Viele Verlierer – ein Gewinner in der KW 19 -2019

Betsson und William Hill sowie Live Casino Anbieter mit negativen Tendenzen. Aber… wer ist der Gewinner an der Börse diese Woche? Photo von Lorenzo Cafaro auf Pixabay

In dieser Woche waren bei der Anlage in Echtgeld-Casino-Aktien starke Nerven gefragt. Bis auf einen Wert verloren alle Unternehmen auf unserer Watchlist deutlich. Dabei waren Kursrücksetzer zwischen 3 und fast 14 % vertreten. Dafür war bei der Gewinneraktie ein Plus von mehr als 15 % drin.

Der Verlierer der Woche: Betsson

Die schwedische Onlineplattform für Wetten und Spiele berichtete am Dienstag, dem 7. Mai 2019, die Ergebnisse für das erste Quartal. Die Zahlen konnten sich sehen lassen – trotz der schwierigen rechtlichen Situation im Heimatland. Der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um 10 % auf 1,33 Milliarden Schwedische Kronen (SEK). Dabei entfielen 10 % des Wachstums auf das Casinogeschäft und 13 % auf Sportwetten.

Die positive Entwicklung beruhte auf der Expansion in Kontinentaleuropa. In Skandinavien erzielte Betsson jedoch nur 1 % mehr Umsatz. Das EBITDA stieg noch stärker als der Umsatz um 22 % auf 346 Millionen SEK.

Der Gewinnsprung lässt sich laut CEO Pontus Lindwall in erster Linie mit dem “Back-on-Track”-Programm begründen. Diese Neuausrichtung des Unternehmens zielte auf eine Effizienzsteigerung durch Einsparungen und Wachstum ab.

Leider spiegelten sich die guten Neuigkeiten in keiner Weise im Aktienkurs der Betsson AB wider. Das Papier verlor 13,3 % an Wert und notiert nun bei 5,97 Euro. Ein Grund für den Abstiegskurs könnte der für nächste Woche angekündigte Aktiensplit sein. Die alten Aktien werden am Dienstag im Verhältnis 2:1 in neue Aktien mit der ISIN SE0012454 getauscht.

Dass eine solche Kapitalmaßnahme nicht ausschließlich negativ gesehen werden muss, bewies der Spieleentwickler Evolution Gaming vor zwei Wochen. In dieser Woche konnten sich selbst die Live-Casino-Spezialisten nicht dem allgemeinen Trend entziehen und verloren 7,2%.

William Hill setzt seine Schweden-Pläne um

William Hill setzte seinen Abstieg an der Börse in dieser Woche fort. Dabei beschleunigte das Unternehmen hinter den William Hill Online-Casinos sein Tempo. Nach dem Vorwochenverlust von 4 %, mussten die Aktionäre einen weiteren Wertverfall von 11,9 % hinnehmen. Die Aktie ist nun für lediglich 1,63 Euro zu haben.

Ein wichtiger Grund für die Skepsis gegenüber William Hill mag der Markteintritt in Schweden sein. Dort haben Unternehmen seit Jahresbeginn mit einer strikten Regulatorik, gesetzlich geminderten Gewinnchancen für die Unternehmen sowie höheren Ausgaben für Compliance sowie Suchtprävention zu kämpfen. Spielekonzerne, die ihren Haupt- oder Heimatmarkt in Schweden haben, suchten schon vor dem Inkrafttreten der neuen Wettspielgesetze nach Wachstum außerhalb Skandinaviens.

William Hills Drang nach Norden erscheint vor diesem Hintergrund beinahe wie eine Trotzreaktion. Mithilfe des 2018 übernommenen Online-Casinos Mister Green (MRG), gelang der Markteintritt schneller als erwartet. Ursache hierfür war die vorhandene Glücksspiellizenz von MRG in Schweden. So konnte der Mutterkonzern seine Angebote Redbet.se und WilliamHill.se zügig in Schweden platzieren.

LeoVegas sichert sich die grüne Laterne

Der an den Börsen arg gebeutelte Konzern hinter den LeoVegas-Online-Casinos witterte in dieser Woche Höhenluft. Letzte Woche verkündete die Konzernführung ein erfreulich gutes erstes Quartal 2019. Die Reaktionen auf den Handelsplätzen fielen fulminant aus. Das fortgesetzte Kursfeuerwerk in dieser Woche entschädigte die Anleger für einige gerissene Geduldsfäden: Das Papier gewann weitere 15,2 % und steht nun bei 2,74 Euro.

Damit ist LeoVegas in dieser Woche das einzige Unternehmen auf unserer Watchlist, das überhaupt eine Wertentwicklung im positiven Bereich erzielte. Auf Jahressicht ist dennoch Luft nach oben. Im Juni 2018 notierte LeoVegas noch bei 8,45 Euro.

Der neue Glücksspielstaatsvertrag lähmt die Branche

Im Vorjahr zog Großbritannien die Daumenschrauben für alle Glücksspielanbieter enger und begrenzte unter anderem den Spieleinsatz an stationären Automaten auf 2 Pfund je Runde. Zu Jahresbeginn folgte Schweden dem Beispiel und erließ ebenfalls strengere Regeln für das Glücksspiel.

Nun könnte sich auch die EU ihren Spielerschutz ausbauen. Aktuell wird für Deutschland ein neuer Glücksspielstaatsvertrag verhandelt. Er sieht unter anderem vor, dass Werbung für Online-Casinos verboten werden soll. Brisanter ist ein weiterer Vertragsinhalt, der dringend neu geregelt werden muss: Aktuell müssen Unternehmen, die legal Spieleangebote im Internet anbieten möchten, eine deutsche Lizenz vorweisen. Diese waren bisher nur in Schleswig-Holstein zu bekommen, galten dann aber für die gesamte Republik. Die bisherigen Lizenzen sind im Februar jedoch ausgelaufen. Online-Casino-Anbieter, die mit europäischen Lizenzen in Deutschland agieren, bewegen sich somit in einer rechtlichen Grauzone.

Im Nachbarland Österreich hat sich die Lage für Online-Casinos bereits zugespitzt. Dort werben erste Anwälte damit, Verluste aus dem Online-Glücksspiel einzuklagen. Die Rechtsvertreter zeigen sich überaus zuversichtlich über den Verhandlungsausgang und bieten sogar kostenlose Mandate an. Dafür behalten diese im Erfolgsfall einen Anteil des Rückflusses ein. Auch sie berufen sich auf die Lizenzpflicht für den Alpenstaat. Die gesetzlich geregelte europäische Dienstleistungsfreiheit gelte für Online-Casinos nicht.

Politisch könnte eine derart strenge Auslegung des Glücksspielstaatsvertrags durchaus Sympathien wecken. Der Einsatz gegen Spielsucht kommt in der Bevölkerung zumeist gut an. Das Land Schleswig-Holstein hat allerdings bereits angedeutet, eine erneute Lizenzvergabe ins Auge zu fassen. Damit wären alle Unternehmen, die ihre Casino- und Wettangebote in Deutschland platzieren möchten, wieder auf der rechtlich sicheren Seite.

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