Thüringen stellt sich gegen Sperrdatei

Im Freistaat Thüringen hat man sich nun erst einmal gegen eine Sperrdatei im Sinne der Suchtprävention für suchtgefährdete und süchtige Spieler gestellt. (Bild von Mayya666 auf Pixabay)

Politiker muss mal jemand verstehen. Beim Thema Glücksspiel wird aktuell in Deutschland heiß diskutiert. Erst beim kürzlich geschlossenen Glücksspielstaatsvertrag waren sich quasi alle Länder einig, dass beispielsweise Online-Casinos verboten bleiben sollen, um den Spielerschutz zu fördern. Eine Ausnahme bildet hier bekanntlich das Bundesland Schleswig-Holstein, das eigene Lizenzen an Casinos verteilt und sie damit legalisiert. Denn war das Thema Spielsucht eine große Debatte. Umso überraschender ist jetzt die Entscheidung des Thüringer Landtages, keine Sperrdatei für suchtgefährdete und süchtige Spieler in Spielhallen und Spielbanken einzuführen. Denn nach Suchtprävention und Spielerschutz klingt das nicht gerade.

Sperrdateien werden schon in einigen Bundesländern eingesetzt

In der heutigen technologisierten Welt gibt es praktisch für jedes Problem auch Lösungen. Auch beim Thema Glücksspielsucht ist das natürlich nicht anders. So werden in einigen Bundesländern bereits Sperrdateien genutzt, in denen sich suchtgefährdete oder süchtige Spieler aufnehmen lassen können, um so keinen Zutritt zu Spielhallen oder Spielbanken zu erhalten. Sogar ist es bei diesen Sperrdateien schon möglich, dass Dritte gefährdete Spieler melden, diese dann überprüft werden und gegebenenfalls in die Sperrdatei aufgenommen werden, falls sich der Verdacht bestätigen sollte. Im Sinne des Spielerschutzes ist das sicherlich eine sinnvolle Maßnahme, um eventuell Schlimmeres zu verhindern. Kein Wunder also, dass immer mehr Bundesländer auf zentrale Sperrdateien großen Wert legen, um ihrer Verantwortung nachzukommen. Zumal es eben auch kein großer Akt ist und von den Politikern meist sowieso nur eine Verteufelung des Glücksspiels zu hören ist. Umso überraschender kommt jetzt die Entscheidung aus dem Thüringer Landtag. In dem Freistaat soll vorerst keine zentrale Sperrdatei zum Einsatz kommen.

Abwarten und Tee trinken

Glücksspiel ist böse, die Spieler werden verführt und süchtig gemacht und was nicht alles sonst noch hört man aus Politikerkreisen, wenn es um das Spielen in Spielhallen, Casinos oder sonst wo geht. Eine regelrechte Verteufelung ist nicht selten der Fall. Im Freistaat Thüringen lautet das Motto der Stunde: „Abwarten und Tee trinken.“ Dort soll es nach einem Beschluss der Landesregierung erst einmal keine Sperrdatei für die Spielhallen geben, wie es der Landtag verlauten ließ. Für Spielbanken ist das sowieso nicht nötig, da die einzige Spielbank in Erfurt bereits 2014 ihre Tore für immer schloss. Spielhallen gibt es aber genügend in Thüringen. Dennoch möchte man dort erst einmal auf eine zentrale Sperrdatei verzichten und die Ergebnisse aus den anderen Ländern abwarten, die dieses System zur Suchtprävention bereits nutzen. War also doch nur alles heiße Luft von wegen Suchtprävention und Spielerschutz?

Thema Suchtprävention also doch nur heiße Luft bei Politikern?

Dass Politiker bekannt dafür sind, viel zu reden, wenn der Tag lang ist, ist wohl für niemanden ein Geheimnis mehr. Gerade deswegen hat die Entscheidung des Thüringer Landtages auch einen komischen Beigeschmack, auch wenn sich der Landtag durchaus etwas dabei gedacht hat. So ließ er in einem Statement verlauten, dass man erst einmal die Ergebnisse der anderen Länder abwarten wolle, aber auch die generelle Entwicklung. Schließlich soll es ja schon bald einen neuen Glücksspielstaatsvertrag geben und diesbezüglich stehe wohl eine deutschlandweite zentrale Sperrdatei im Raum. Bis dahin möchte man im Freistaat also erst einmal abwarten. Dennoch wird man den Eindruck nicht ganz los, dass das Gerede um Suchtprävention und Spielerschutz mehr heiße Luft in Thüringen ist. Schließlich wäre es ein Leichtes, bis zum endgültigen neuen Glücksspielstaatsvertrag auch eine Sperrdatei zu nutzen. Einer dran vielleicht anschließenden länder- und spielübergreifenden Sperrdatei steht eine thüringische Sperrdatei schließlich nicht im Weg.

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