Bremer Innensenator Glücksspielwerbung

Ulrich Mäurer von der SPD und Bremer Innensenator würde gern Glücksspielwerbung für Sportwetten verbieten und beschwert sich beim Presserat. (Bildquelle: pixabay by johnhain)

Gerade einmal seit knapp zwei Wochen ist das neue Glücksspielgesetz in Deutschland in Kraft und schon fühlen sich einige Politiker dazu berufen, gegen bestimmte, zuvor hart erkämpfte Punkte im Staatsvertrag vorgehen zu wollen. Ulrich Mäurer, Bremer Innensenator, passt die Berichterstattung der Bildzeitung über die EM sowie Sportwetten überhaupt nicht und am liebsten würde er deshalb wohl die Glücksspielwerbung gleich generell verbieten lassen. Dem Nachrichtenblatt selbst wirft er vor, Sportwetten aus Profitgründen zu verharmlosen und wand sich deshalb nun an den Deutschen Presserat mit einer Beschwerde.

Bremer Innensenator scheint kein Freund der Glücksspielwerbung privatwirtschaftlicher Konkurrenz zu sein

Lange hielt er nicht, der Burgfrieden zwischen den einzelnen Bundesländern beim Thema Glücksspiel und der Legalisierung von Sportwetten und Online Casinos. Mit Ulrich Mäurer, Bremer Innensenator, ist es wieder einmal ein Politiker der SPD, der nun gegen die Glücksspielwerbung ins Feld zieht und damit eine wichtige Säule der Regulierung zum Einsturz bringen will. Ihn stört nach eigenem Bekunden, so die Tagesschau, die mögliche Verharmlosung von Sportwetten durch die größere Berichterstattung zu diesem Thema. Ebenfalls vergleicht er sie mit Drogen und fordert vom Presserat ein Diktat, dass in Zukunft die Medien die Teilnahme an Glücksspielen nicht mehr verharmlosen, ohne dabei zu präzisieren, was für ihn denn nun verharmlosend wäre. Diese Forderung ist Teil einer Beschwerde des Bremer Innensenators an den Presserat zum Thema Glücksspielwerbung, aus der die Tagesschau zitiert. Stein des Anstoßes ist für Ulrich Mäurer die Bildzeitung, die in seinen Augen viel zu positiv und dies auch noch penetrant über Sportwetten berichtet. Der redaktionelle Teil, also die Berichterstattung, ist nicht stark genug von der Werbung für ein Produkt getrennt, so der Vorwurf. Dass dies nicht geschieht, sieht Mäurer darin begründet, dass die Bildzeitung ja mittlerweile selbst in das Geschäft mit den Sportwetten eingestiegen ist. Zusammen mit Betvictor betreibt sie nämlich das Portal BildBet und dürfte deshalb finanzielle Interessen an einer positiven Berichterstattung über diese Glücksspielform haben. Ein vielleicht nachzuvollziehender Vorwurf durch den Politiker, sofern er dies denn auch beweisen könnte.

Laut der Tagesschau weist der Konzern Axel Springer die Anschuldigungen zurück und weißt darauf hin, dass in jedem Bericht auf die Gefahren der Spielsucht eingegangen und sogar auf Hilfsangebote verweisen wird. Des Weiteren sind für den Konzern der redaktionelle Teil sowie BildBet strikt von einander getrennt.

Drogenbeauftragte stellt sogar das Sportsponsoring infrage

Während die Tagesschau darüber berichtet, dass der Bremer Innensenator eine Beschwerde zur Glücksspielwerbung für Sportwetten wegen angeblicher Verharmlosung eingereicht hat, geht der Weser Kurier sogar noch weiter. Angeblich soll Ulrich Maurer sogar für ein komplettes Werbeverbot eintreten, was sämtliche Neuregulierung ad absurdum führen würde. Die Buchmacher und Online Casino Betreiber, die sich an die neuen Regeln in Deutschland halten, sind gegenüber dem Schwarzmarkt schon genug gestraft. Einsatz- und Einzahlungslimits, niedrigere Auszahlungsquoten sowie zahllose Überwachungsdateien treiben seit Monaten die Kunden in Scharen in das illegale Glücksspiel. Würde nun auch noch die Glücksspielwerbung wegfallen, wie es anscheinend Mäurer vorschwebt, könnten die legalen Anbieter sofort ihre Lizenzen zurückgeben. Gegen Anbieter außerhalb von Europa, die sich an all die Regeln überhaupt nicht halten, hätten sie keine Chance mehr auf dem Markt zu bestehen. Ein unglaubliche Abwanderung deutscher Kunden wäre die Folge und das Gegenteil einer Kanalisierung ins legale Spiel erreicht. Wie hierdurch die Mehrheit der Kunden von einem besseren Spielerschutz profitieren soll, was ja auch anscheinend Mäurer antreibt, erschließt sich wohl nur jemandem, dem die Konsequenzen solch einer Regelung nicht bewusst sind. Leider handelt es sich beim Bremer Innensenator zum Thema Glücksspielwerbung nicht um einen Einzelfall, denn Daniela Ludwig, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, schlägt ähnliche Töne an. Die Werbung als Sponsor bei den Fußballvereinen würde beispielsweise dem Jugendschutz entgegenlaufen, heißt es von der Politikerin der CSU. Sie möchte dieses Thema sogar bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz auf den Tisch legen.

Der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer möchte das Thema Glücksspielwerbung ebenfalls in großer Runde anbringen, und zwar beim nächsten Treffen der Innenminister der Länder. Dort könnten ihm die Kollegen aus anderen Bundesländern dann gleich fragen, was dieser Zirkus eigentlich soll, immerhin hat Bremen wie alle anderen Ländern zuvor dem neuen Glücksspielstaatsvertrag sogar unter der Führung der SPD zugestimmt.

Das war doch noch was mit Lotto Herr Mäurer

Laut der Tagesschau will sich der Presserat mit der Beschwerde des Bremer Innensenators zur Glücksspielwerbung im September befassen und es bleibt zu hoffen, dass sich dieser an dem neuen Glücksspielstaatsvertrag orientiert. Dieser erlaubt ausdrücklich das Marketing für Spielautomaten, Poker oder Sportwetten, da dies ein wichtiges Mittel zu Steuerung der Kunden in den legalen Markt darstellt. Ebenfalls sollt sich der Presserat fragen, warum es eigentlich im letzten Jahr keine Beschwerde von Urlich Mäurer gegen die Bremer Toto und Lotto GmbH von seiner Seite aus gab. Es lag doch nicht etwa daran, dass die Stadt Bremen an dem Lottoanbieter beteiligt ist und von dort 2018 und 2019 zusammengerechnet rund 400.000 Euro ins Stadtsäckel flossen? Ebenfalls spielten doch wohl hoffentlich auch die Abgaben an den Landessportbund Bremen oder den Bremer Fußballverband keine Rolle bei der Ungleichbehandlung? Immerhin flossen hier an alle geförderten Vereine in den zwei Jahren fast 4,5 Millionen Euro an finanzieller Unterstützung. Im vergangenen Jahr kritisierte der Bundesrechnungshof die Bremer Toto und Lotto GmbH massiv wegen derer Glücksspielwerbung und stellte sogar Verstöße gegen damaligen Glücksspielstaatsvertrag fest. Bemängelt wurde, dass zum einen mit erheblichen Anreizen zum Kauf von Lottoprodukten durch die Gesellschaft der Stadt gearbeitet wurde. Zum anderen, man lese und staune, hatte die Bremer Toto und Lotto GmbH den Gefahren einer Spielsucht viel zu wenig Raum in der eigenen Werbung eingeräumt. Trotz dieser Parallelen gibt es tatsächlich jedoch zwei kleine Unterschiede gegenüber den heutigen Vorwürfen durch den Bremer Innensenator zur Glücksspielwerbung für Sportwetten und diesen Vorfällen. Damals hatte sich Ulrich Mäurer nämlich durch seine Schweigen hervorgetan, obwohl die Verfehlungen der Bremer Toto und Lotto GmbH sogar durch eine oberste Bundesbehörde festgestellt und nicht nur behauptet wurden.

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