Vor einigen Wochen hatten sich bereits Sportverbände und Vereine in Österreich wenig erfreut über die geplante Glücksspielreform geäußert. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag könnte pro Jahr im Bereich Sponsoring und Werbung wegfallen, sollten die bislang angedachten Pläne tatsächlich umgesetzt werden. Neben dem drohenden Werbeverbot stoßen vor allem die hoch umstrittenen Netzsperren gegen ausländische Online Casinos, die nur der Zementierung des Glücksspielmonopols der CASAG dienen würde, auf wenig Gegenliebe. Um eventuell das drohende Unheil für den Profi- und Breitensport noch zu verhindern, haben sich nun die wichtigsten Sportverbände in Österreich zusammengeschlossen und einen Brandbrief gegen die Glücksspielreform an den Vizekanzler Werner Kogler verschickt.
Die Sportverbände in Österreich als Kollateralschaden der Glücksspielreform zum Wohle der CASAG
Aufgrund des immer noch schwelenden Ibiza-Skandals rund um Novomatic, die teilstaatliche CASAG sowie ÖVP und FPÖ hat die Glücksspielindustrie momentan in Österreich einen extrem schweren Stand in der Politik. Obwohl die möglichen Verfehlungen nur gerade einmal zwei Unternehmen betreffen, sollen nach den Plänen des Finanzministeriums unter Gernot Blümel die Daumenschrauben für alle Firmen angezogen werden. Kein Wunder, dass sich deshalb nun sogar die Sportverbände gegen die geplante Glücksspielreform in Österreich stellen. Neben der unabhängigen neuen Glücksspielaufsichtsbehörde, die von der Industrie begrüßt wird, gibt es nämlich auch Teile in der Neuregulierung, die massive negative Auswirkungen auf den Sport als Ganzes haben werden. Zum einen betrifft dies die geplanten massiven Einschränkungen bei der Glücksspielwerbung und zum anderen die hoch umstrittenen Netzsperren gegen Online Casinos. Interessanterweise würden beiden Punkte weniger dem Spielerschutz dienen, sondern vordergründig der Aufrechterhaltung des Glücksspielmonopols der Casinos Austria AG.
Der CASAG wurde in der Vergangenheit, unter anderem von der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel, immer wieder vorgeworfen, dass deren Glücksspielmonopol nicht dem EU-Recht entsprechen würde. Hierzu legte der Verband Gutachten und Studien der Universitäten München und Wien vor. Der Hauptkritikpunkt war die massive Glücksspielwerbung der Casinos Austria, die nicht nur einzig und allein auf neue Kundschaft abzielt, sondern zudem ebenso das Glücksspiel verharmlost. Dadurch konterkariert die CASAG die Ziele wie den Kampf gegen die Spielsucht, die einzig ein Glücksspielmonopol rechtfertigen würden. Dass das Finanzministerium nun die Glücksspielwerbung massiv einschränken will, dient somit wohl nur dazu, den Gegnern wie der OVWG den Wind in Bezug auf die CASAG aus den Segeln zu nehmen. Die Sportverbände in Österreich wären ein Kollateralschaden, den das Finanzministerium unter Gernot Blümel willentlich mit der geplanten Glücksspielreform in Kauf nehmen würde. Ausgerechnet der Gernot Blümel, der noch immer bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt wird.
Im Brandbrief an Vizekanzler Werner Kogler warnen die Sportverbände in Österreich aus Fußball, Eishockey, Basketball, Volleyball und Handball auch vor möglichen Beschränkungen bei der Werbung und beim Sponsoring im Bereich Sportwetten. Ein Wegfall der zahlungskräftigen Partner hätte massive negative Auswirkungen auf Profi- wie auch Breitensport. Allein in der Tipico Bundesliga haben 11 der insgesamt 12 Mannschaften einen Sponsor aus dem Bereich Sportwetten. Der SCR Cashpoint Altach trägt sogar seit vielen Jahren den Namen der Gauelmann-Tochter im Vereinsnamen. Würden hier große Millionenbeträge für die Vereine und den Verband wegfallen, würde mit Sicherheit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Klubs in europäischen Wettbewerben leiden, was langfristig zu weiteren geringeren Einnahmen führen würde.
Netzsperren gegen Online Casinos würden das Problem noch verschärfen
Für die Sportverbände in Österreich sind nicht nur die Pläne zu den Werbeeinschränkungen in der geplanten Glücksspielreform ein großes Problem, sondern ebenso die angedachten Netzsperren gegen Online Casinos. Bis 2027 besitzt noch die CASAG über ihre Tochter, die Österreichischen Lotterien, eine Lizenz in der Alpenrepublik zum Betrieb eines Online Casinos. Bislang wurde keine weitere ausgestellt, was die Casinos Austria wie im terrestrischen Bereich zum Monopolisten macht. Allerdings fand in der Vergangenheit keine wirklich Verfolgung der ausländischen Anbieter statt. Dies soll sich nun jedoch nach den Plänen des Finanzministeriums unter Gernot Blümel ändern. Geplant sind Netzsperren, mit denen sämtliche ausländischen Betreiber ausgesperrt werden sollen. Sollte dies tatsächlich umgesetzt werden, wären fast alle Buchmacher in Österreich davon betroffen, da diese in den meisten Fällen ebenso Spielautomaten und Live Casino Spiele anbieten. Diese müssten sich dann nach der Glücksspielreform von diesem Geschäftszweig in Österreich trennen, was wiederum die Sportverbände und Vereine in Schwierigkeiten bringen würde. Rund 60 Prozent der Umsätze generieren nämlich die Glücksspielunternehmen mit ihren Online Casinos. Ein Wegfall würde somit die Betreiber dazu zwingen, automatisch das Sponsoring sowie die Werbung finanziell herunterzufahren, was weniger Einnahmen für den Sport bedeuten würde. Im schlimmsten Fall würden sich viele Anbieter von Sportwetten und Online Casinos komplett aus Österreich zurückziehen, da sich der Markt wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Für viele Sportverbände und Vereine wäre dies der Super-GAU, da diese Partner kaum adäquat finanziell zu ersetzen wären.
Schützenhilfe erhalten die Sportverbände in Österreich gegen die geplante Glücksspielreform auch vonseiten der OVWG, die bereits seit Anfang April in einer Kampagne auf einen ganz besonderen Umstand aufmerksam macht. Auf der einen Seite lässt das Finanzministerium es so aussehen, als ob die Reform aufgrund des Ibiza-Skandals nun die strukturellen Probleme im Land mit engen Verbindungen zwischen Politik und österreichischen Glücksspielunternehmen wie Novomatic und CASAG angehen will. In Wirklichkeit jedoch profitiert ausgerechnet die Casinos Austria von all den Plänen am stärksten und dies, obwohl sie mittlerweile sich im Mehrheitsbesitz der Sazka Group aus Tschechien befindet. Mit dem Slogan „kontrollierter Wettbewerb statt tschechisches Monopol / #wenn man und lässt“ bringt die OVWG dieses Problem deutlich zur Sprache. Wieso hofiert die österreichische Politik die Sazka Group so stark und will ihr dabei helfen, dass eigene lukrative Online Casino Monopol aufrecht zu erhalten, obwohl dies jederzeit gesetzlich geändert werden könnte? Wie die „Kronen Zeitung“ nämlich herausfand, musste die Österreichischen Lotterien für ihre Online Casino Lizenz nämlich einem wichtigen Punkt zustimmen. In diesem ist davon die Rede, dass jedes Unternehmen, welches eine solche Konzession erteilt bekommt, damit rechnen muss, dass an den rechtlichen Rahmenbedingungen jederzeit Änderungen vorgenommen werden können. Des Weiteren wird erklärt, dass dadurch der Lizenznehmer in Bezug auf die Exklusivität seiner Lizenz keine Garantie erhält. Diese kann nämlich jederzeit durch Gesetze aufgehoben oder eingeschränkt werden. Sofern die österreichische Politik tatsächlich Interesse an einem fairen Lizenzsystem hätte, wie es mittlerweile in fast allen europäischen Ländern üblich ist, stünde diesem rein rechtlich somit überhaupt nichts im Wege. Nur anscheinend fehlt aus nicht nachvollziehbaren Gründen der Wille dazu.
Mit der aufgedeckten Klausel in Bezug auf die Online Casino Lizenz der CASAG durch die „Kronen Zeitung“ rückt nun ebenfalls erneut der Skandal rund um Novomatic und die FPÖ wieder ins Rampenlicht. In der Vergangenheit hatten immer wieder Vertreter des Novoline Spielautomatenherstellers wie der ehemalige CEO Harald Neumann betont, dass es rechtlich überhaupt gar keine Handhabe gegeben hätte für eine weitere Online Casino Lizenz in Österreich. Die Recherchen der „Kronen Zeitung“ scheinen dem jedoch zu Widersprechen.
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