geschafft, sich mit den Mitarbeitern anzulegen und zudem noch die so wichtigen Lottoverkäufer vor den Kopf gestoßen.
Alexander Labak übernahm 2017 die Position des Generaldirektors von Karl Stoss. Sein Vertrag läuft jedoch nur noch bis Ende 2019 und eine Verlängerung ist fraglich. Um die geplante Kontrolle innerhalb der Unternehmen zu übernehmen, an denen der Staat Österreich beteiligt ist, wäre ein eigener Kandidat für die dann anders heißenden ÖBIB notwendig. Hierbei wird jedoch Novomatic mit seinen rund 17 Prozent an der Casinos Austria AG das Zünglein an der Waage spielen.
Die Sazka Gruppe warf den Fehdehandschuh hin und der Staat Österreich hob ihn auf
Bekanntermaßen war der Staat Österreich schon immer ein Freund einer sogenannten „österreichischen Lösung“ für die Casinos Austria AG. Diese hätte auch wunderbar funktioniert, wenn nicht das Kartellgericht den Einstieg von Novomatic im damals geplanten, großen Umfang verboten hätte. Denn wäre dies tatsächlich über die Bühne gegangen, hätten die staatliche ÖBIB und der Hersteller der Novoline Spielautomaten um Book of Ra die deutliche Mehrheit innerhalb des Casinos-Monopolisten gehabt. So jedoch konnte die tschechische Sazka Gruppe ihren Fuß in die Tür bekommen und baut zudem seit Monaten durch Zukäufe von Anteilen ihren Einfluss stetig aus. Allerdings schien dieser Machtausbau den Tschechen vor einigen Monaten ein klein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Anders ist es schwer zu erklären, warum die Sazka Gruppe bei der Hauptversammlung im Juni versuchte mit einem Coup die ÖBIB komplett aus dem Aufsichtsrat zu entfernen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion sollten alle 12 Aufsichtsratsposten neu besetzt werden, ohne dabei den Staat Österreich als Aktionär mit den zweithöchsten Anteilen überhaupt zu berücksichtigen. Eigentlich hätte dieser geplante Coup der Sazka Gruppe sogar gelingen müssen, da Novomatic mit seinen 17 Prozent einer Stimmbindung unterliegt und somit die Pläne der Tschechen hätte mittragen müssen. Der Novoline Spielautomatenhersteller allerdings weigerte sich dem nachzukommen und stellte sich damit auf die Seite der ÖBIB, was ihm allerdings einen Gang vor das Schiedsgericht wegen möglichem Vertragsbruch einbrachte. Allerdings war nun der Fehdehandschuh gegenüber dem Staat Österreich vonseiten der Sazka Gruppe öffentlich in den Raum geworfen. Und den Verantwortlichen bei den Tschechen hätte damit klar sein müssen, dass die Regierung sich dieses Gebaren nicht gefallen lassen würde. Mit der Ankündigung, nun die Kontrolle bei allen Beteiligungen übernehmen zu wollen, ist damit vorerst die passende Antwort übermittelt worden.
Über Jahre herrschte innerhalb der Casinos Austria eine Art Konzens vor, die Geschicke des Konzerns gemeinsam und einvernehmlich zu lenken. Diesen unausgesprochen Vertrag hat die Sazka Gruppe mit ihrem Angriff auf den Staat Österreich jedoch gebrochen. Auf lange Sicht ist hierbei davon auszugehen, das die Regierung am deutlich längeren Hebel sitzt, da diese über Gesetzesinitiativen die Spielregeln bestimmt.
Novomatic und Regierung könnten enger zusammenrücken
Um den Einfluss der Sazka Gruppe zu mindern, könnten in Zukunft Novomatic und der Staat Österreich deutlich enger zusammenrücken, denn Freunde waren die Tschechen und der Hersteller der Novoline Spielautomaten nie wirklich. Unvergessen bleiben hier die monatelangen Streitereien der beiden um den Einstieg bei den Casinos Austria AG. Allerdings dürfte dass Entgegenkommen von Novomatic und die damit verbundene Positionierung gegen die Sazka Gruppe ihren Preis haben. Denn der Bruch der Stimmrechtsbindung, der vor dem Schiedsgericht verhandelt wird, könnte Europas größtem Spielautomatenhersteller teuer zu stehen kommen. Gerade vor dem Hintergrund, diesen möglichen Bruch und damit auch die eventuelle Schadensumme in Kauf genommen zu haben, zeigt, das Novomatic weiß wer in Österreich wirklich das Sagen hat und dies sind nicht die Tschechen. Zuviel hängt für den Glücksspielgiganten vom Wohlwollen der Regierung und Gesetzgebers ab. Seien es mögliche Lizenzen für Casinos, der mögliche Ausbau im Bereich der Online Casinos, Steuer und Abgaben oder Expansionspläne, überall ist Novomatic auf den Staat mehr oder weniger angewiesen. Die Sazka Gruppe wiederum kann nur höhere Gewinne aus CASAG anbieten und dies dürfte bei der Gesamtlage einfach zu wenig sein. Nun bleibt nur noch abzuwarten, wie die Tschechen auf die Pläne von Hartwig Löger und der Regierung reagieren werden.
Für den Chefposten der ÖBIB, der momentan vorübergehend nach dem Rückzug von Martha Oberndorfer durch Walter Jöstl bekleidet wird, ist bereits Frau Bettina Glatz-Kremsner im Gespräch. Sie könnte deutlich den Einfluss bei der CASAG für den Staat Österreich vergrößern, da sie bereits im Vorstand der Casinos Austria sitzt und ebenfalls Mitglied in Aufsichtsrat bei der Casinos Austria International ist. Ebenfalls dürfte sich positiv auswirken, dass Glatz-Kremsner zum Beraterstab des amtierenden Bundeskanzlers Sebastian Kurz gehört.
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