„Novomatic zahlt Alle!“ Mit diesem Satz im mittlerweile legendären Ibiza-Video brachte FPÖ-Politiker Heinz-Cristian Strache die wohl umfangreichsten Korruptionsermittlungen in Österreich in den letzten Jahren ins Rollen, die noch heute andauern. Schon längst haben sich für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aufgrund der zahlreichen beschlagnahmten Smartphones diverser Beschuldigter sogar weitere Anhaltspunkte für Fehlverhalten in anderen Bereichen ergeben. Im neuesten Fall dreht es sich einmal mehr um Novomatic, den österreichischen Glücksspielkonzern mit seiner Marke Novoline, der genau wie ÖVP-Politiker aus der Fellner-Kurz-Affäre angeblich dubiose Verbindungen zu einem Medienimperium haben soll. Die Zeitschrift DOSSIER spricht sogar von einer Fellner-Novo-Connection.
Nach der Fellner-Kurz-Affäre richtet sich der Fokus nun auf Novomatic
Bislang konnte die WKStA, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Österreich, dem Glücksspielkonzern keine Bestechung oder unerlaubte Beeinflussung auf die Politik des Landes nachweisen. Nach anfänglichem schweren Vorwürfen, die nach Straches berühmten Satz über den Konzern im Ibiza-Video schnell aufkamen, wurde es in den letzten Monaten deutlich ruhiger um den Spielautomatenhersteller. Vor allem die ÖVP, deren ehemaliger Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie der Chef der ÖBAG Thomas Schmid sorgten plötzlich für Schlagzeilen, die hauptsächlich auf die Veröffentlichungen brisanter Chats letzteren Vielschreibers beruhten. Nun jedoch dreht sich erneut der Fokus und plötzlich richtet sich die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit im Zuge der Fellner-Kurz-Affäre auf Novomatic. Im Zuge der Ermittlungen gelangten weitere E-Mails und Chats in die Hände der Ermittler, die eine womöglich recht enge Verbindung zu den Fellner-Brüdern darstellen, die mit der Tageszeitung Österreich und oe24tv ein großes Medienimperium betreiben. Dem Magazin DOSSIER liegen zahlreiche Nachrichten zwischen Verantwortlichen von Novomatic sowie den Fellner-Brüdern und deren Mitarbeitern vor, die Beschlagnahmungen der WKStA stammen. Hierin geht es zum Beispiel um die vorab erfolgte Zusendung von zu veröffentlichenden Artikeln zu Novomatic an den Glücksspielkonzern. Ganz so, als ob noch einmal nachgefragt werden soll, ob sie den so genehm wären. Eine weitere Nachricht betrifft den Konflikt mit Peter Barthold, der sich seit Jahren zahlreiche Gerichtsprozesse mit Novomatic liefert. Seiner Meinung nach war immer auffällig, dass Novomatic im Nachrichtenblatt Österreich der Fellners durchweg positiv und er durchweg negativ dargestellt wurde. Spekuliert wird nun, ob das fleißige Anzeigenschalten von Novomatic beispielsweise für seine Tochter Admiral Sportwetten die Berichterstattung bei Österreich beeinflusst hätte.
Laut DOSSIER wurde sogar vonseiten Novomatics in einer Nachricht an Helmut Fellner auf die eingestellten Ermittlungen gegen Novomatic nach Anschuldigungen durch Barthold hingewiesen und um eine Berichterstattung gebeten. Dabei handelte es sich bei dem Verweis um eine zuvor veröffentlichte APA-Meldung. Merkwürdigerweise wurde dieser Hinweis nicht wie zu vermuten vonseiten der Pressestelle aus dem Hause Novomatic versendet, sondern vom Verantwortlichen für das Marketing. Dass es sich hierbei um eine Intervention des Glücksspielkonzerns gehandelt haben könnte, wies der Anwalt des Unternehmens entschieden zurück.
Ähnlichkeiten mit den Anzeigen bei Österreich durch das Team Kurz?
Auch wenn darüber spekuliert werden kann, ob die Anzeigen im Nachrichtenblatt Österreich die Berichterstattung über Novomatic zugunsten des Konzerns beeinflusst haben, ist dies nach bisherigen Kenntnisstand nicht sicher. Zu vermuten ist jedoch aus Sicht der WKStA, dass sich die Fellner-Brüder in der Vergangenheit mehr oder weniger haben kaufen lassen. Dies bezieht sich auf die Fellner-Kurz-Affäre, die noch im Oktober vor den nun veröffentlichten Chats und E-Mails mit Novomatic, hochkochte. Hierbei soll die Meinungsforscherin Sabine Beinschab in 2016 falsche Wahlumfragen im Sinne des Teams von Sebastian Kurz erstellt haben, als dieser noch Außenminister war. Sie sollten zum Rücktritt vom damaligen ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner führen und so Sebastian Kurz an die Spitze bringen. Um diese falschen Umfragen mit schlechten Werten für die ÖVP möglichst seriös zu verkaufen, wurde diese schließlich in den Medien der Fellner-Brüder wie Österreich veröffentlicht. Bezahlt wurden diese Umfragen direkt vom ÖVP-geführten Bundesfinanzministerium, indem diese Leistungen innerhalb von anderen Studien versteckt wurden. Die Fellner-Brüder hingegen bekamen für ihre genehme Mitarbeit ebenfalls Tantiemen in Form von Anzeigen. Der angebliche Mastermind hinter diesem sogenannten „Beinschab-Österreich-Tool“ soll laut WKStA Thomas Schmidt sein, der 2016 als Generalsekretär im Bundesfinanzministerium saß. Die bislang veröffentlichten Chats zu dieser Fellner-Kurz-Affäre können durchaus als äußerst belastend bewertet werden und lassen eben auch Spekulationsspielraum, ob die Fellner-Brüder mit Novomatic nicht ebenso umgehen wollten.
Ebenfalls in den veröffentlichten Nachrichten zu Novomatic und den Fellner-Brüdern durch DOSSIER ist von einem geplanten Treffen zwischen den Medienbesitzern sowie Thomas Graf, dm Novomatic-Besitzer und dem damaligen CEO des Konzerns Harald Neumann die Rede. Laut dem Magazin wollten die Brüder dem Gründer des Novoline Spielautomatenherstellers und Milliardär eine Beteiligung an oe24tv schmackhaft machen. Dazu kam es jedoch nie, da sich die Fellner-Brüder über immense Fördergelder unter der ÖVP-Regierung freuen konnten. Seit 2016 sollen rund 10 Millionen Euro an deren Medienkonzern geflossen sein.
Hinterlasse einen Kommentar