Fast vor genau einem Jahr ließ die FATF, die Financial Aktion Taks Force, in der Glücksspielbranche eine Bombe platzen, indem sie Malta auf die sogenannte Grauliste setze. Länder in dieser Aufstellung gelten als unsicherer Gerichtsstand und unterliegen enormen Kontrollen beim Zahlungsverkehr sowie bei den Maßnahmen im Kampf gegen die Geldwäsche. Seitdem hat Malta in den letzten 12 Monaten große Anstrengungen unternommenen, die eigenen Regularien in den Bereichen Finanzen, Glücksspiel und Kryptowährungen zu verschärfen. Scheinbar mit Erfolg, denn nun wurde Malta von der Grauliste der FATF gestrichen, dafür ist jedoch jetzt Gibraltar in Schwierigkeiten.
Gibraltar ersetzt Malta auf der Grauliste der FATF
Seit Jahrzehnten setzt die internationale Organisation Financial Action Task Force weltweit die Standards in Bezug auf den Kampf gegen Geldwäsche sowie Terrorfinanzierung und überwacht zudem die Länder bei der Einhaltung. Staaten, die gegen die entwickelten Standards verstoßen oder erhebliche Defizite in diesen Feldern besitzen, landen auf der sogenannten Grauliste und Geschäfte mit Unternehmen aus diesen Ländern unterliegen deutlich größeren Kontrollen und Überprüfungen. Aus diesem Grund war der Schock im Juni vergangenen Jahres in Malta groß, als sich das Land offiziell auf dieser unrühmlichen Zusammenstellung fragwürdiger Gerichtsbarkeiten wiederfand. Schnell veröffentlichte die Regierung zu diesem Vorfall eine Stellungnahme und versprach so schnell wie möglich die kritisierten Punkte durch die FATF anzugehen und mit verschärften Gesetzen den Kampf gegen die Geldwäsche zu intensivieren.
Genau wie jetzt bei Gibraltar, dem neusten Zugang auf der Grauliste der FATF, bemängelte die Organisation Defizite bei der Offenlegung von Vermögenswerten und Besitzverhältnissen bei Unternehmen sowie Immobilien in Malta. Ebenfalls musste der Inselstaat sein Vorgehen beim Thema Steuerhinterziehung sowie bei der Weitergabe von Informationen an internationale und ausländische Kontrollbehörden deutlich verbessern. Die nun erfolgte Löschung von der Grauliste zeigt, dass es Malta anscheinend gelungen ist, in den letzten 12 Monaten große Fortschritte zu erzielen und wird nun endlich wieder als seriöser Wirtschaftsstandort betrachtet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Politik in Malta nun die Hände in den Schoß legen kann. Vielmehr wird es weitere Anstrengungen in allen Feldern benötigen, damit die Insel nicht erneut in den Fokus der FATF gerät.
Die Gründung der Financial Action Taks Force geht auf eine Initiative beim Treffen der G7-Staaten im Jahr 1989 in Paris zurück und wurde der OECD angegliedert. Seit Juli 2021 hat Deutschland mit dem Präsidenten Marcus Pleyer den Vorsitz bei dieser Organisation.
Gibraltar steckt nun in der Zwickmühle
Während Malta als wichtiges Drehkreuz im modernen Glücksspiel mit Online Casinos und Sportwetten im Internet nach gut einem Jahr von der Grauliste der FATF gestrichen wurde, befindet sich nun dafür Gibraltar auf dem Papier. Obwohl die Organisation gegen Geldwäsche dem britischen Überseegebiet Fortschritte bei Geldwäsche und Terrorfinanzierung bescheinigt, scheinen diese jedoch nicht ausreichend zu sein, weshalb nun der Druck auf die kleine Enklave deutlich intensiviert wird. Zuerst einmal wurde Gibraltar das Versprechen abgenommen, mit Moneyval zusammenzuarbeiten, um die Wirksamkeit der Maßnahmen im Kampf gegen Geldwäsche zu stärken. Ebenfalls wurde Gibraltar aufgefordert, abschreckende Sanktionen und Kontrollen auch für Unternehmen in Bezug auf Geldwäsche erlassen, die nicht im Banken- und Finanzsektor tätig sind. Diese müssten zwangsläufig zu mehr Ermittlungen und Gerichtsprozessen führen, und die FATF erwartet nichts Geringeres als einen Nachweis darüber.
Wie Gibraltar von der Grauliste der FATF wieder verschwinden kann, dafür dürfte dem Überseegebiet ein Blick nach Malta helfen, denn beide Territorien verfügen über ein ähnliches Wirtschaftsmodell. Kryptowährungen, Finanzinstitute, geringe Steuern und eine große Glücksspielindustrie sind die Lebensadern beider Wirtschaften, die jedoch ein deutlich größeres Risiko in Bezug auf Geldwäsche besitzen als andere Wirtschaftszweige. Nur eine konsequente Verfolgung von Delikten und eine Stärkung der Kontroll- und Justizbehörden wird Gibraltar dabei helfen, von der Grauliste der FATF gestrichen zu werden. Für das Überseegebiet keine einfach Aufgabe, denn die Enklave sieht sich seit dem Brexit mit einer starken Abwanderung von Glücksspielunternehmen konfrontiert. Zwar soll ein neues Glücksspielgesetz in Zukunft Lizenznehmer dazu zwingen, über eine größere physische Präsenz in Gibraltar zu verfügen, doch die nun erfolgte Einschätzung als unsicherer Gerichtsstand ist dabei wenig hilfreich. Schon jetzt hat die Konzession der Enklave deutlich an Wert verloren, da diese nicht mehr für die Europäische Union und damit die meisten Länder mehr Gültigkeit besitzt.
Neben Gibraltar befinden sich noch zwei weitere Staaten aus Europa auf der Grauliste der FATF. Hierzu zählen die Türkei sowie das Land Albanien. Malta hingegen unterliegt nach fast genau einem Jahr nun keinerlei verschärften Kontrollen mehr.
Die Länder unter Beobachtung der FATF!
- Albanien, Barbados, Burkina Faso, Kambodscha, Cayman Islands
- Gibraltar, Haiti, Jamaika, Jordanien, Mali, Marokko, Myanmar
- Nicaragua, Pakistan, Panama, Philippinen, Senegal, Südsudan
- Syrien, Türkei, Uganda, UAE, Jemen
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